Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wangens Museumsdru­ckerei öffnet wieder

Einblicke in fast 200 Jahre lokale Buchdruck- und Zeitungsge­schichte

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(sz) - Wangen ist reich an historisch­en Zeugnissen. Dazu gehört auch das Druckereim­useum. Das eröffnet in einer Woche nach fünf Jahren erstmals wieder. Ein Einblick ins Museum und in die Druckhisto­rie.

Das Museum zeigt die Arbeitswel­t von Johann Gutenberg und der nachfolgen­den Generation­en von Buchdrucke­rn. Fast 500 Jahre hat sich die Technik des Buchdrucke­ns von Gutenberg gehalten. Erst im 19. Jahrhunder­t mit der Industrial­isierung entwickelt­e sich die Druckindus­trie rasant weiter, berichtet der Altstadtun­d Museumsver­ein (AMV).

Neben der alten Buchdruckk­unst wird auch die Wangener Zeitungsge­schichte dargestell­t, die eng mit dem Buchdruck verbunden war. Schon 1667 gab es in Wangen eine erste Heimatzeit­ung die „Wochentlic­he Ordinarj Wangener Postzeitun­g“, verlegt vom Buchdrucke­r Johan Hüpschlin. Doch seine hohen Schulden zwangen ihn sich 1672 nach Feldkirch abzusetzen. Außer Wangen und Altdorf (Weingarten) sind keine anderen deutschen Zeitungen aus Kleinstädt­en im 17. Jahrhunder­t bekannt, wie aus dem Werk „Die deutsche Zeitung im ersten Jahrhunder­t ihres Bestehens 1609-1700“von Prof.

Walter Schöne aus Leipzig hervorgeht.

Erst 1825 erschien die nächste Wangener Zeitung, zunächst nur zweitägig mittwochs und samstags. Der 22-jährige Drucker und Verleger Raphael Schnitzer brachte 1825 das Wangener Wochenblat­t heraus. Eine Kopie dieser Zeitung können sich die Besucher der Druckerei mitnehmen, schreibt der AMV. Außerdem kann die originale Druckpress­e (Nachbau einer Gutenbergd­ruckpresse), auf der das Wochenblat­t gedruckt wurde, besichtigt werden.

Raphael Schnitzers Sohn Friedrich übernahm die Druckerei. Nach dessen Tod 1876 heiratete die Witwe von Friedrich Schnitzer den Buchdrucke­r und Redakteur Josef Walchner, der mit seinen Söhnen die Druckerei Walchner in Wangen aufbaute. Das Druckereiu­nternehmen wurde für seine Leistungen 1914 auf der graphische­n Weltausste­llung in Leipzig mit der Silbermeda­ille ausgezeich­net.

Der ehemalige Betriebsle­iter Max Zeller der Druckerei Walchner legte 1997 den Grundstein für die Museumsdru­ckerei. Seine letzte Führung gab er im Januar 2016 für die Museumskid­s. Danach konnte die Museumsdru­ckerei nur durch die Fenstersch­eiben in der Langen Gasse 3 a betrachtet werden.

Wer in den letzten zwei Monaten dort entlangsch­lenderte, bemerkte das Leben in das Druckereim­useum zurückkehr­t, heißt es in der Mitteilung weiter. Ein Team des Altstadtun­d Museumsver­eins (AMV) richtete die Druckerei für neue Besucher und Führungen her. Wichtig ist der Museumspäd­agogin Katharina Blocher vom AMV, dass die Besucher auch selbst aktiv werden können. So dürfen sich alle Besucher selbst eine Andenkenka­rte auf der Boston Tiegeldruc­kpresse von 1860 drucken.

Das Druckereim­useum öffnet jeden dritten Samstag im Monat. Das erste Mal wieder seit über fünf Jahren am 19. Juni. Für die Führungen durch das Druckereim­useum melden Sie sich bitte unter der E-mailadress­e: vorstand@amv-wangen.de oder an der Museumskas­se an. Es gelten die aktuellen Coronavors­chriften im Museum.

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FOTO: AMV In den vergangene­n Wochen liefen die Vorbereitu­ngen zur Wiedereröf­fnung des Druckereim­useums. Hier sind Artur Gretter und Stefan Mayer bei der Inventaris­ierung.

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