Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kalb im Oberallgäu von Tier gerissen

Weil ein Jungrind tot aufgefunde­n wurde, wird über eine Rückkehr des Bären spekuliert

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(mig, bo) - Treibt ein Bär im Oberallgäu sein Unwesen? Ein Bild, das ein von einem großen Raubtier gerissenes Jungrind im Raum Oberstdorf zeigen soll, macht derzeit in Internet-netzwerken und Whatsapp-chats die Runde. Auch der Redaktion der Allgäuer Zeitung liegt die Aufnahme vor. Verbreitet wird das Bild zusammen mit der Behauptung, ein Bär habe das Tier gerissen – und ein DNA-TEST habe das bestätigt.

Was ist dran an dem Gerücht? Das Landesamt für Umwelt (LFU) bestätigte am Montag auf Anfrage der Allgäuer Zeitung, dass am 24. Juni im Landkreis Oberallgäu ein Kalb tot aufgefunde­n wurde. Ein Bär sei das aber eher nicht gewesen. Möglich wäre, dass das Rind einem Wolf zum Opfer gefallen ist. Die Raubtiere haben in der Vergangenh­eit in der Region immer wieder Schafe und Jungrinder gerissen. Sicher ist das allerdings erst, wenn die Genanalyse abgeschlos­sen ist. Das Ergebnis steht aber – entgegen der Gerüchte – noch aus.

Das tote Tier aus dem Oberallgäu wurde dem Bayerische­n Landesamt für Umwelt gemeldet und von einem Mitglied des „Netzwerks Große Beutegreif­er“vor Ort untersucht, teilt eine Lfu-sprecherin mit. Die abschließe­nde Bewertung der weiteren Untersuchu­ngen, unter anderem zur Genetik des Raubtiers, stehe derzeit noch aus, sagt die Vertreteri­n des Landesamte­s: „Hinweise auf die Beteiligun­g eines Bären konnten bei der Erstdokume­ntation vor Ort nicht festgestel­lt werden.“Zur Gruppe der großen Beutegreif­er zählen sowohl Wolf, als auch Bär und Luchs.

Die letzten Spuren eines Bären in Bayern wurden im April 2020 im Landkreis Garmisch-partenkirc­hen entdeckt, heißt es beim Landesamt für Umwelt. Spätere Hinweise konnten nicht verifizier­t werden. Im Landkreis Oberallgäu wurde zuletzt im Oktober 2019 ein Bär nachgewies­en. Eine Urlauberin hatte damals im Balderschw­anger Tal Kotspuren eines Bären fotografie­rt. Ein Experte bestätigte später deren Echtheit.

Damals gingen Experten von einem „durchziehe­nden Tier“aus, das sich nicht in der Region niedergela­ssen hat. Der Bär von Balderschw­ang sei wohl derselbe gewesen wie jener, der kurz zuvor in Tirol von einer Wildkamera festgehalt­en wurde.

Ein Wolf soll sich im Allgäu dagegen bereits angesiedel­t haben. Vier Genanalyse­n aus den Monaten Januar bis Mai 2020 hatten eindeutig einen männlichen Wolf identifizi­ert, von dem bereits im Jahr 2018 beidseits der Grenze Spuren gefunden worden waren, bestätigt das Landesamt für Umwelt. Eine weitere Probe vom Juni 2020 konnte dem Tier laut Landesamt ebenfalls zugeordnet werden.

 ?? ARCHIVFOTO: BEZIRKSJÄG­ERMEISTER ANTON KLOTZ/APA/DPA ?? Ein Bär, der 2019 in eine Wildfotofa­lle bei Leermoos im Bezirk Reutte tappte und wenig später möglicherw­eise auch im Oberallgäu unterwegs war: Aktuell gibt es wieder Gerüchte über einen Bären im Allgäu.
ARCHIVFOTO: BEZIRKSJÄG­ERMEISTER ANTON KLOTZ/APA/DPA Ein Bär, der 2019 in eine Wildfotofa­lle bei Leermoos im Bezirk Reutte tappte und wenig später möglicherw­eise auch im Oberallgäu unterwegs war: Aktuell gibt es wieder Gerüchte über einen Bären im Allgäu.

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