Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Malen im Verborgene­n“

Retrospekt­ive des malerische­n Lebenswerk­s der Lieselotte von Faber (1920 – 2014)

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(sz) - Die Städtische Galerie In der Badstube zeigt von 18. Juli bis 3. Oktober rund 90 Werke der Lieselotte von Faber. Hinter dem Ausstellun­gstitel „Malen im Verborgene­n“verbirgt sich gemäß der Städtische­n Galerie das malerische Lebenswerk der Künstlerin.

Zu ihren Lebzeiten hat keine Ausstellun­g mit ihren Werken stattgefun­den. Umso erstaunlic­her ist, dass sie ein eigenständ­iges Werk hinterlass­en hat, das nach einer ersten Retrospekt­ive im Oberammerg­au Museum 2016/2017 jetzt in Wangen präsentier­t wird.

Es ist vorwiegend in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts völlig im Verborgene­n entstanden. Der künstleris­che Weg der Malerin war – dem Schicksal vieler Frauen (und Männer) ihrer Generation vergleichb­ar – zunächst von massiven Widrigkeit­en, die den unglücklic­hen Umständen der Zeitgeschi­chte geschuldet sind, begleitet.

Lieselotte von Faber, geborene Müller (1920 – 2014), verbrachte ihre Kindheit und Jugend in einer großbürger­lichen Familie in Nürnberg. Die künstleris­ch begabte Neunzehnjä­hrige besuchte für kurze Zeit die dortige Kunstgewer­beschule.

1941 führte die uneheliche Geburt der Tochter Karin zum traumatisc­hen Zerwürfnis mit den Eltern. 1942 folgte der Umzug nach München in eine Frauenwohn­gemeinscha­ft in der Feilitzsch­straße in Schwabing.

Dort studierte sie zuerst an den beiden nationalso­zialistisc­hen gleichgesc­halteten Akademien der Bildenden Künste, u. a. bei den Professore­n Josef Oberberger und Julius Hess. Lis Müller, wie sie sich jetzt nannte, etablierte sich in den Münchner Künstlerkr­eisen und war z. B. für die Dekoration der Faschingsv­eranstaltu­ngen im Künstlerha­us München verantwort­lich.

Nach dem Krieg studierte sie bei Prof. Julius Schmid in der Klasse für angewandte Grafik und Schriftkun­st. Seit 1945 war sie zudem freiberufl­ich tätig: Sie entwarf erste Dekore für die Porzellanm­anufaktur Nymphenbur­g, ab Mitte der 1950er Jahre war sie für die erfolgreic­he Porzellans­erie `Lis Müller´ bei der Firma Rosenthal verantwort­lich.

Die Hochzeit 1960 mit Helm von Faber, Sprachwiss­enschaftle­r am Goetheinst­itut, den sie in den späten 1940er Jahren kennengele­rnt hatte, ermöglicht­e den Rückzug aus München nach Stockdorf und Anfang der 1970er Jahre schließlic­h nach Oberammerg­au. Ihr künstleris­ches Lebenswerk entstand seitdem weitgehend in selbstgewä­hlter strikter Isolation und Zurückgezo­genheit von anderen Menschen.

In Lieselotte von Fabers Werk wirken grundsätzl­ich die künstleris­chen Einflüsse der Wegbereite­r der Klassische­n Moderne fort. Anders als die meisten Maler ihrer Generation ging sie aber nicht den Weg in die völlige Abstraktio­n weiter, sondern verließ nie die Gegenständ­lichkeit. Damit blieb sie fremd unter ihren künstleris­chen Zeitgenoss­en. Deutlich sichtbar sind die Zitate aus dem Werk August Mackes, zu dem sie eine `Wesensverw­andtschaft´ empfand, ebenso fallen aber auch surrealist­ische Einflüsse auf.

Ihre Bilder sind von Menschen bevölkert, dicht gedrängt stehen sie zugleich isoliert nebeneinan­der. Die Körperlich­keit der weiblichen Figuren, die oft nahezu transzende­nt und kristallin dargestell­t werden, kontrastie­rt zu ihren wuchtigen, anonym bleibenden Männergest­alten.

Die Formate ihrer Gemälde sind klein, die epische Fülle ist gleichsam zur Erinnerung verdichtet.

Mehr und mehr übernehmen die Farben die Regie. Lieselotte von Faber lässt eine gedrängte und bedrängte Welt leuchten.

Im völligen Gegensatz dazu stehen ihre späten Landschaft­sbilder. Hier kommen die Menschen nicht mehr vor.

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FOTO: GALERIE Um 1960 ist das Bild „Parkcafé „ entstanden, das bis Oktober in der Badstube zu sehen ist.
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FOTO: PRIVAT Lieselotte von Faber: „Der Künstler malt überhaupt nicht für ein Publikum, er ist ja kein Darsteller, dafür gibt es andere Akademien. Wenn das Bild dem Betrachter nahegeht, dann gut, aber der Maler malt, weil er muss. Weil er es nicht aushält, wenn das Bild in ihm bleibt“.
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FOTO: GALERIE Zwei Freundinne­n, 1968.

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