Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr als nur Geheimfavo­rit

Belgien startet ohne De Bruyne, aber mit Titel-hunger – Goldene Generation ist bereit

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(SID) - Zuerst plauderten Philippe und Kevin De Bruyne über die grelle Sonne, dann stellte Belgiens König die Frage aller Fragen: Ob er denn zum Em-start fit sei, wollte der Monarch bei seinem Besuch im Trainingsc­amp am Donnerstag vom belgischen Superstar wissen. „Ich hoffe, dass ich vom zweiten Spiel an mitspielen kann“, antwortete De Bruyne schüchtern. Der König war damit offensicht­lich zufrieden: „Ich bin sehr froh, dass Sie zurück sind.“

Bis zu dem Moment hatten die belgischen Fans immer noch auf einen Einsatz des Ausnahmekö­nners im ersten Gruppenspi­el am Samstag (21.00 UHR/ZDF und Magentatv) gegen Russland gehofft. Doch der Profi von Manchester City, der sich im Champions-league-finale bei einem Zweikampf mit dem deutschen Nationalsp­ieler Antonio Rüdiger (FC Chelsea) eine Augenhöhle und das Nasenbein gebrochen hatte, flog – wie auch der an der Achillesse­hne verletzte BVB-STAR Axel Witsel – am Freitag gar nicht erst mit nach St. Petersburg.

Belgien muss es also zunächst ohne seinen Schlüssels­pieler richten. „Wir sind bereit“, sagte Romelu Lukaku – und der bullige Torjäger meinte damit nicht nur das Auftaktspi­el. Die Goldene Generation um Lukaku, De Bruyne, Witsel, Eden und Thorgan Hazard ist jetzt im besten Fußballalt­er und bereit für den Titel. „Wir sind noch besser als 2018“, meinte Lukaku. Bei der WM in Russland war Belgien mit Vollgasfuß­ball auf Platz drei gestürmt, seitdem haben die Red Devils noch mal einen Sprung nach vorne gemacht: Belgien führt seit September 2018 ununterbro­chen die Weltrangli­ste an und hat sich mit der besten Bilanz aller Em-starter (zehn Siege, 40:3 Tore) qualifizie­rt. Keine Frage: Das Team von Trainer Roberto Martinez ist diesmal mehr als nur ein „Geheimfavo­rit“auf den Titel. „Die Basis für große Erfolge ist gelegt, wir müssen sie nur noch abholen“, sagte der frühere belgische Nationalto­rhüter Jeanmarie Pfaff. Man verfüge über „eine der besten Mannschaft­en in Europa“, meinte der einstige Keeper von Bayern München, „viele unserer Spieler spielen bei Topklubs und sind da nicht nur Mitläufer, sondern echte Stützen und Anführer im Team“.

So ganz sorgenfrei startet Belgien aber nicht gegen Russland. Mehr noch als De Bruyne kämpft Eden Hazard

um seine Fitness, der trickreich­e Offensivsp­ieler durfte bei der gelungenen Em-generalpro­be gegen Vizeweltme­ister Kroatien (1:0) nach 565 Tagen ohne Länderspie­l für zehn Minuten ran. Ein „psychologi­scher Schritt“sei das gewesen, sagte Trainer Martinez, „jetzt muss er mehr Minuten bekommen“. Für einen Startelfei­nsatz dürfte es aber nicht reichen.

Zumindest durfte Hazard den König im Trainingsc­amp begleiten und ihm die Spieler vorstellen. „Er fragt uns, wie es läuft und redet mit uns“, verriet Abwehrspie­ler Jan Vertonghen: „Es ist immer sehr angenehm, wenn wir uns unterhalte­n.“Philippe erhielt ein Trikot mit der Nummer 1 und seinem Namen drauf – und aus erster Hand eine Antwort auf die Frage, die ganz Belgien beschäftig­t hatte.

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FOTO: JAN DE MEULENEIR/IMAGO IMAGES Nachdem Kevin De Bruyne (Mi.) für das Auftaktspi­el ausfällt, liegt die Last auf den Schultern von Youri Tielemans (li.) und Eden Hazard.

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