Bloß nicht wieder die Lachnummer
(dpa) - Endlich flattern sie wieder in vielen Städten im Wind, die orangenen Fähnchen und Wimpel. Sieben Jahre sind vergangen, seit die Niederlande das letzte Mal bei einem großen Turnier dabei waren. 2014 in Brasilien führte Louis van Gaal das Oranje-team auf Platz drei, in der Heimat feierten und fieberten die Fans zu Tausenden mit. Danach folgten Jahre der Tristesse. Sowohl die EM 2016 in Frankreich als auch die WM 2018 fanden ohne die Elftal statt.
Nun ist es also endlich wieder so weit, die Niederlande sind bei der paneuropäischen EM zurück auf der großen Bühne. Und dennoch hält sich die Euphorie im Spielort Amsterdam, aber auch in den anderen Städten im deutschen Nachbarland noch in Grenzen. Klar, geschmückt haben viele ihre Häuser und Straßen schon. Aber richtiges Em-fieber will bislang noch nicht aufkommen.
Was auch daran liegt, dass das Oranje-team mit seinen Leistungen zuletzt wenig zur Festtagsstimmung beigetragen hat. Der Auftakt in die Wm-qualifikation ging im März mit einer Niederlage in der Türkei kräftig daneben, auch die Testspiele kurz vor der EM waren keine Leckerbissen. 2:2 gegen von Corona geschwächte Schotten, 3:0 gegen zweitklassige Georgier: Vor dem ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine am Sonntag (21 UHR/ARD) gibt es noch viele Fragezeichen beim Europameister von 1988.
Der Auftaktpartie kommt daher große Bedeutung zu. „Wenn du die nicht gewinnst, geht das zulasten von allem. Der Stimmung, die Medien fallen über dich her. Und dann kannst du schnell die Lachnummer werden, so wie 2012“, sagte Ex-nationalspieler Wesley Sneijder. Damals schieden die Niederländer bei der EM in Polen und der Ukraine nach drei Niederlagen sang- und klanglos in der Vorrunde aus. Das soll dieses Mal auf keinen Fall passieren, in der Gruppe mit der Ukraine, Österreich und Nordmazedonien ist die Auswahl von Bondscoach Frank de Boer klarer Favorit.
Dass das Oranje-team bei der Frage nach den Titelkandidaten aber fast nie genannt wird, nehmen sie im abgeschiedenen Trainingscamp in Zeist gelassen zur Kenntnis. „Manchmal ist es ganz gut, dass man nicht der Favorit ist“, sagte Verteidiger Matthijs de Ligt von Juventus Turin. „Ich verstehe, dass wir nicht der Topfavorit sind. Aber ich will euch schon sagen: Leute, habt ein bisschen Vertrauen. Unterschätzt diese niederländische Mannschaft nicht“, sagte Routinier Daley Blind in einem Aufruf an die Fußballnation.