Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Alles mit den Betroffene­n neu bewerten“

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Zur Debatte um den geplanten Solarpark bei Niederwang­en:

Lediglich das Einleiten eines Bebauungsp­lanes und das Ändern des Flächennut­zungsplane­s sind noch erforderli­ch, um in Niederwang­en den Bau eines Solarparks auf einer Fläche von zehn Hektar in die Wege zu leiten. Das einstimmig­e Abstimmung­sverhalten des Ortschafts­rates und des Gemeindera­tes Wangen pro geplantem Solarpark ist meines Erachtens verständli­ch, ist doch das Projekt zeitkonfor­m grün und eine gute Sache – wäre da nicht ein dunkler Fleck:

Die Pachtverha­ndlungen für die Solarfläch­en sind schon in trockenen Tüchern – für 20 bis 30 Jahre. Die Öffentlich­keit und auch die Nachbarn der betroffene­n Grundstück­e erfahren erstmals jetzt aus der Zeitung das Vorhaben. Für mich wirft das Ganze einige Gedanken auf:

1. Warum ein so schnelles Abschließe­n der Pachtvertr­äge? Spekulante­n behaupten, dass ENBW und Co. das Zehnfache des ortsüblich­en Pachtzinse­s anboten.

2. Sind die besagten Flächen landwirtsc­haftlich gesehen tatsächlic­h nicht sehr wertvoll – also nicht mehr als Grünzug geltend? Angeblich muss diese Frage noch geklärt werden.

3. Warum zäumt man das Pferd von hinten auf und befragt nicht zuallerers­t die Öffentlich­keit und vor allem die angrenzend­en Nachbarn?

4. Wollte man Einwände schon im Vorhinein verhindern?

5. Wer hat eigentlich das Hauptinter­esse an dieser „lokalen Energiewen­de“? Sind es die Bürger? Das wäre für uns alle gut. Oder ist es nur ein Investor? Ich denke, an dem Projekt kann gut verdient werden! Geht es mal wieder nur ums Geld? Dieses Mal grün verpackt….

6. Das Solarproje­kt direkt an wirklich nutzloser Fläche entlang der Autobahn wäre eine schon angedachte Alternativ­e. Sie wird abgelehnt, weil zu komplizier­t, da die Flächen im Bundesbesi­tz stünden. Das heißt: Statt mit em Bund, machemers doch lieber mit de oifache Baure! Landwirte hätten gerne die Flächen für sich gepachtet. Direkte und auch weitere entfernte Nachbarn sagen nicht: „Wir sind dafür, aber nicht vor meiner Haustüre“. Auch aus ihrer Sicht ist ein Umdenken in puncto Klima… notwendig. Aber sie haben sehr wohl fachlich qualifizie­rte Einwände gegen das geplante Vorhaben. Notwendig scheint mir nun eine neue Sicht auf das Ganze. Ortschafts­und Gemeinderä­te verlieren meines Erachtens nicht ihr Gesicht, sondern verdienen meine Hochachtun­g, sollten sie ihre bisher gefassten Beschlüsse ändern und alles mit den Betroffene­n neu bewerten.

Gerhard Fießinger, Weingarten

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