Fast 30 000 Besucher beim Welfenfest
Teilweise musste der Einlass jedoch gestoppt werden
- Nach fünf aufregenden, ausgelassenen und anstrengenden Tagen ist am Dienstag das Welfenfest in Weingarten zu Ende gegangen. Dabei könnten die Verantwortlichen von Kommission und Stadt glücklicher kaum sein. Denn trotz teilweise längerer Wartezeiten und dem Test-aufwand wurde das Modellprojekt extrem gut angenommen. Insgesamt kamen rund 28 000 Besucher auf den eingezäunten Festplatz und genossen die fast vergessenen Freuden eines Rummels mit angeschlossenem Biergarten. Zeitweise war das Fest so gut besucht, dass der Einlass gestoppt werden musste. Zu groß war das Bedürfnis der Menschen aus Weingarten, der gesamten Region und darüber hinaus nach etwas Normalität.
„Wir können eine sehr positive Bilanz ziehen. Wir konnten alles wie geplant durchführen“, sagt Kommissions-vorsitzende Parinda Staudacher-rall. Sie freute sich besonders über den regen Zuspruch der Festbesucher, denen die Freude nicht nur ins Gesicht geschrieben stand, sondern die sich auch immer wieder ausdrücklich bei den Organisatoren bedankten. Maximal 2000 Menschen durften zeitgleich auf das Festgelände, davon bis zu 900 in den Biergarten. „Wir waren wirklich gut besucht und mehrfach an unserer Kapazitätsgrenze. Die Leute kamen aus Weingarten, aber auch von sehr weit weg. Wir hatten viel mehr Besucher von außerhalb als normalerweise“, stellt sie fest. Gerade das sonnige Wochenende lockte eine Vielzahl an Familien, Jugendlichen und Erwachsenen an.
Das freute auch den Festwirt und die Schausteller, die laut Marcus Schmid, städtischer Modellprojektkoordinator,
ebenfalls sehr zufrieden waren. „Wir wussten nicht genau auf was wir uns einlassen und keiner wusste wie es geht. Wir sollten die Blaupause sein“, sagt er mit Blick auf die Auswahl durch das Sozialministerium als einziges Heimatfest als Modellprojekt in ganz Badenwürttemberg. Die Abläufe an den zwölf Teststationen und dem einzigen Einlass hätten zwar für gewisse Wartezeiten gesorgt, insgesamt aber recht gut funktioniert. Zwar bekommen Schmid und Staudacher-rall erst in den kommenden Tagen die genauen Zahlen von der Gemeinsamneue-wege-gmbh (GNW), welche die für die Besucher kostenlosen Tests durchgeführt haben. Doch habe es wohl kaum mehr als einen positiven Befund gegeben.
Ebenfalls etwas Zeit braucht auch noch die wissenschaftliche Auswertung der Hochschule Ravensburgweingarten. Doch haben wohl zahlreiche Besucher die Fragebögen ausgefüllt, die von Studenten ausgegeben wurden. Bis Mitte August muss dem Sozialministerium ein Vorbericht, bis Ende August der Abschlussbericht vorgelegt werden. Daher äußert sich Sozialminister Manne Lucha noch zurückhaltend. „Noch ist es zu früh für eine abschließende Bilanz, dennoch macht das Modellprojekt Hoffnung. Bislang wurde kein nennenswertes Infektionsgeschehen durch das Welfenfest verzeichnet“, erklärt er auf Sz-anfrage. „Ich möchte mich bei allen Beteiligten vor Ort für ihr großes und umsichtiges Engagement bedanken. Dennoch müssen wir jetzt zunächst die Ergebnisse im Detail abwarten.“
Auf jeden Fall können Schmid und Staudacher-rall nach einer intensiven fünfwöchigen Vorbereitung schon jetzt eine persönliche Einschätzung abgeben. Man habe gemerkt, dass ein Fest mit einer guten Vorbereitung und einem klaren Konzept auch in der Pandemie realisiert werden könne. „Wir haben gezeigt, dass wir unter Corona-bedingungen ein Welfenfest machen können“, so die Vorsitzende. Weingarten sei auf das kommende Jahr 2022 vorbereitet, doch müsse jeder Veranstalter für sich entscheiden, ob sich solch ein deutlich höherer Aufwand lohne oder nicht. Dabei weiß Schmid, dass Weingarten im Verhältnis zu anderen Festen, wie dem Ravensburger Rutenfest oder dem Biberacher Schützenfest, von der überschaubaren Größe profitiert hat. Doch klar ist für ihn: „Entscheidend ist, ob die Leute das mitmachen. Dann kann man das auf andere Feste übertragen. Wenn die Menschen nicht mitmachen, funktioniert es nicht.“
Doch in Weingarten seien die Menschen offen und interessiert gewesen, hätten sich trotz der Wartezeiten sehr geduldig gezeigt. Auch hätten sie die Einlassgebühr von einem Euro akzeptiert, durch welche die zusätzlichen Kosten, wie beispielsweise der viel höhere Bedarf an Security-mitarbeitern, zumindest teilweise gedeckt werden kann. Dennoch zahlt die Kommission selbst noch drauf. Doch das ist für die Verantwortlichen nicht entscheidend. „Wir konnten den Menschen ein stückweit Normalität zurückgeben. Und das war auch das Ziel“, sagt Schmid.
Angefangen mit der feierlichen Eröffnung auf dem Festplatz mit Sozialminister Lucha und der folgenden Fahnenübergabe im Stadtgarten über den Welfenabend bis hin zu Gottesdienst und Konzert beim Schlössle sowie dem Kasperletheater für Erwachsene: Viele zentrale Elemente des Festes fanden – unter strikten Auflagen – an den beiden
Hauptstandorten Festplatz und Schlössle statt. Für eine große, ausgelassene Fahnenübergabe im Stadtgarten, ein Feuerwerk oder gar den traditionellen Kinderfestumzug reichte es zwar nicht. Doch nach eineinhalb beschwerlichen Corona-jahren und dem minimalistischen Welfenfest-drive-in im vergangenen Jahr, freuten sich die Verantwortlichen dennoch über das Privileg, überhaupt ein Fest mit bis zu 2000 Menschen gleichzeitig feiern zu dürfen. „Es war ein intensiveres Welfenfest als sonst. Man wird sich daran erinnern, weil wir noch enger verbunden waren“, sagt Staudacherrall über ihr erstes Welfenfest als Kommissionsvorsitzende.
Etwas ungewöhnlich war auch die Impfaktion des mobilen Impfteams des Ravensburger Kreisimpfzentrums am Dienstag auf dem Festplatz. Da das Wetter sehr schlecht war und die Aktion erst sehr kurzfristig angekündigt worden war, nutzten nur 20 Bürger das Angebot.
Dabei hätte das Team von Andreas Rein, Leiter der Kreisimpfzentrums, in den sechseinhalb Stunden auch deutlich mehr Menschen impfen können. 140 Dosen des Vakzins von „Johnson & Johnson“hatten sie dabei.
Doch trotz der geringen Nachfrage wertet Rein die Aktion als Erfolg. Schließlich hätten die 20 Bürger nach der einmaligen Impfung bereits den vollen Schutz. „Auch die Präsenz auf dem Welfenfest sehen wir als ein Erfolg, da insbesondere bei den Jüngeren in Erinnerung gerufen wurde, dass die Impfkampagne weiterläuft und Angebote vor Ort als auch im Kreisimpfzentrum vorhanden sind und weiter angeboten werden“, sagt Rein.
Man werde auch in Zukunft weiter mobile Aktionen ohne Voranmel