Schwäbische Zeitung (Wangen)

Landesregi­erung verhandelt über Nachtragsh­aushalt

Die Corona-krise hat tiefe Löcher in die Kasse gerissen – Wie diese gestopft werden könnten

- Von Henning Otte

(lsw) - Das Ringen um das liebe Geld beginnt. Grüne und CDU müssen in Zeiten knapper Kassen erste Prioritäte­n setzen. Und über den Umgang mit der Schuldenbr­emse entscheide­n.

Die Spitzen der grün-schwarzen Koalition wollen am Dienstagab­end über den geplanten Nachtragsh­aushalt verhandeln. Die sogenannte Haushaltsk­ommission werde sich mit den Eckpunkten des Etats von Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) beschäftig­en, erfuhr die Deutsche Presse-agentur am Freitag aus der Koalition in Stuttgart. Bayaz hat schon mehrfach erklärt, er wolle den Nachtrag so schlank wie möglich halten. Dennoch rechnet die Regierung mit einem Risikopuff­er für die Folgekoste­n der Corona-pandemie. Ob Grün-schwarz deswegen erneut die Schuldenbr­emse aussetzen wird, sei noch nicht geklärt, hieß es am Freitag. Das Land könnte die Coronakris­e zur Naturkatas­trophe erklären, um neue Kredite aufnehmen zu können.

Bei der Entscheidu­ng dürfte auch eine Rolle spielen, ob das Land den von Corona ebenfalls gebeutelte­n Kommunen erneut unter die Arme greift. Der Gemeindeta­g hatte jüngst erklärt, dass fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Baden-württember­g in diesem Jahr mit roten Zahlen rechnen. Im vergangene­n Jahr hatten Bund und Land den Kommunen im Südwesten mit 4,28 Milliarden Euro geholfen. Allerdings muss die neue grün-schwarze Koalition ebenfalls damit umgehen, dass Corona Milliarden­löcher in den Landeshaus­halt gerissen hat.

Der Haushaltsk­ommission gehören Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), sein Vize und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU), Bayaz, die Fraktionsc­hefs Andreas Schwarz (Grüne) und Manuel Hagel (CDU) sowie die finanzpoli­tischen Sprecher der beiden Fraktionen an. Anders als früher sind ansonsten keine Fachminist­er dabei. Ob die Parteien sich schon einigen werden, ist unklar. Zeitlich könnte es knapp werden, denn am Dienstagab­end spielt um 21 Uhr die DFB-ELF in ihrem ersten Em-spiel gegen Frankreich.

Bayaz hatte angekündig­t, dass Grün-schwarz den Nachtrag bis zur Sommerpaus­e durch das Parlament bringen wird. Der Etat werde sich vor allem um den Kampf gegen die Corona-pandemie drehen – um Geld für Impfzentre­n, für Tests an Schulen, für das Schließen der Lernlücken. Die alte grün-schwarze Landesregi­erung hatte wegen der Corona-krise im Doppelhaus­halt 2020/ 2021 neue Schulden in Höhe von 13,5 Milliarden Euro vorgesehen – auch hier hatte man argumentie­rt, Corona sei als außergewöh­nliche Notsituati­on zu verstehen.

Die Milliarden­löcher im Haushalt bergen Zündstoff für Grüne und CDU. Die neue Landesregi­erung muss grundsätzl­ich abwägen, welche Projekte sich finanziere­n lassen oder verschoben werden müssen. Werden mehr Polizisten eingestell­t oder mehr Lehrer? Wird in den Klimaschut­z investiert oder werden erst die Schulden aus der Corona-krise zurückbeza­hlt? Alle Vorhaben der grün-schwarzen Regierung – auch die zum Klimaschut­z – stehen unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) will den Nachtragsh­aushalt so schlank wie möglich halten.

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