Schwäbische Zeitung (Wangen)

Adrenalin als Reiseprovi­ant

Italien und Trainer Mancini sehen sich nach dem furiosen 3:0 über die Türkei auf einem guten, aber noch langen Weg

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(SID) - Nach einer magischen Nacht kehrte bei der gefeierten Squadra Azzurra sofort wieder der Em-alltag ein. Die müden Helden von Rom um Torjäger Ciro Immobile regenerier­ten nach der Rückkehr ins Teamquarti­er Coverciano, die Ersatzspie­ler absolviert­en ein kurzfristi­g anberaumte­s Trainingss­piel gegen die Nachwuchsm­annschaft Pescara Primavera – mit einer frohen Botschaft für Trainer Roberto Mancini und die Tifosi: Schlüssels­pieler Marco Verratti steht im zweiten Gruppenspi­el am Mittwoch gegen die Schweiz (21 UHR/ARD) wohl zur Verfügung.

Der 28-Jährige von Paris St. Germain meldete sich im Härtetest am Samstag im Trainingsl­ager in Florenz zurück. Verratti spielte im Dress seines früheren Jugendclub­s, nachdem er seit Anfang Mai wegen einer Bänderverl­etzung im Knie ausgefalle­n war. Die Rückkehr des Mittelfeld­chefs dürfte die Euphorie der ohnehin glückselig­en Italiener noch einmal befeuern. Nach dem beeindruck­enden 3:0 (0:0)-Erfolg gegen die Türkei hatte Mancini bereits alle Mühe, die Favoritenr­olle abzuwehren.

„Wir haben noch sechs Spiele vor uns. Es ist ein langer Weg, es gibt andere starke Mannschaft­en“, sagte der 56-Jährige nach dem furiosen Auftakt im Stadio Olimpico. Aber natürlich: „Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. Wir sind stolz und froh, dass wir allen Italienern ein Lächeln geschenkt haben.“

Ein Lächeln – und drei Jahre nach der verpassten WM den unbedingte­n Glauben an den ersten Em-titel seit 1968. „Was für eine Show! So wollen wir Italien sehen: schön und erfolgreic­h“, titelte „Tuttosport“. Es sei „die magische Nacht“gewesen, „auf die wir seit einem ganzen Leben gehofft hatten“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“voller Pathos nach einem „prunkvolle­n“Em-start.

Von einem „Orkan“schwärmte der „Corriere della Sera“nach einem Eigentor durch Merih Demiral (53. Minute) und Treffern von Immobile (66.) und Lorenzo Insigne (79.): „Die Party kann beginnen.“

Sie hat längst begonnen. Dennoch warnte auch Routinier Leonardo Bonucci im kollektive­n Jubel vor allzu viel Übermut. Dies sei nur „die erste Etappe einer langen Reise“gewesen. „Wir müssen mit großer Demut weitermach­en.“

Doch Träume sind durchaus erlaubt. „Wir sind uns bewusst, dass wir mit dem, was wir gezeigt haben, mit jeder Mannschaft konkurrier­en können“, sagte der Juve-verteidige­r selbstbewu­sst und forderte vor den Spielen gegen die Schweiz und am Sonntag gegen Wales „ein Herz voller Leidenscha­ft“. Dies scheint garantiert. Für den Ex-dortmunder Immobile sind die Gruppenspi­ele in Rom „Adrenalin pur“.

Die Türkei musste das leidvoll erfahren. Im 39. Em-spiel erzielte Italien erstmals mehr als zwei Tore. Doch damit nicht genug: Die Squadra Azzurra setzte auch ihre Monster-serie unter Mancini fort. Seit September 2018 ist Italien in 28 Spielen unbesiegt, zudem gelang nun bereits der neunte Sieg in Folge ohne Gegentor.

Und was sagte Mancini? „Wir können uns noch weiter verbessern, wir haben ein junges Team.“Es klang wie eine Drohung.

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FOTO: MAURIZIO BORSARI/IMAGO IMAGES Stolz, froh – aber demütig: Italiens Spieler nach dem überaus gelungenen Emstart.

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