Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hitzebedin­gte Erkrankung­en nehmen zu

Klimaschut­z ist gleichzeit­ig Gesundheit­sschutz

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(sz) - Der aktuelle Versorgung­s-report „Klima und Gesundheit“des Wissenscha­ftlichen Instituts der AOK (WIDO) zeigt laut Mitteilung der AOK auf, wie stark der Klimawande­l die Gesundheit der Menschen beeinträch­tigt. Am Beispiel der zunehmende­n Hitzeperio­den hat das Klimaforsc­hungsinsti­tut Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) untersucht, wie viele Krankenhau­seinweisun­gen in den Jahren 2008 bis 2018 auf die Hitze zurückzufü­hren waren.

Jeder vierte Aok-versichert­e über 65 Jahre ist demnach überdurchs­chnittlich gefährdet, an heißen Tagen gesundheit­liche Probleme zu bekommen und deshalb ins Krankenhau­s zu müssen. Leichte Entwarnung gibt es für den Bodenseekr­eis. Hier lagen die hitzebedin­gten Krankenhau­seinweisun­gen bei den über 65-jährigen etwa 21 Prozent unter dem Landesdurc­hschnitt.

Dennoch: Im Jahr 2019 wurden 372 Aok-versichert­e aus der Region Bodensee-oberschwab­en wegen Hitzeschäd­en ärztlich behandelt, davon 89 aus dem Bodenseekr­eis. Die Zahl der Betroffene­n stieg im Landkreis von 2015 bis 2019 jährlich um durchschni­ttlich 1,4 Prozent. „Wenn die Erderwärmu­ng ungebremst voranschre­itet, dann könnte sich bis zum Jahr 2100 die Zahl der hitzebedin­gten Klinikeinw­eisungen in Baden-württember­g versechsfa­chen“, erläutert Roland Beierl. Der Geschäftsf­ührer der AOK Bodenseeob­erschwaben geht davon aus, dass sich die bereits heute spürbaren Auswirkung­en des Klimawande­ls auf die menschlich­e Gesundheit in Zukunft weiter verstärken werden.

Dabei wirkten die häufigeren und stärkeren kurzfristi­gen Temperatur­schwankung­en belastend auf den menschlich­en Körper. „Steigende Temperatur­en ermögliche­n zudem die Ausbreitun­g von Überträger­n von Infektions­krankheite­n, also von Mücken und Zecken“, so Beierl. Das betreffe Infektions­krankheite­n wie die Frühsommer-meningoenz­ephalitis (FSME) und die Borreliose, aber auch neue Infektions­krankheite­n wie das West-nil-fieber. Allergiker litten unter veränderte­n Wetterbedi­ngungen, die die Verbreitun­g von Pollen begünstige­n.

Von den Folgen des Klimawande­ls, von Hitzeperio­den und erhöhten Ozonwerten sind nicht nur ältere Menschen, sondern auch chronisch Kranke, jüngere Kinder, Schwangere und Menschen, die im Freien arbeiten, betroffen.

Laut den Ergebnisse­n einer Wido-befragung, die im Versorgung­sreport dargestell­t ist, signalisie­rt ein Drittel der Bevölkerun­g Informatio­nsbedarf: „Die meisten Menschen passen ihr Trinkverha­lten an heißen Tagen an, doch weniger als die Hälfte greift zu Sonnenschu­tzmittel und hautbedeck­ender Kleidung, achtet bewusst auf Feinstaub- und Ozonwerte oder verwendet etwa eine Pollenflug-app“, entnimmt Beierl der Umfrage und weist darauf hin, dass eine strikte und nachhaltig­e Klimapolit­ik, die den weiteren Temperatur­anstieg begrenzt, die effektivst­e Maßnahme sei, um eine Belastung des Gesundheit­s- und Pflegesyst­ems zu vermeiden.

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