Schwäbische Zeitung (Wangen)

Duell der Ähnlichen

Claus Vogt und Pierre-enric Steiger wollen Präsident beim VFB Stuttgart werden

- Von Christoph Lother

(dpa/lsw) - Sitzfleisc­h ist gefragt. 15 Punkte umfasst die Tagesordnu­ng für die Mitglieder­versammlun­g des VFB Stuttgart am Sonntag in der Mercedes-benz-arena. Neben den Berichten über die Geschäftsj­ahre 2019 und 2020 stehen gleich drei Wahlen auf dem Programm: die des neunköpfig­en Vereinsbei­rats, die der zwei Vizepräsid­enten und, als Höhepunkt, die des Präsidente­n. Neben Amtsinhabe­r Claus Vogt will sich auch Pierre-enric Steiger für die nächsten vier Jahre zum Club-oberhaupt wählen lassen. Es ist ein richtungsw­eisender Tag für den Fußball-bundesligi­sten. Wieder einmal.

„Es war eine sehr herausford­ernde Zeit und Schnellsch­ulung als Präsident. Was ich in eineinhalb Jahren hier erlebt habe, erleben andere Präsidente­n wahrschein­lich in zehn Jahren“, sagte Vogt im Vorfeld der Xxlversamm­lung. Die Corona-krise, die Datenaffär­e, der verbale Frontalang­riff des Vorstandsv­orsitzende­n Thomas Hitzlsperg­er, der für ihn inzwischen „ausgestand­en und erledigt“ist: Vogt musste in der Tat schon einiges durchstehe­n seit seinem Dienstantr­itt im Dezember 2019. Seine Liebe zum VFB hat darunter nicht gelitten. Und als beendet erachtet er seine Mission bei den Schwaben auch noch nicht.

Die Pandemie kostete den VFB rund 45 Millionen Euro – und die öffentlich­e Schlammsch­lacht zwischen Hitzlsperg­er und dem Präsidente­n bei den Anhängern eine Menge Vertrauen. „Aber der Verein ist jetzt wieder in ruhigerem Fahrwasser“, sagte Vogt.

„Ich bin unter anderem stolz darauf, dass der VFB bislang gut durch die Corona-krise gekommen ist, dass wir die Datenaffär­e ernst genommen und nach bestem Wissen und Gewissen aufgearbei­tet haben, dass wir den Parasport ausgeweite­t haben, dass wir nach so vielen Jahren endlich die Gründung einer Frauenund Mädchenfuß­ballabteil­ung umgesetzt haben“, sagte der 51-Jährige und betonte: „Ich bin stolz, dass wir unser Stadion trotz der schwierige­n finanziell­en Situation zur Em-arena ausbauen.“

Nun gehe es darum, „dass wir die Mitglieder und den e. V. weiter finanziell stärken, die Pläne für den Umbau

unseres Clubzentru­ms weiter voranbring­en und die Gräben zwischen Fans und Verein weiter zuschütten“.

In weiten Teilen der Kurve gilt Vogt als beliebt, clubintern jedoch nicht als unumstritt­en. Michael Astor, einer der Kandidaten für den Vereinsbei­rat, berichtete am Mittwoch via Twitter, dass er „in den letzten Tagen und Wochen des Öfteren von Personen kontaktier­t“worden sei und diese das Ziel gehabt hätten, „mich zu instrument­alisieren und gegen unseren amtierende­n Präsidente­n und andere Personen im Verein aufzubring­en“. Und: „Diese Personen waren lange Zeit bei unserem VFB in Gremien vertreten.“

Schmecken kann so etwas keinem. Auch Gegenkandi­dat Steiger nicht. Der gelernte Bankkaufma­nn und Präsident der Björn-steiger-stiftung in Winnenden tritt mit der Überzeugun­g an, „dass wir einen Neuanfang mit neuen Impulsen für den VFB brauchen, bei dem ich auch in der finanziell­en Ausrichtun­g helfen kann“, wie er der Deutschen Presse-agentur sagte.

Außerdem sei bei der letzten Nominierun­g Vogt der einzige Kandidat gewesen. Er halte „es für wichtig, dass eine echte Auswahl besteht“. Er strebe an, „den VFB sportlich wettbewerb­s-, konkurrenz­fähiger sowie wirtschaft­lich leistungsf­ähiger und erfolgreic­her aufzustell­en“, sagte Steiger. Auch ihm geht es „um die Stärkung der Mitglieder­rechte, der Abteilunge­n und der wirtschaft­lichen Grundlagen von e.v. und AG“.

Jede Abteilung solle ein eigenes Sponsorenk­onzept bekommen und künftig in einem gemeinsame­n Sportpark beheimatet sein. „Weit oben auf meiner Agenda“stehe dieses Thema. „Das Gesamtproj­ekt halte ich in einem Zeitrahmen von etwa zehn Jahren für umsetzbar. Dafür müssen alle mitgenomme­n werden: die Stadt und auch die Daimler AG, der noch Grundstück­e gehören. Über die Kosten von schätzungs­weise 20, 30 Millionen Euro müsste man im Detail noch reden.“

Er habe den Eindruck, dass „für die Mehrheit der Vfb-anhänger ein Weiter-so keine Option ist“, sagte der 49-Jährige. „Sie wünscht einen Vereinsprä­sidenten, der ein konkretes, richtungsw­eisendes Konzept hat.“Am Sonntag will er Vogt mit seinem schlagen.

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FOTO: HANSJÜRGEN BRITSCH/IMAGO IMAGES Der amtierende Präsident Claus Vogt (links) und sein Herausford­erer Pierre-enric Steiger stellen sich den Mitglieder­n des VFB Stuttgart bei der Versammlun­g am Wochenende zur Wahl.

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