Wangener helfen bei Suche nach 75-Jährigem
Vermisster Mann ist wieder aufgetaucht – Große Anteilnahme und private Suchaktion
- Außerordentlich solidarisch haben sich Wangener Bürgerinnen und Bürger am Sonntag gezeigt: Sie halfen privat bei der Suche nach einem 75-Jährigen mit, den Angehörige als vermisst gemeldet hatten. Auch die Polizei spricht von außergewöhnlichem Engagement. Der Vermisste ist in der Nacht wieder zurückgekehrt. Er kam mit einer leichten Unterkühlung ins Krankenhaus.
Der 75-Jährige war am Sonntagvormittag wie so oft in der Berger Höhe zu einem kurzen Spaziergang aufgebrochen, dann aber zu einem verabredeten Familientreffen um 12 Uhr nicht erschienen. Die Polizei wurde eingeschaltet und gab eine Vermisstenfahndung heraus. Sie war mit mehreren Streifen und einem Helikopter im Einsatz und zog auch sogenannte Mantrailer-, also Personensuch-hunde hinzu.
Letztere waren von mittags bis etwa 20 Uhr im Einsatz, konnten den Mann allerdings auch nicht finden. Angehörige teilten eine Vermisstenmeldung über Facebook und riefen zur Mithilfe bei der Suche auf. Sie vermuteten, dass ihr Angehöriger wegen eines niedrigen Blutdrucks gesundheitliche Probleme bekommen hatte.
Während die sozialen Medien mitunter wegen krudem Ton und gehässigen Kommentaren auffallen, zeigte sich in diesem Falle eine enorme Hilfsbereitschaft. In der Facebook-gruppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist...“mit ihren mehr als 10 300 Mitgliedern boten zahlreiche Menschen Unterstützung an, machten sich selbständig auf die Suche und teilten in der Gruppe mit, wer wo unterwegs war.
Sogar eine in Quadranten eingeteilte Karte tauchte auf, sodass die Suchenden angeben konnten, welche Bereiche genau sie abgesucht hatten. Helfende schildern, dass sie unterwegs immer wieder auf andere an der Suche Beteiligte trafen. Auf Facebook kommentierte ein Gruppenmitglied: „Die Suchaktion hat gezeigt, dass die „Wangemer“, wenn Not ist und Hilfe benötigt wird, zusammenhalten. Das gibt einem ein gutes Gefühl.“
Die Polizei hat die Hilfsbereitschaft ebenfalls als außerordentlich wahrgenommen, wie Polizeihauptkommissarin Daniela Baier bestätigt. „Auch in der Dunkelheit waren noch Leute mit Taschenlampen unterwegs und halfen den Einsatzkräften“, berichtet die Pressesprecherin. In Vermisstenfällen wie diesen sei die Polizei sehr froh, wenn Privatleute mithelfen, „sofern sie sich nicht in Gefahr begeben“.
In der Nacht vermeldete die Familie über Facebook dann die gute Nachricht: Der 75-Jährige war wieder zu Hause aufgetaucht – orientiert, aber mitgenommen und unterkühlt. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut.
Laut Polizeiangaben kam der Mann nachts um 3 Uhr selbständig zurück. Er war ersten Erkenntnissen nach bis ins Degermoos bei Hergatz gelaufen und mit Blutdruckproblemen im Wald gestürzt. Erst nachts und mit Auftauchen des Mondlichts schaffte er es, sich wieder aus seiner hilflosen Lage zu befreien. Zur weiteren medizinischen Versorgung kam er in ein Krankenhaus.
Die Familie des 75-Jährigen zeigte sich erleichtert und bedankte sich bei den zahlreichen freiwilligen Helfern für die „großartige Unterstützung bei der Suche nach unserem Ehemann/ Opa/vater und Schwiegervater“. Die Vermisstenmeldung habe sich „wie ein Lauffeuer“verbreitet, damit hätten sie überhaupt nicht gerechnet, schildert eine Tochter. „Das war Wahnsinn, wildfremde Leute sind über Stunden durch die Wälder gelaufen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, es war überwältigend.“
Gesucht habe man zwar auch rund um Wangen, bis Degermoos allerdings nicht. Da der Vermisste nur einen kurzen Spaziergang machen wollte, ging man nicht davon aus, dass er so weit gegangen war. Nun ist die Familie froh, ihren Angehörigen wieder zu haben. „Er hat wirklich einen Schutzengel gehabt.“