Wo sind Gabi und Markus? Häflerin sucht Lebensretter
Michaela M. stürzte lebensgefährlich in Manzell – Nun will sie sich bei ihren Schutzengeln bedanken
- Viel Glück im Unglück und vor allem zwei große Schutzengel: Das hat die Häflerin Michaela M. an keinem Freitag, dem 13., wohl jedoch an einem Sonntag, dem 13. Juni gehabt, als sie an der Bahnunterführung in Manzell die Treppe herunterfiel und sich dabei mehrfach überschlug. Nun sucht sie ihre beiden Retter, die ihr, wie sie sagt „ein Glücksfall waren, da ich ja nicht wusste wie lange ich noch bei Bewusstsein bin und mich jemand findet“, um noch einmal persönlich „Danke“sagen zu können.
Doch von vorne: Als Michaela M. am 13. Juni das Haus verlässt und Richtung Zusteigebahnhof Manzell aufbricht, liegt ein gut vorgeplanter Sonntag vor ihr. Sie will auf die Gartenschau nach Überlingen – und zwar mit ihren Freunden, die in Fischbach zusteigen wollen. „Ich stand am Gleis 1 und wartete, denn der Zug hatte wieder einmal Verspätung. Plötzlich fuhr dann ein Zug ein, allerdings nicht auf meinem Gleis, sondern auf dem gegenüber. Erst als dieser angehalten hatte, kam die Durchsage, dass dies der verspätete Zug Richtung Überlingen sei“, erinnert sich Michaela M.. Ahnend, dass der Zug an so einem kleinen Bahnhof nun nicht lange stehenbleiben würde, rannte die Häflerin los Richtung Unterführung.
„Ich weiß nicht genau, wie es dann passiert ist, ich muss eine Stufe übersehen haben“, Michaela M.s Stimme stockt in Erinnerung an das, was folgte. „Ich überschlug mich mehrere Male und kam sitzend am unteren Teil der Treppe an, merkte, wie mir das Blut am Kopf herunterlief“, schildert sie weiter. Ein paar Stufen entfernt sah sie ihren Rucksack. „Ich fürchtete, dass ich vielleicht nicht mehr lange bei Bewusstsein bin und hab mit letzter Kraft den Rucksack und das darin liegende Handy zu fassen bekommen. Währenddessen rief ich laut um Hilfe“, sagt Michaela M..
Sie habe noch den Notruf gewählt, dem Menschen am anderen Ende der Leitung auch noch gesagt, dass sie gestürzt sei, dann habe eine helfende Hand ihr Handy gegriffen und das Gespräch übernommen. „Da kam eine Frau, eine Joggerin, die zufällig gerade den Stöpsel mit der Musik aus ihrem Ohr genommen hatte und meine Hilferufe deshalb hörte. Sie hatte daraufhin einen Passanten gefragt, ob er das auch höre, beide begaben sich auf die Suche und fanden mich“, berichtet Michaela M.. Schon in diesem Moment bemerkte sie, dass ihr Genick weh tut. „Wie lange es dauerte, bis der Rettungswagen und der
Notarzt da waren, das weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass die Frau die ganze Zeit an meiner Seite geblieben ist“, Michaela M.s Stimme bricht wieder, denn sie ist so dankbar, in diesem Moment nicht allein gewesen zu sein, wie sie immer wieder zwischendurch betont.
Wie dramatisch die Situation wirklich ist, erfährt Michaela M. kurze Zeit später im Krankenhaus. Denn die Genickschmerzen kommen nicht von ungefähr: „Die Ärzte erklärten mir, dass mein erster und mein zweiter Halswirbel gebrochen seien“, erinnert sie sich. Und fügt an: „Dass der Sturz auch ganz anders hätte ausgehen können, habe ich erst gar nicht geblickt.“Schnell wird klar, dass Michaela M. in Friedrichshafen nicht operiert werden kann, sondern dafür zum Spezialisten muss. Die Erstmeinung aus einem anderen Krankenhaus heißt, eine Halskrause würde reichen. „Ein Glück haben die Ärzte in Friedrichshafen noch eine Zweitmeinung aus Tübingen eingeholt. Und da lautete die Aussage sinngemäß: ,Um Gottes Willen, das muss sofort operiert werden – eine falsche Bewegung könnte fatale Folgen haben’“, berichtet Michaela M.. Ausgestattet mit einer sogenannten Philadelphia-krause – einer speziellen Orthese zur Protektion der Halswirbelsäule – wird die Häflerin am nächsten Tag in die Schwarzwaldbahr-klinik gebracht und dort operiert. Allerdings auch hier nicht ohne das Erstaunen des Arztes. „Der meinte zu mir, dass es unglaublich sei, dass ich hier sitze“, erzählt Michaela M..
Einen Monat ist all das jetzt her. Die Häflerin hat die ebenfalls nicht gerade ungefährliche Operation gut überstanden. Wie überlastet das Gesundheitswesen ist, hat sie am eigenen Leib immer wieder zu spüren bekommen. „Die Schwestern im Krankenhaus hatten kaum Zeit, mein Glück war eine unglaublich hilfsbereite Zimmernachbarin“, erinnert sie sich.
Auch eine Nachversorgung zu Hause habe sie nicht ohne Umstände bekommen, da sie noch nicht rehafähig sei und somit erst mal nach Hause entlassen wurde. Erst bei der vierten Anfrage wurde sie fündig und bekommt jetzt Pflege-unterstützung vom Königin-paulinen-stift. „Anfangs bekam ich auch zu Hause noch zweimal täglich Hilfe beim Waschen und Anziehen. Mittlerweile muss der Sozialdienst nur noch dreimal die Woche kommen, denn ich kann Vieles schon wieder selbst machen“, schildert sie.
Dazu zähle nun auch, sich um weitere Brüche zu kümmern. „Bei dem Sturz habe ich mir auch das Schlüsselbein gebrochen und den großen Zeh angebrochen sowie den linken Daumen angerissen“, sagt Michaela M.. Alles Bereiche, die allein schon schmerzhaft genug wären, jedoch unter dem Halswirbelbruch untergingen. Das Schwerste, so scheint es, hat Michaela M. nun also erst einmal überstanden, auch wenn es noch ein längerer Weg ist. Sie habe auch jetzt noch „so viele liebe Helfer in Nachbarschaft, Familie und unter Freunden“, schildert sie. „Meinen beiden Ersthelfern zu danken, ist mir jetzt allerdings noch einmal ein echtes Anliegen. Dass sie sich gekümmert haben, erfüllt mich mit so großer Dankbarkeit. Ich hatte die Frau noch gebeten, mein Handy anzuklingeln, damit ich ihre Nummer habe, aber dann war diese in der Liste der verpassten Anrufe verschwunden und irgendwann so weit runtergerutscht, dass ich sie jetzt nicht mehr finde“, sagt sie verzweifelt. Nun hofft sie, dass sie den Mann, bei dem sie sich an den Namen „Markus“erinnern kann, und die Frau, die aus ihrer Erinnerung „Gabi“hieß, vielleicht über die „Schwäbische Zeitung“ausfindig machen kann.
Falls die beiden Helfer diesen Artikel lesen oder jemand, der die zwei kennt und dem die Geschichte vielleicht bekannt vorkommt, so freut sich die Redaktion über die Möglichkeit, den Kontakt zu vermitteln. Anschreiben hierzu gehen bitte an redaktion.friedrichshafen@ schwaebische.de