Steinmeier fordert zum Impfen auf
Politiker und Verbände wünschen sich vor dem Herbst eine offensivere Werbekampagne
(dpa) - Angesichts steigender Infektionszahlen wirbt Bundespräsident Frank-walter Steinmeier eindringlich für Corona-impfungen. „Jeden Tag, mit jeder Impfung befreien wir uns ein Stück mehr aus den Fängen der Pandemie und holen uns unser Leben zurück“, erklärte er in einer am Mittwoch veröffentlichten Videobotschaft. „Zeigen Sie Verantwortung für sich und für andere. Lassen Sie sich impfen!“
In Deutschland sind derzeit rund 43 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Zuletzt kamen die Impfungen allerdings nur langsam voran. Seit über einer Woche steigt zudem die Sieben-tage-inzidenz. Am Mittwochmorgen meldete das Robert-kochinstitut einen Anstieg von 6,5 auf 7,1.
Vor diesem Hintergrund bereitet sich Deutschland auf den Herbst vor, in dem eine weitere Verschärfung der Corona-lage drohen könnte. So fördert die Bundesregierung an Schulen den Einbau von mobilen Luftfiltern mit 200 Millionen Euro. „Gemeinsam mit den Ländern wollen wir damit einen Beitrag dafür leisten, den Präsenzunterricht und die Kinderbetreuung im Herbst und Winter auch bei Verschlechterung der Infektionslage aufrechtzuerhalten“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss. Bisher hatte der Bund nur den Einbau fester Filteranlagen gefördert. Einen erneuten Lockdown gilt es aus Altmaiers Sicht zu verhindern. „Deshalb sehe ich mit Sorge, dass die Disziplin
ein bisschen nachlässt, dass in geschlossenen Räumen keine Masken mehr getragen werden, dass der Abstand bei vielen Veranstaltungen schon wieder sehr gering wird“, beklagte er in der „Augsburger Allgemeinen“. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen eines Tages 1548 Corona-neuinfektionen – ein Plus von über 500 im Vergleich zur vergangenen Woche.
Vor diesem Hintergrund machen sich immer mehr Politiker und Verbände für eine offensivere Werbekampagne stark, um Unentschlossene zu überzeugen. „Die Impfkampagne sollte unter anderem auch mit Tv-spots beworben werden“, sagte der Chef der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Spdbundestagsabgeordnete Bärbel Bas kritisierte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bislang „kaum sichtbar“sei.
„Mehr Werbung“wünscht sich auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Geschäftsführerin Ingrid Hartges erklärte in der „Augsburger Allgemeinen“, es müsse deutlich gemacht werden, dass Geimpfte „bald wieder über ihre Freiheitsrechte voll verfügen können“. Der Präsident des Deutschen Städtetages, Burkhard Jung, warb in den Zeitungen der Funke Mediengruppe für zusätzliche Maßnahmen gegen Impfmüdigkeit. Es müsse einfacher werden, sich außerhalb von Impfzentren und Arztpraxen impfen zu lassen.