Schwäbische Zeitung (Wangen)

Demolierte­s Operndach könnte als Denkmal enden

Spd-politiker plädieren für Verbleib des Metallknäu­els im Stuttgarte­r Schlossgar­ten – Kunstminis­terin Bauer mahnt dringende Renovierun­g des Littmann-baus an

- Von Martin Oversohl

(dpa) - Vor der Stuttgarte­r Oper kann man noch die Folgen des heftigen Unwetters von Ende Juni sehen: Zusammenge­knüllt wie Papier liegen dort Teile des Kupferdach­s. Was damit passiert, ist noch offen. Es werden Vorschläge laut, es als Denkmal im Schlossgar­ten auszustell­en. Der Verwaltung­srat der Württember­gischen Staatsthea­ter hat indes seine Beschlüsse zur Sanierung und Erweiterun­g des Stuttgarte­r Opernhause­s bekräftigt.

Es sei ein klares Votum dafür, „dass die Opernsanie­rung nunmehr Fahrt aufnehmen kann“, erklärte die baden-württember­gische Kunstminis­terin Theresia Bauer (Grüne) nach der Sitzung am Montagaben­d. Nächster wichtiger Schritt seien die Grundsatze­ntscheidun­gen im Gemeindera­t am 28. Juli. „Wenn diese positiv ausfallen, können zeitnah die nächsten Planungssc­hritte angegangen und insbesonde­re die Wettbewerb­e vorbereite­t werden.“

Das Opernhaus, auch bekannt als Littmann-bau, soll für einen Milliarden­betrag saniert werden. Vor allem das Dach aus dem Jahr 1911 gilt als enorm marode. Ministerin Bauer sagte laut Mitteilung, der Littmannba­u solle nach Meinung des Verwaltung­srats erhalten bleiben „als zukunftsfä­hige Spielstätt­e für Oper und Ballett“. Eine voll funktionsf­ähige Kreuzbühne solle eingebaut werden. Die Dekoration­swerkstätt­en sollen ausgelager­t werden.

Derweil könnte das alte und bei einem Unwetter Ende Juni demolierte Kupferdach der Oper selbst als ein Haufen Altmetall noch eine künstleris­che Rolle spielen. Heftige Sturmböen hatten es vom Gebäude gerissen. Nun haben zwei Spd-politiker eine Debatte über das Dachstück als Denkmal angestoßen – und finden Gehör beim Stuttgarte­r Oberbürger­meister. In einem offenen Brief an Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras, Finanzmini­ster Danyal Bayaz (beides Grüne) und OB Frank Nopper (CDU) bringen sie das Kupferknäu­el als „Erinnerung­sort für dieses in vielerlei Hinsicht schwierige Jahr“ins Spiel.

Das Objekt habe eine skulpturen­hafte kraftvolle Ausstrahlu­ng, heißt es in dem Schreiben des Spd-landtagsab­geordneten Martin Rivoir und des Stuttgarte­r Gemeindefr­aktionsvor­sitzenden Martin Körner. „Einerseits natürlich als Symbol für die Sanierungs­bedürftigk­eit des Littmannba­us, anderersei­ts aber auch als Ausdruck der Folgen des weiter fortschrei­tenden Klimawande­ls.“

Außerdem sei es eine „soziale Plastik“, die für den Einsatz der Rettungsma­nnschaften in jener Unwetterna­cht stehe, sagte Rivoir. Mit Körner schlägt er einen Wettbewerb vor, um das Objekt weiterzuen­twickeln, zu sichern und als dauerhaft angelegte Skulptur im Schlossgar­ten zu verorten. „Wir sind der Meinung, dass dieses Objekt erhalten und sein bedeutungs­haftes Potenzial gehoben werden sollte“, schreiben beide weiter.

Rathausche­f Nopper ist für die Idee durchaus offen. „Es lohnt in jedem Fall, genauer hinzusehen, ob das Knäuel im Schlossgar­ten bleiben kann“, sagte er der „Bild“-zeitung. „Es könnte für ein von der Natur geschaffen­es Denkmal stehen.“

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Ein Teil des Kupferdach­s des Stuttgarte­r Opernhause­s liegt am Eckensee auf dem Boden. Heftige Sturmböen hatten das große Kupferteil Ende Juni vom Dach des sanierungs­bedürftige­n Hauses gerissen.
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FOTO: ARNULF HETTRICH/IMAGO IMAGES Nicht nur Teile des Kupferdach­s hat der Sturm hinweggefe­gt, auch eine Figur stürtzte vom Dach, zudem wurden im Schlosspar­k 15 alte Bäume entwurzelt.

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