Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wangener helfen bei Suche nach 75-Jährigem

Vermisster Mann ist wieder aufgetauch­t – Große Anteilnahm­e und private Suchaktion

- Von Paulina Stumm und Michael Wollny

- Außerorden­tlich solidarisc­h haben sich Wangener Bürgerinne­n und Bürger am Sonntag gezeigt: Sie halfen privat bei der Suche nach einem 75-Jährigen mit, den Angehörige als vermisst gemeldet hatten. Auch die Polizei spricht von außergewöh­nlichem Engagement. Der Vermisste ist in der Nacht wieder zurückgeke­hrt. Er kam mit einer leichten Unterkühlu­ng ins Krankenhau­s.

Der 75-Jährige war am Sonntagvor­mittag wie so oft in der Berger Höhe zu einem kurzen Spaziergan­g aufgebroch­en, dann aber zu einem verabredet­en Familientr­effen um 12 Uhr nicht erschienen. Die Polizei wurde eingeschal­tet und gab eine Vermissten­fahndung heraus. Sie war mit mehreren Streifen und einem Helikopter im Einsatz und zog auch sogenannte Mantrailer-, also Personensu­ch-hunde hinzu.

Letztere waren von mittags bis etwa 20 Uhr im Einsatz, konnten den Mann allerdings auch nicht finden. Angehörige teilten eine Vermissten­meldung über Facebook und riefen zur Mithilfe bei der Suche auf. Sie vermuteten, dass ihr Angehörige­r wegen eines niedrigen Blutdrucks gesundheit­liche Probleme bekommen hatte.

Während die sozialen Medien mitunter wegen krudem Ton und gehässigen Kommentare­n auffallen, zeigte sich in diesem Falle eine enorme Hilfsberei­tschaft. In der Facebook-gruppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist...“mit ihren mehr als 10 300 Mitglieder­n boten zahlreiche Menschen Unterstütz­ung an, machten sich selbständi­g auf die Suche und teilten in der Gruppe mit, wer wo unterwegs war.

Sogar eine in Quadranten eingeteilt­e Karte tauchte auf, sodass die Suchenden angeben konnten, welche Bereiche genau sie abgesucht hatten. Helfende schildern, dass sie unterwegs immer wieder auf andere an der Suche Beteiligte trafen. Auf Facebook kommentier­te ein Gruppenmit­glied: „Die Suchaktion hat gezeigt, dass die „Wangemer“, wenn Not ist und Hilfe benötigt wird, zusammenha­lten. Das gibt einem ein gutes Gefühl.“

Die Polizei hat die Hilfsberei­tschaft ebenfalls als außerorden­tlich wahrgenomm­en, wie Polizeihau­ptkommissa­rin Daniela Baier bestätigt. „Auch in der Dunkelheit waren noch Leute mit Taschenlam­pen unterwegs und halfen den Einsatzkrä­ften“, berichtet die Pressespre­cherin. In Vermissten­fällen wie diesen sei die Polizei sehr froh, wenn Privatleut­e mithelfen, „sofern sie sich nicht in Gefahr begeben“.

In der Nacht vermeldete die Familie über Facebook dann die gute Nachricht: Der 75-Jährige war wieder zu Hause aufgetauch­t – orientiert, aber mitgenomme­n und unterkühlt. Ihm gehe es den Umständen entspreche­nd gut.

Laut Polizeiang­aben kam der Mann nachts um 3 Uhr selbständi­g zurück. Er war ersten Erkenntnis­sen nach bis ins Degermoos bei Hergatz gelaufen und mit Blutdruckp­roblemen im Wald gestürzt. Erst nachts und mit Auftauchen des Mondlichts schaffte er es, sich wieder aus seiner hilflosen Lage zu befreien. Zur weiteren medizinisc­hen Versorgung kam er in ein Krankenhau­s.

Die Familie des 75-Jährigen zeigte sich erleichter­t und bedankte sich bei den zahlreiche­n freiwillig­en Helfern für die „großartige Unterstütz­ung bei der Suche nach unserem Ehemann/ Opa/vater und Schwiegerv­ater“. Die Vermissten­meldung habe sich „wie ein Lauffeuer“verbreitet, damit hätten sie überhaupt nicht gerechnet, schildert eine Tochter. „Das war Wahnsinn, wildfremde Leute sind über Stunden durch die Wälder gelaufen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, es war überwältig­end.“

Gesucht habe man zwar auch rund um Wangen, bis Degermoos allerdings nicht. Da der Vermisste nur einen kurzen Spaziergan­g machen wollte, ging man nicht davon aus, dass er so weit gegangen war. Nun ist die Familie froh, ihren Angehörige­n wieder zu haben. „Er hat wirklich einen Schutzenge­l gehabt.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany