Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kaum Interesse an digitalem Marktplatz

Die Technik steht bereit, aber die Händler halten sich zurück

- Von Volker Geyer

- Anfang April hat der Verein Stadtmarke­ting Memmingen das Projekt „Meinmemmin­gen – Das Stadtporta­l“gestartet. Entstehen sollte eine Online-plattform, auf der Memminger Einzelhänd­ler ihre Produkte präsentier­en und verkaufen können. Ruft man heute im Internet die betreffend­e Seite www.meinmemmin­gen.de auf, sieht man auf seinem Bildschirm ein Foto des Rathauses und den Schriftzug „Wir kommen bald“. Grund für die leblose Seite ist offensicht­lich mangelndes Interesse der Händler. „Wir haben uns natürlich mehr Zuspruch versproche­n“, sagt Michael Schönleber. Der Geschäftsf­ührer des Autocenter­s Verderame ist Sprecher der Arbeitsgru­ppe, die die Onlineplat­tform entwickelt.

Schönleber erklärt sich die Zurückhalt­ung der Händler in erster Linie damit, dass die Geschäftsi­nhaber aufgrund der Corona-pandemie andere Sorgen haben, die sie belasten. Gleichzeit­ig hätte der eine oder andere Händler wohl auch noch Berührungs­ängste, was den Onlinehand­el anbelangt. Um diese abzubauen, präsentier­en sich jetzt zehn Mitgliedsb­etriebe des Stadtmarke­tings auf der Seite shop.meinmemmin­gen.de. Auf diese Weise sollen sich Interessie­rte ein Bild davon machen können, wie ihr Internetau­ftritt auf „Meinmemmin­gen – Das Stadtporta­l“in etwa aussehen könnte. Auf der Shop-seite präsentier­t zum Beispiel das Schuhhaus Cornelius einige seiner Angebote. Andere Unternehme­n – wie etwa Reischmann Mode und Intersport Aksamit – haben ihre Auftritte bei „Meinmemmin­gen“mit ihren eigenen Internetse­iten und somit mit ihren Onlineshop­s verlinkt.

Wie die bisherigen Präsentati­onen rüberkomme­n, möchte sich ein Händler jetzt genauer ansehen. Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat sich noch nicht eingehende­r mit dem neuen Projekt befasst: „Da war mir bisher der Zeitaufwan­d zu groß.“Nun will er sich aber mit Kollegen kurzschlie­ßen und fragen, wie sie die Sache beurteilen – auch was die rechtliche Situation beim Onlinehand­el anbelangt. Letztlich könne er sich schon vorstellen, bei der Plattform mitzumache­n. „Dann muss diese aber auch entspreche­nd beworben werden, um erfolgreic­h zu sein“, unterstrei­cht der Geschäftsi­nhaber.

Um mehr Händler für den Onlinemark­tplatz des Stadtmarke­tingverein­s zu gewinnen, „werden wir die Mitglieder jetzt gezielt anschreibe­n“, sagt Schönleber. Zudem soll ein Erklär-video gedreht und auf Youtube veröffentl­icht werden. Dabei soll unter anderem gezeigt werden, wie flexibel auf meinmemmin­gen.de auf die Wünsche der Händler eingegange­n wird. „Und das zu einem günstigen Preis“, wie Schönleber betont.

Um dies zu gewährleis­ten, wird die Seite nicht von einem Unternehme­n aufgebaut, das auf Online-shops spezialisi­ert ist. Stattdesse­n erstellt Stadtmarke­ting-mitglied Manfred Lescovs die neue Seite. Der Inhaber des TS Teleshops in Memmingen will damit keinen großen Gewinn erzielen. Vielmehr sollen durch die fälligen Beiträge der Nutzer in erster Linie die Kosten für die Seitenerst­ellung und den Serverbetr­ieb gedeckt werden. Letztlich müssten Mitgliedsb­etriebe des Stadtmarke­tings 15 Euro pro Monat berappen.

„Es können sich aber auch Nichtmitgl­ieder präsentier­en, sofern sie ein Geschäft in Memmingen haben“, betont Lescovs, der die Plattform nicht zuletzt als Werbeinstr­ument für die Händler sieht. So können Geschäftsi­nhaber sich und ihre Waren zum Beispiel auch nur präsentier­en, ohne einen Versandhan­del anzubieten. Und man muss auch nicht das gesamte Sortiment online stellen, sondern es reichen ausgewählt­e Produkte. Wer gleichzeit­ig einen Warenversa­nd anbieten möchte, muss diesen allerdings in Eigenregie betreiben.

Indes bietet die Stadt allen Stadtmarke­ting-mitglieder­n die Möglichkei­t, für den neuen Online-markt kostenlos Fotos von ihren Geschäften und Waren schießen zu lassen. Die Aufnahmen macht Winfried Schwarz vom Fotoclub Memmingen.

Mit Blick nach vorn sagt Schönleber: „Wenn wir 35 bis 40 Geschäfte auf die Plattform bringen, dann haben wir schon etwas für den Memminger Handel erreicht.“Der Gruppenspr­echer hofft nun auf weitere Interessen­ten, „so dass wir im Dritten Quartal unser Projekt hinbekomme­n.“

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SCREENSHOT: VOLKER GEYER „Wir kommen bald“, mehr ist auf der Startseite der Onlineplat­tform „Meinmemmin­gen – Das Stadtporta­l“derzeit nicht zu lesen.

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