„Rudelgucken“ohne Rudel
Public Viewing ist dieses Mal ganz anders – Und manche Wirte bieten auch nichts an
Wangen Ungewissheit. Auch deshalb bieten viele Gastronome kein Public Viewing an, denn vielen sind die aktuellen Auflagen nicht bekannt.
Das Sozialministerium hat Public Viewing als eigene Veranstaltung untersagt. Übertragene Live-sportveranstaltungen zählten nicht zu den genehmigten Kulturveranstaltungen.
Dennoch stehe es den Gastronomen
frei, Public Viewing unter den aktuell geltenden Regelungen für das Gastgewerbe anzubieten. Im Landkreis Ravensburg gelten aktuell die folgenden Regeln in der Gastronomie: pro Person 2,5 Quadratmeter Fläche in geschlossenen Räumen, Mindestabstand von eineinhalb Metern zwischen den Tischen und Öffnungszeiten von 6 bis 1 Uhr sowie Test-, Genesenen- oder Impfnachweis.
Einige Wangener Gastronomen bieten Public Viewing an, dürfen das jedoch nicht groß ankündigen. Die Stadt Wangen erklärt auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass es keine Public Viewings gebe, wie man sie kennt. „Das gilt auch für die Gastronomie. Den Gastronomen ist es laut Verordnung im Rahmen ihrer normalen Tätigkeit erlaubt, einen Fernseher aufzustellen. Es gelten aber die derzeitigen Regeln. Die Gastronomen sind gehalten, nicht für dieses Angebot zu werben“, heißt es von städtischer Seite.
In Kißlegg hingegen bietet der Geschäftsführer des „Gasthof Ochsen“, Stefan Karrer, Public Viewing an: „Wir machen Public Viewing. Unsere Entscheidung hat sich etwas verzögert wegen der Unsicherheit der aktuellen Regelung.“Er startete bereits am Freitag mit der Übertragung des Em-auftaktspiels auf der Leinwand. „Public Viewing hat in unserem Haus eine relativ lange Tradition. Dieses Jahr machen wir das trotz Pandemie auf einer entspannteren und kleineren Ebene“, sagt Karrer. Bei schönem Wetter finde das Fußballschauen draußen statt, bei schlechtem Wetter im Gasthof.
Der Gastronom habe bereits einige Nachfragen zu Public Viewing erhalten: „Unser Haus ist bekannt hierfür im Ort, weil wir das jedes Mal gemacht haben. Ich bin selbst ein fußballverrückter Mensch.“Bei der Übertragung nehme er aber strenge Rücksicht auf die aktuellen Corona-bestimmungen.
Die Übertragung der Fußballspiele bringt wegen diverser Gebühren hohe Kosten mit sich – doch das Angebot von Public Viewing sei für ihn „keine Frage von finanziellen Aspekten“. Stattdessen ginge es darum, wieder Normalität einkehren zu lassen.
„Public Viewing hat in unserem Haus eine relativ lange Tradition. Dieses Jahr machen wir das trotz Pandemie auf einer entspannteren und kleineren Ebene.“
„Es geht darum, das Leben zu spüren und als Gastronom nach so einem langen Lockdown wieder Fuß zu fassen“, so Karrer.
Der Vorsitzende des Dehogakreisverbandes, Max Haller, bewertet die Publicviewing-regelung positiv: „Wir freuen uns riesig, dass viele Kollegen jetzt die Möglichkeit haben, Public Viewing zumindest eingeschränkt anbieten zu können.“
Das Problem sei allerdings, dass die Übertragung durch die Gebühren und Technik große Fixkosten erzeuge und die Gästeanzahl eingeschränkt sei. „Ein paar Betriebe werden beim Public Viewing schwarze Zahlen schreiben, viele aber auch nicht und viele werden es auch nicht anbieten können“, so Haller. Auch der Personalaufwand sei durch Testungen und Kontrollen „wahnsinnig erhöht“. Dennoch sei es zuerst einmal positiv zu bewerten, die Möglichkeit bekommen zu haben.
Stefan Karrer, Geschäftsführer des „Gasthof Ochsen“