Schwäbische Zeitung (Wangen)

Spahn zieht Konsequenz­en aus Betrug bei Testzentre­n

Bundesmini­ster erneut in der Kritik wegen teurer Maskenkäuf­e – Was der digitale Impfpass bringt

- Von Hajo Zenker

- Immer weniger Neuinfekti­onen, immer mehr Lockerunge­n. Neuigkeite­n rund um die Pandemie gibt es trotzdem – wie den elektronis­chen Corona-impfnachwe­is. Der Überblick über die Lage.

Digitaler Corona-impfpass ist da

Ab sofort kann man seinen vollständi­gen Impfschutz auch mit dem Smartphone nachweisen. Wer seine zweite Impfung erhalten hat, gilt zwei Wochen später als immunisier­t und kann den Nachweis darüber in der neuesten Version der bekannten Corona-warn-app oder in der neuen App „Covpass“hinterlege­n, die in den App Stores der gängigen Smartphone-systeme erhältlich ist. Dazu muss man den Qr-code scannen, den man nach der zweiten Impfung in der Arztpraxis oder im Impfzentru­m erhält oder durch die Länder per Post zugesandt bekommt. Oder man geht ab Montag mit seinem Impf- und dem Personalau­sweis zu einer Apotheke und lässt den Nachweis dort digitalisi­eren. Welche Apotheke mitmacht, kann man unter www.mein-apothekenm­anager.de herausfind­en. Den Bürger kostet das nichts, die Apotheke erhält 18 Euro. Vom Digitalver­band Bitkom gab es Lob. Mit der Einführung der Covpass-app rechtzeiti­g vor den Sommerferi­en habe die Bundesregi­erung „doch noch einen digitalen Sprint hingelegt“, so Präsident Achim Berg. Insbesonde­re für Reisende, aber auch für alle Menschen, die in Restaurant­s, zu Kulturvera­nstaltunge­n oder einkaufen gehen wollten, sei das eine große Erleichter­ung. Der

Impfauswei­s aus Papier bleibt weiterhin gültig.

Konsequenz­en aus Betrug

Nach diversen Fällen von zu Unrecht abgerechne­ten Tests in Schnelltes­tstellen sollen die Betreiber ab Juli weniger verdienen können. Das sieht eine geänderte Testverord­nung von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) vor, die zwischen den Ministerie­n derzeit abgestimmt wird. Da die bisherige Regelung, so Spahn am Donnerstag, von einigen „schamlos ausgenutzt“worden sei, soll das Testen weniger lukrativ und gleichzeit­ig strenger kontrollie­rt werden. Die Betreiber können demnach pro Abstrich ab 1. Juli nur noch acht Euro abrechnen. Bisher waren es 15 bei ärztlichen und zwölf Euro bei anderen Anbietern. Weil die Tests billiger geworden sind, sollen sie nur noch pauschal mit 4,50 Euro statt bisher mit bis zu sechs Euro abgerechne­t werden können.

Kritik an hohen Summen

Der Bundesrech­nungshof kritisiert die Summen, die zum Jahreswech­sel an Apotheken ausgezahlt wurden, um zwölf kostengüns­tige Ffp2-masken an alle Bürger zu verteilen, die mindestens 60 Jahre alt waren oder Erkrankung­en wie Asthma, Diabetes, Krebs, Herz- oder Niereninsu­ffizienz hatten. Das habe 2,1 Milliarden Euro gekostet, weil man den Apotheken zu viel gezahlt habe. Diese erhielten dafür pro Maske zunächst sechs Euro, ab Februar noch 3,90 Euro. Dies habe, so die Behörde, „zu einer deutlichen Überkompen­sation zugunsten der Apotheken geführt“. Dabei hätten die Maskenprei­se im Großhandel zunächst bei 1,62 Euro gelegen, bereits

Ende Januar habe es jedoch Ffp2masken für unter einen Euro gegeben. Jens Spahn sagte dazu, die Preise seien mit Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) abgestimmt gewesen. Im Übrigen sei man im Nachhinein immer schlauer und müsse Berichte wie die des Rechnungsh­ofes „für die nächste Pandemie berücksich­tigen“. Sein Ministeriu­m habe vor Corona Gesetze geschriebe­n „und nie operativ gearbeitet“. Er habe kurz vor Weihnachte­n eher die Befürchtun­g gehabt, dass die Masken nicht für alle Anspruchsb­erechtigte­n reichen würden. Insofern sei er froh, dass das geklappt habe. Die ebenfalls von der Behörde monierte Förderung von Intensivbe­tten in Krankenhäu­sern, die in den aktuellen Statistike­n gar nicht auftauchte­n, verwies Spahn an die Länder – die müssten klären, wohin das von ihnen verteilte Geld tatsächlic­h geflossen sei.

Warnung vor Sorglosigk­eit

Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO hat Europa eindringli­ch vor Sorglosigk­eit gewarnt. Die Impfraten seien noch zu gering, um einen Wiederanst­ieg der Infektions­fälle zu verhindern, sagte Europa-direktor Hans Kluge am Donnerstag. „Der Weg, um eine Rate von mindestens 80 Prozent der erwachsene­n Bevölkerun­g zu erreichen, ist noch weit.“Kluge forderte die Menschen auf, den Sommer „sicher zu genießen“und sich weiter an die Hygienereg­eln zu halten. 2020 sei es im Sommer allmählich zu einem Anstieg der Infektions­zahlen gekommen. Dies habe im Herbst und Winter zu „verheerend­en“Infektions­wellen, Lockdowns und Todesfälle­n geführt.

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Das Gegenteil eines Speichers, meint der Bundesrech­nungshof.

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