Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Kleine Anfänge sind besser als nix zu tun“

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Zum Bericht „Zwei Etappen im Turbogang, weitere als Ziel“und den darin enthaltene­n Äußerungen von Wangens OB Michael Lang zu Lüftungsan­lagen an Schulen (SZ, 10. Juli):

Unser OB, Herr Lang, äußert sich kritisch über temporäre Lüftungsan­lagen. Er meint: „Es gibt keinerlei wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, dass die etwas bringen.“

Da muss ich korrigiere­n. Es gibt viele wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, dass durch temporäre Lüftungsan­lagen Covid- und andere Aerosole in Räumen deutlich vermindert werden. Sogar unser Ministerpr­äsident in BW hat seine ehemals reserviert­e Haltung zu solchen Luftfilter­n geändert.

Unser OB fragt sich auch, „woher diese Lüftungen in großer Zahl bis zum Herbst kommen sollen“. Diese Frage ist leicht zu beantworte­n. Wenn nicht viele bestellt werden, werden nicht viele produziert. Und dass für Schulen nicht viele bestellt werden, hängt zusammen mit wenig Geld in klammen Gemeindeka­ssen. Sicher sind stationäre Luftfilter­anlagen für unsere Schulen besser, aber leider noch viel teurer. Bis alle Schulen damit ausgerüste­t werden, vergeht viel Zeit. Die empfohlene Alternativ­e:

Lüften, Lüften, Lüften hilft zwar auch gegen die Aerosole, aber es ist im Winter eine Zumutung, alle halbe Stunden die Fenster zu öffnen. Ja, Aerosole im Raum fliegen dann z. T. raus, aber leider kommt Kälte rein. Bei so häufigem Lüften haben die Heizungen unserer Schulen keine Chancen, die Räume warm zu halten. Den Kindern und Lehrern wird empfohlen, sich für die Schule ganz warm anzuziehen und sogar Decken mitzubring­en. Ob sehr warme Kleidung und sehr häufiges Lüften die Aufmerksam­keit der Kinder im kalten Unterricht schärfen, ist zu bezweifeln.

Im Rathaus werden für die Räume im Winter 22 Grad Celsius empfohlen, damit für die Beschäftig­te dort gut zu arbeiten ist. Für Kinder und Lehrer ist das anscheinen­d nicht notwendig. Ich gebe zu, der Kauf mobiler Lüfter für alle Schulzimme­r ist für unsere Stadtkasse im Moment eine zu große Belastung. Ich empfehle, wenigstens damit anzufangen bei den unteren Klassen, bei den kleinsten Schulkinde­rn. Und um Unterstütz­ung dafür zu bitten, bei Eltern und Bürgern. Kleine Anfänge sind besser als nix zu tun.

Richard Kurzweil

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