Novak Djokovic dreht ein 0:2
Im Finale von Paris findet der Weltranglistenerste doch noch ein Mittel gegen Stefanos Tsitsipas
(SID) - Novak Djokovic breitete die Arme aus, klopfte sich zweimal aufs Herz, sank kurz auf die Knie und schrie dann seinen Jubel heraus: Der unersättliche Titeljäger hat mit dem Herz eines Champions zum zweiten Mal die French Open gewonnen und stemmte nach einem harten Kampf erschöpft, aber glücklich am Sonntagabend den silbernen Coupe de Mousquetaires in die Höhe.
Der 34 Jahre alte Weltranglistenerste aus Serbien entriss dem Griechen Stefanos Tsitsipas im Finale des Sandplatzklassikers trotz 0:2-Satzrückstandes noch brutal mit 6:7 (6:8), 2:6, 6:3, 6:2, 6:4 den möglichen Sieg und gewann nach 4:11 Stunden seinen insgesamt 19. Grand-slam-titel.
„Es ist wieder einmal ein Traum wahr geworden“, sagte Djokovic. „Es war richtig schwer heute nach dem Rückstand. Ich habe in 48 Stunden fast neun Stunden Tennis gespielt gegen zwei große Champions. Stefanos wird definitiv Grand Slams in der Zukunft gewinnen.“Tsitsipas sagte den Tränen nahe: „Es war ein großer Kampf, und ich habe alles versucht.“
Djokovic, der im Halbfinale den Turnier-rekordsieger Rafael Nadal nach dessen vier Triumphen in Serie entthront hatte, verkürzt damit in der ewigen Major-wertung auf die Rekordchampions. Roger Federer (Schweiz) und Nadal (Spanien) stehen bei jeweils 20 Erfolgen.
Es ist das klare Ziel des „Djokers“, erfolgreichster Grand-slam-spieler der Geschichte zu werden. Zugleich hat er nun als dritter Profi alle vier Majors mindestens zweimal gewonnen. Zuvor war dies nur den Australiern Roy Emerson and Rod Laver gelungen.
Tsitsipas tauchte nach der Niederlage bitter enttäuscht unter einem
Handtuch ab. Der 22 Jahre alte Athener schaffte es trotz des klaren Vorsprungs nicht, sich in seinem ersten Finale direkt auch zum ersten Grandslam-sieger seines Landes zu küren.
Djokovic gegen Tsitsipas – auf dem Court Philippe-chatrier kam es zum Aufeinandertreffen zweier Tennisgenerationen. Es war ein Duell, bei dem Alexander Zverev allzu gerne mit dem Griechen getauscht hätte. Während sich der Hamburger nach seinem frustrierenden Abschied aus Paris schon in Halle/westfalen auf die Rasensaison vorbereitete, lieferten sich Djokovic und Tsitsipas ein von Beginn an hochklassiges Finale. Sie hatten ganz offensichtlich nach aufreibenden zwei Wochen noch ausreichend Benzin im Tank. Djokovic hatte bei seinem Viersatzsieg im sensationellen Halbfinalduell mit Nadal, den er mit dem Bezwingen des Mount Everest verglich, viel Kraft gelassen, aber einen unheimlichen mentalen Schub erhalten. Er wusste gleichwohl, dass ihm gegen Tsitsipas, der Zverev im Semifinale in fünf Sätzen besiegt hatte, eine ebenso herausfordernde Aufgabe bevorstand.
Mit 39 Siegen nämlich ging der Weltranglistenfünfte als klar erfolgreichster Profi dieses Jahres in das wichtigste Match seiner Karriere – und zeigte seine ganze Klasse direkt im ersten Satz. „Nicht nur Djokovic ist überrascht, wie stark Tsitsipas ist, ich bin auch überrascht“, sagte Boris
Becker am Eurosport-mikrofon. „Ich bin gespannt, wie sich Djokovic da wieder herauszieht.“
Zunächst gar nicht. Djokovic schien körperlich angeschlagen und ging immer mehr auf schnelle Punkte, Tsitsipas wirkte dagegen phasenweise wie eine Ballwand für den Favoriten. Doch mit dem dritten Satz kippte das Momentum plötzlich zugunsten von Djokovic, der im vergangenen Jahr noch eine klare Finalniederlage gegen Nadal erlitten hatte. Er kämpfte unverdrossen weiter, erzwang so den Entscheidungssatz, in dem der Australian-open-champion seine ganze Erfahrung ausspielte: Nach mehr als vier Stunden verwandelte Novak Djokovic den zweiten Matchball.
Olympiaqualifikation in München Männer, Mehrkampf: 1. Toba (Hannover) 83,599 Punkte, 2. Dauser (Unterhaching) 82,299, 3. Dunkel (Erfurt) 80,765, 4. Herder (Berlin) 80,665, 5. Klessing (Halle) 79,131,
6. Hörr (Schmiden) 77,565. – Frauen, Mehrkampf: 1. Voss (Köln) 54,700 Punkte,
2. Seitz (Stuttgart) 54,025, 3. Schäfer (Chemnitz) 52,475, 4. Bui (Stuttgart) 52,075, 5. Petz (Backnang) 51,850, 6. Malewski (Chemnitz) 50,500. – Für die Spiele in Tokio nominiert: Dauser, Toba, Dunkel, Herder; Seitz, Schäfer, Voss, Bui.