Ein Wochenende für Radler im Lauratal
Grüne befahren für Radfahrer kritische Stellen in der Weingartener Innenstadt
- Die aktuellen schockierenden Fernsehbilder, welche die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland und weltweit zeigen, treiben die Weingartener Grünen bei ihrem Engagement für den Radverkehr an. Wie kann man in der Region eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik vorantreiben und das Klima schützen? Antworten auf diese Frage haben sie am frühen Samstagabend gegeben. Anlässlich der Sperrung der Kreisstraße 7948 zwischen Weingarten und Schlier für Autofahrer übers Wochenende fahren die Grünen mit dem Rad durch die Altstadt und ihr Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, Claus Keßel, zeigt, wie die Stadt ihre Verkehrspolitik zugunsten von Radfahrern verbessern könnte.
Vor dem Amtshaus bringt Keßel vor knapp 20 Demonstranten verhaltenen Optimismus in Sachen städtischer Verkehrspolitik zum Ausdruck. Geht es um neue Fahrradwege, seien in der Stadtverwaltung nicht alle gleichermaßen euphorisiert. Ein grüner Antrag wird bereits umgesetzt: Der Bereich um das Amtshaus wird mittwochs während des Markts einen halben Tag lang für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Am Löwenplatz müssen Radfahrer bisher absteigen. Der Platz ist laut Keßel gut dafür geeignet, dass Radfahrer durchfahren. Obwohl dies konfliktträchtig sei, gebe es wesentliche Vorteile: Ist der Löwenplatz durchgängig befahrbar, können Radfahrer einfacher in der Karlstraße einkaufen gehen und ihr Rad in der Nähe abstellen.
Der Fahrradparkplatz an der Linse hat knapp 15000 Euro gekostet. Im Vergleich dazu gehen die anstehenden Sanierungen der Tiefgaragen in die Hunderttausenden oder sogar in die Millionen, so Keßel. Entlang des Friedhofs ist beschlossen, dass ein Fahrradschutzstreifen eingerichtet wird. Geht es nach den Grünen, soll zudem wegen der Unübersichtlichkeit durch parkende Autos vom Friedhof bis zum Ortsschild in der Laurastraße Tempo 30 gelten.
Der Sperrung des Lauratals für Autofahrer für ein Wochenende gingen einige Anträge der Grünen im Gemeinderat voraus. Hermine Städele, Organisatorin der Fahrraddemo und Fraktionskollegin von Claus Keßel, freut sich, dass die Sperre gut von Freizeitradlern und Spaziergängern angenommen wurde. Denn so können sie von Autos ungestört das landschaftlich reizvolle Lauratal erleben, ergänzt Keßel. „In Mini-schritten“geht es mit der Verkehrswende in Oberschwaben voran, resümiert Hermine Städele die Aktion „autofreies Lauratal“. Wegen des immer heftiger werdenden Unwetters sagen die Veranstalter die im Anschluss vorgesehene Kundgebung am Ortsausgang Weingartens Richtung Lauratal ab. Claus Keßel hofft jedoch, dass die Kreisstraße demnächst wieder übers Wochenende gesperrt wird. Dann soll wieder durch Weingarten geradelt und die Demonstration am Ortsausgang nachgeholt werden, inklusive prominenter Redner und einem Spielmobil für Kinder.
Derweil haben Aktivisten des Ravensburger Klimacamps zwei Fahrradminuten weiter Richtung Schlier bereits in der Nacht auf Samstag eine Kunstaktion installiert. Quer über der Kreisstraße spannten sie in sechs Meter Höhe ein Seil, an dem sie zusammen mit einem Banner "Mehr Platz fürs" ein Fahrrad befestigten. Sie wollen gegen die „einseitige politische Bevorzugung“des Automobils protestieren, wie es in einer Pressemitteilung des Ravensburger Klimacamps heißt. Samuel Bosch (18) bedauert, dass aus den ursprünglichen Vorschlägen der Grünen nur ein “Einzelwochenende” für Radler geworden ist. Aktivist und Anwohner Martin Lang aus Oberankenreute meint, sicheres Radfahren muss in der heutigen Verkehrsplanung „oberste Priorität“haben.