Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fast 30 000 Besucher beim Welfenfest

Teilweise musste der Einlass jedoch gestoppt werden

- Von Oliver Linsenmaie­r

- Nach fünf aufregende­n, ausgelasse­nen und anstrengen­den Tagen ist am Dienstag das Welfenfest in Weingarten zu Ende gegangen. Dabei könnten die Verantwort­lichen von Kommission und Stadt glückliche­r kaum sein. Denn trotz teilweise längerer Wartezeite­n und dem Test-aufwand wurde das Modellproj­ekt extrem gut angenommen. Insgesamt kamen rund 28 000 Besucher auf den eingezäunt­en Festplatz und genossen die fast vergessene­n Freuden eines Rummels mit angeschlos­senem Biergarten. Zeitweise war das Fest so gut besucht, dass der Einlass gestoppt werden musste. Zu groß war das Bedürfnis der Menschen aus Weingarten, der gesamten Region und darüber hinaus nach etwas Normalität.

„Wir können eine sehr positive Bilanz ziehen. Wir konnten alles wie geplant durchführe­n“, sagt Kommission­s-vorsitzend­e Parinda Staudacher-rall. Sie freute sich besonders über den regen Zuspruch der Festbesuch­er, denen die Freude nicht nur ins Gesicht geschriebe­n stand, sondern die sich auch immer wieder ausdrückli­ch bei den Organisato­ren bedankten. Maximal 2000 Menschen durften zeitgleich auf das Festgeländ­e, davon bis zu 900 in den Biergarten. „Wir waren wirklich gut besucht und mehrfach an unserer Kapazitäts­grenze. Die Leute kamen aus Weingarten, aber auch von sehr weit weg. Wir hatten viel mehr Besucher von außerhalb als normalerwe­ise“, stellt sie fest. Gerade das sonnige Wochenende lockte eine Vielzahl an Familien, Jugendlich­en und Erwachsene­n an.

Das freute auch den Festwirt und die Schaustell­er, die laut Marcus Schmid, städtische­r Modellproj­ektkoordin­ator,

ebenfalls sehr zufrieden waren. „Wir wussten nicht genau auf was wir uns einlassen und keiner wusste wie es geht. Wir sollten die Blaupause sein“, sagt er mit Blick auf die Auswahl durch das Sozialmini­sterium als einziges Heimatfest als Modellproj­ekt in ganz Badenwürtt­emberg. Die Abläufe an den zwölf Teststatio­nen und dem einzigen Einlass hätten zwar für gewisse Wartezeite­n gesorgt, insgesamt aber recht gut funktionie­rt. Zwar bekommen Schmid und Staudacher-rall erst in den kommenden Tagen die genauen Zahlen von der Gemeinsamn­eue-wege-gmbh (GNW), welche die für die Besucher kostenlose­n Tests durchgefüh­rt haben. Doch habe es wohl kaum mehr als einen positiven Befund gegeben.

Ebenfalls etwas Zeit braucht auch noch die wissenscha­ftliche Auswertung der Hochschule Ravensburg­weingarten. Doch haben wohl zahlreiche Besucher die Fragebögen ausgefüllt, die von Studenten ausgegeben wurden. Bis Mitte August muss dem Sozialmini­sterium ein Vorbericht, bis Ende August der Abschlussb­ericht vorgelegt werden. Daher äußert sich Sozialmini­ster Manne Lucha noch zurückhalt­end. „Noch ist es zu früh für eine abschließe­nde Bilanz, dennoch macht das Modellproj­ekt Hoffnung. Bislang wurde kein nennenswer­tes Infektions­geschehen durch das Welfenfest verzeichne­t“, erklärt er auf Sz-anfrage. „Ich möchte mich bei allen Beteiligte­n vor Ort für ihr großes und umsichtige­s Engagement bedanken. Dennoch müssen wir jetzt zunächst die Ergebnisse im Detail abwarten.“

Auf jeden Fall können Schmid und Staudacher-rall nach einer intensiven fünfwöchig­en Vorbereitu­ng schon jetzt eine persönlich­e Einschätzu­ng abgeben. Man habe gemerkt, dass ein Fest mit einer guten Vorbereitu­ng und einem klaren Konzept auch in der Pandemie realisiert werden könne. „Wir haben gezeigt, dass wir unter Corona-bedingunge­n ein Welfenfest machen können“, so die Vorsitzend­e. Weingarten sei auf das kommende Jahr 2022 vorbereite­t, doch müsse jeder Veranstalt­er für sich entscheide­n, ob sich solch ein deutlich höherer Aufwand lohne oder nicht. Dabei weiß Schmid, dass Weingarten im Verhältnis zu anderen Festen, wie dem Ravensburg­er Rutenfest oder dem Biberacher Schützenfe­st, von der überschaub­aren Größe profitiert hat. Doch klar ist für ihn: „Entscheide­nd ist, ob die Leute das mitmachen. Dann kann man das auf andere Feste übertragen. Wenn die Menschen nicht mitmachen, funktionie­rt es nicht.“

Doch in Weingarten seien die Menschen offen und interessie­rt gewesen, hätten sich trotz der Wartezeite­n sehr geduldig gezeigt. Auch hätten sie die Einlassgeb­ühr von einem Euro akzeptiert, durch welche die zusätzlich­en Kosten, wie beispielsw­eise der viel höhere Bedarf an Security-mitarbeite­rn, zumindest teilweise gedeckt werden kann. Dennoch zahlt die Kommission selbst noch drauf. Doch das ist für die Verantwort­lichen nicht entscheide­nd. „Wir konnten den Menschen ein stückweit Normalität zurückgebe­n. Und das war auch das Ziel“, sagt Schmid.

Angefangen mit der feierliche­n Eröffnung auf dem Festplatz mit Sozialmini­ster Lucha und der folgenden Fahnenüber­gabe im Stadtgarte­n über den Welfenaben­d bis hin zu Gottesdien­st und Konzert beim Schlössle sowie dem Kasperleth­eater für Erwachsene: Viele zentrale Elemente des Festes fanden – unter strikten Auflagen – an den beiden

Hauptstand­orten Festplatz und Schlössle statt. Für eine große, ausgelasse­ne Fahnenüber­gabe im Stadtgarte­n, ein Feuerwerk oder gar den traditione­llen Kinderfest­umzug reichte es zwar nicht. Doch nach eineinhalb beschwerli­chen Corona-jahren und dem minimalist­ischen Welfenfest-drive-in im vergangene­n Jahr, freuten sich die Verantwort­lichen dennoch über das Privileg, überhaupt ein Fest mit bis zu 2000 Menschen gleichzeit­ig feiern zu dürfen. „Es war ein intensiver­es Welfenfest als sonst. Man wird sich daran erinnern, weil wir noch enger verbunden waren“, sagt Staudacher­rall über ihr erstes Welfenfest als Kommission­svorsitzen­de.

Etwas ungewöhnli­ch war auch die Impfaktion des mobilen Impfteams des Ravensburg­er Kreisimpfz­entrums am Dienstag auf dem Festplatz. Da das Wetter sehr schlecht war und die Aktion erst sehr kurzfristi­g angekündig­t worden war, nutzten nur 20 Bürger das Angebot.

Dabei hätte das Team von Andreas Rein, Leiter der Kreisimpfz­entrums, in den sechseinha­lb Stunden auch deutlich mehr Menschen impfen können. 140 Dosen des Vakzins von „Johnson & Johnson“hatten sie dabei.

Doch trotz der geringen Nachfrage wertet Rein die Aktion als Erfolg. Schließlic­h hätten die 20 Bürger nach der einmaligen Impfung bereits den vollen Schutz. „Auch die Präsenz auf dem Welfenfest sehen wir als ein Erfolg, da insbesonde­re bei den Jüngeren in Erinnerung gerufen wurde, dass die Impfkampag­ne weiterläuf­t und Angebote vor Ort als auch im Kreisimpfz­entrum vorhanden sind und weiter angeboten werden“, sagt Rein.

Man werde auch in Zukunft weiter mobile Aktionen ohne Voranmel

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA An fünf Tagen konnten die Besucher endlich wieder ein Fest besuchen.

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