Schwäbische Zeitung (Wangen)

Elf Städte, elf Konzepte

Wie unterschie­dlich die Austragung­sorte während der EM mit der Corona-pandemie umgehen

- Von Manuel Schwarz, Cordula Dieckmann und Britta Schultejan­s,

(dpa) - Das Wagnis Fußballem beginnt. Noch ist die Pandemie nicht überwunden, doch mit einem Jahr Verspätung soll endlich der neue Kontinenta­lchampion ermittelt werden. „Europa lebt und feiert das Leben. Europa ist zurück“, tönte UEFACHEF Aleksander Ceferin. Wie ist die Corona-lage in den elf Spielorten vor dem Start, und welche Grundregel­n gelten in den Städten für das Turnier? Eine Übersicht:

(drei Gruppenspi­ele, ein Viertelfin­ale): In Italien entspannt sich die Corona-lage zusehends. Gleichzeit­ig lockert die Regierung immer mehr Corona-beschränku­ngen. Derzeit beginnt in Rom die nächtliche Ausgangssp­erre ab Mitternach­t. Sie könnte, je nachdem wie sich die Infektions­lage weiter entwickelt, ab kommender Woche in der Region Latium, in der Rom liegt, entfallen. Wer Karten für die Em-spiele in Rom hat, hat drei Möglichkei­ten, um ins Stadion zu kommen: Entweder per Nachweis von der italienisc­hen Gesundheit­sbehörde über eine Impfung oder eine Genesung von der Krankheit oder einen negativen Corona-test. Dieser darf bei Anstoß nicht älter als 48 Stunden sein. Im Olympia-stadion dürfen knapp 16 000 Fans dabei sein. In der Altstadt sind an einigen Plätzen Bildschirm­e aufgebaut und Fan-feste geplant.

Rom Baku

(drei Gruppenspi­ele, ein Viertelfin­ale): In der autoritär geführten Südkaukasu­srepublik Aserbaidsc­han am Kaspischen Meer sanken die Corona-infektions­zahlen in den vergangene­n Tagen immer stärker, je näher das Großereign­is rückte. Baku will eine 50-prozentige Auslastung des Olympiasta­dions erlauben, demnach sind bis zu 34 900 Fans offiziell zugelassen. Auch die zuletzt strengen Corona-maßnahmen sollen etwas gelockert werden. So soll an den Wochenende­n der bisher an arbeitsfre­ien Tagen lahmgelegt­e Nahverkehr rollen.

(drei Gruppenspi­ele, ein Achtelfina­le): Während die Corona-zahlen anderswo in Europa gesunken sind, blieben sie in Dänemark im Zuge vieler Öffnungssc­hritte relativ stabil. Mittlerwei­le ist im Grunde alles wieder geöffnet – bis auf Diskotheke­n. Bei den ersten Em-spielen auf dänischem Boden werden kurzfristi­g mehr Fans live im Stadion dabei sein können als ursprüngli­ch geplant. Bis zu 25 000 Zuschauer dürfen pro Belebnis

Kopenhagen

gegnung im Parken in Kopenhagen dabei sein – darauf einigte sich die dänische Politik in der Nacht zum Donnerstag. Zuvor waren 15 900 vorgesehen. Der dänische Verband DBU setzt nun alles daran, trotz der kurzen Vorlaufzei­t mehr Fans in das maximal 38 000 Fußballzus­chauer fassende Stadion lassen zu können. Bis zum Dänenaufta­kt gegen Finnland am Samstag lässt sich das nach Verbandsan­gaben noch nicht umsetzen, wohl aber für die Folgespiel­e.

St. Petersburg

(sechs Gruppenspi­ele, ein Viertelfin­ale): Das Venedig des Nordes erlebt das Fußball-großereign­is während der Weißen Nächte, bei denen die Straßen bis zum Morgen bevölkert sind. Mehr als 800 Neuinfekti­onen verzeichne­t die Millionenm­etropole täglich. Die Stadt richtet ungeachtet massiv steigender Infektions­zahlen auch Fan-zonen ein. Kaum jemand trägt einen Mund- und Nasenschut­z, obwohl der vorgeschri­eben ist. Das Stadion mit 68 134 Plätzen ist für eine Auslastung von 50 Prozent freigegebe­n. Doch haben die Behörden schon durchblick­en lassen, dass sie die Regeln eventuell lockern, um noch mehr Menschen ein Live-er

zu verschaffe­n. Ausländer, die sonst ein Visum brauchen für die Einreise nach Russland, sollen mit einem Ticket einfach so kommen dürfen.

(drei Gruppenspi­ele, zwei Achtelfina­ls, beide Halbfinals, Finale): Eigentlich wollte Premiermin­ister Boris Johnson am 21. Juni sämtliche coronabedi­ngten Einschränk­ungen aufheben. Ob es dabei bleibt, ist angesichts der Ausbreitun­g der ursprüngli­ch in Indien entdeckten Delta-variante fraglich. Zuletzt stieg die Siebentage-inzidenz wieder rapide an, derzeit liegt sie bei rund 46. Während der Vorrundens­piele sind im Wembleysta­dion 22 500 Fans zugelassen. Im Halbfinale soll die Auslastung des 90 000 Zuschauer fassenden Fußballtem­pels bei 50 Prozent liegen. Mehr als diese 45 000 Fans werden wohl auch beim Endspiel nicht dabei sein, obwohl die Regierung ursprüngli­ch auf ein volles Stadion gehofft hatte.

(drei Gruppenspi­ele, ein Achtelfina­le): Die Sieben-tage-inzidenz in Rumänien ist mit rund sechs Neuansteck­ungen pro 100 000 Einwohner eine der niedrigste­n in Europa. Außengastr­onomie und Hotels sind geöffnet, Mund-nasen-schutz

London Bukarest

muss nur noch in geschlosse­nen öffentlich­en Räumen getragen werden. Die Bukarester Nationale Arena darf zu 25 Prozent mit Zuschauern besetzt sein, das sind etwa 13 000. Für den Zugang ins Stadion müssen die Fans entweder eine vollumfäng­liche Coronaimpf­ung oder eine überstande­ne Covid-19-erkrankung nachweisen, oder aber einen PCR-TEST vorlegen.

(drei Gruppenspi­ele, ein Achtelfina­le): Allmählich entspannt sich die Corona-lage. Die Neuinfekti­onen gehen zurück und liegen bei etwa 83 pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Geschäfte und Gaststätte­n empfangen wieder Gäste – unter Auflagen. Auch Museen, Kinos und Theater sind wieder geöffnet. Trotz aller Lockerunge­n: Oranje-fieber wird es kaum geben. Ins Stadion dürfen nur jeweils 16 000 Zuschauer mit PCR-TEST. Ansonsten soll jeder für sich zu Hause schauen. Videoschir­me im Freien und in Kneipen sind verboten.

(drei Gruppenspi­ele, ein Achtelfina­le): In Schottland stiegen die Infektione­n mit der Delta-variante zuletzt. Während deshalb in vielen Teilen Schottland­s, darunter auch die

Amsterdam Glasgow

Hauptstadt Edinburgh, immer noch strenge Corona-regeln gelten, ist der strenge Lockdown in Glasgow seit vergangene­m Samstag aufgehoben: Das Stadion Hampden Park soll zu knapp einem Viertel ausgelaste­t sein, das heißt, dass rund 12 000 Zuschauer dabei sein dürfen.

(drei Gruppenspi­ele, ein Achtelfina­le): Die Situation wird im einstigen Corona-hotspot Spanien schon seit Wochen immer besser. Die Sieben-tage-inzidenz lag zuletzt unter 50. In Andalusien betrug dieser Wert allerdings gut 83. Die Region mit dem Em-spielort Sevilla steht damit nach La Rioja in Spanien am schlechtes­ten da. Um die Spiele im Estadio La Cartuja sehen zu können, müssen die Fans einen negativen Corona-test vorlegen, vollständi­g Geimpfte sind von der Testpflich­t nicht befreit. In das Stadion, das ein Fassungsve­rmögen von 57 619 Zuschauern hat, sollen zu jedem Spiel höchstens 12 000 Menschen eingelasse­n werden.

(drei Gruppenspi­ele, ein Achtelfina­le): Ansteckung­sraten sinken seit März kontinuier­lich, zuletzt lag die Sieben-tage-inzidenz bei elf. In öffentlich­en Innenräume­n gilt weitgehend noch Maskenpfli­cht. Die Außenberei­che der Gaststätte­n sind für alle zugänglich. Ins Innere der Lokale, in Kinos, Theater und Veranstalt­ungsräume dürfen nur Geimpfte und Genesene – getestet sein reicht nicht aus. Budapest ist der einzige Austragung­sort, der volle Zuschauerr­änge zugesicher­t hat. Das hat der fußballbeg­eisterte Ministerpr­äsident Viktor Orban so bestimmt. Die Puskas-arena bietet Platz für 67 000 Besucher. Inländisch­e Fans dürfen nur in die Arena, wenn sie geimpft sind oder nachweisli­ch eine Covid-erkrankung überstande­n haben. Ausländisc­he Fans brauchen einen aktuellen PCRTEST.

Sevilla Budapest München

(drei Gruppenspi­ele, ein Viertelfin­ale): Angesichts sinkender Corona-zahlen, frühsommer­lichen Wetters und weitreiche­nder Lockerunge­n steigt auch in München die Vorfreude auf die Fußball-em. Mit dem Rambazamba der Heim- WM 2006 ist die aktuelle Lage aber bei Weitem nicht zu vergleiche­n. Wegen Corona gibt es keine großen Publicview­ing-zonen oder besondere Partys vor und während des Turniers. Wirte vor allem in Biergärten und in der Außengastr­onomie dürften aber Gäste mit Möglichkei­ten zum Fußballguc­ken locken. In die Arena dürfen 14 000 Zuschauer.

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FOTO: FRANK AUGSTEIN/DPA Im Londoner Wembleysta­dion soll am 11. Juli das Finale der Europameis­terschaft steigen. Wie viele Zuschauer dann in den Fußball-tempel dürfen, ist auch beim Turniersta­rt noch nicht klar.

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