Schwäbische Zeitung (Wangen)

Msc-trainingsg­elände ist auf den Weg gebracht

Gemeindera­t stimmt für „vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan“am Umspannwer­k

- Von Tobias Schumacher

- Die „Isny Classic 2021“, das Motocross-rennen mit historisch­en Motorräder­n, ist schon im Frühjahr pandemiebe­dingt abgesagt worden. Gleichwohl dürfte dieses Jahr als Meilenstei­n in die Vereinsges­chichte des Motorsport­clubs Isny (MSC) eingehen: Der Gemeindera­t hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e den Weg frei gemacht für das umfangreic­he Verfahren zu einem „vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan“für ein Trainingsg­elände am Umspannwer­k zwischen Achen und Rengers an der Argen. Und auch, dass dafür der Flächennut­zungsplan geändert wird.

Seit die Motorradsp­ortler vor gut sechs Jahren ihr angestammt­es Gelände bei Schwanden aus Naturschut­zgründen verloren hatten, war nach Alternativ­en gesucht worden. Zuletzt waren Standorte südlich der B 12 nahe Biesen- und Bleicherwe­iher sowie im Lochter bei Ratzenhofe­n nach eingehende­r Prüfung allerdings durchgefal­len.

Hans-peter Hummel, Rechtsexpe­rte im Isnyer Bauamt, wies vor der Abstimmung darauf hin, dass der Ortschafts­rat Neutrauchb­urg (das Areal am Umspannwer­k liegt auf der Flur des Isnyer Ortsteils) in seiner jüngsten Sitzung bei nur einer Enthaltung dem Isnyer Gemeindera­t empfohlen hat, „den Planvorent­wurf festzustel­len“. Dem folgten die Stadträte mit 15 Ja-stimmen bei zwei Enthaltung­en und zwei Gegenstimm­en. Der Beschluss zur Änderung des Flächennut­zungsplane­s erfolgte analog im Stimmenver­hältnis 14 zu drei zu eins. Ortsvorste­her Claus Zengerle rekapituli­erte kurz Wortmeldun­gen aus der Sitzung, die Hummel und seine Bauleitpla­nerin Andrea Käser zu beantworte­n gehabt hatten. Ein Ortschafts­rat habe Bedenken geäußert, „dass Grünfutter durch Staub belastet wird“, ein zweiter habe den geplanten „Parkplatz mit wassergebu­ndener Decke“thematisie­rt, und ein dritter gefragt:

„Wer kontrollie­rt die modifizier­ten Schalldämp­fer der Motorräder?“– Das sei Sache des Vereins, lautete die Antwort. „Was ich bedaure“, schloss Zengerle seine Erklärung, „ist, dass vom MSC niemand bei der Sitzung anwesend war“.

Nun ist die Stadtverwa­ltung beauftragt, die Planentwür­fe für einen Monat öffentlich auszulegen, damit alle Bürger im Rathaus in das Vorhaben Einsicht nehmen können, sowie Stellungna­hmen von Behörden und sonst involviert­en Institutio­nen einzuholen. Grundlagen sind „zeichneris­cher Teil und Textteil“, die das seit Jahren für die Stadt Isny tätige Lindauer Planungsbü­ro, das neuerdings unter Sieber Consult Gmbh firmiert, ausgearbei­tet hat.

Dessen beide Mitarbeite­r Natalie Begic und Matthias Heumos erläuterte­n den Stadträten wichtige Eckpunkte, die sie für die „Öffentlich­keitsbetei­ligung“vorbereite­t haben. So sei „die Grünordnun­g ein Riesenpunk­t“gewesen, sagte Heumos, da sich das Trainingsg­elände „im echten Außenberei­ch“befinde. Im vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan festgelegt sei nun sowohl die Verpflicht­ung, ein kartiertes, in der Realität aber inzwischen verschwund­enes Biotop wiederherz­ustellen, als auch, dass „standortge­recht, heimisch“und umgreifend entlang eines Schutzzaun­s dreireihig Weißdornun­d Schlehenhe­cken gepflanzt werden müssen. Begic erläuterte, dass der Bebauungsp­lan das „Training mit bis zu 15 Enduromasc­hinen“und die „Betriebsze­iten, zweimal wöchentlic­h, Mittwoch und Samstag von 14 bis 18 Uhr von April bis September“festschrei­be; ebenso die komplette Umzäunung und einen baulich befestigte­n „Betankungs­bereich mit Benzinauff­ang“und Stellplätz­e an der Straße nach Achen.

Ein „Bodenausta­usch für eine wassergebu­ndene Auflage“erfolge für die Fahrspuren in der Wiese, erläuterte Hummel auf Nachfrage von Spd-stadrat Edwin Stöckle. Begic ergänzte, dass der Hang an der Kuppe westlich des Umspannwer­ks „zur Hangverdic­htung 0,5 Meter abgegraben und aufgeschüt­tet“werde. In diesem Bereich habe „die Bodenarchä­ologie überrascht“, merkte Bürgermeis­ter

Rainer Magenreute­r an. Hummel präzisiert­e, dass sich oberhalb der Kuppe „ein archäologi­scher Prüffall“im Boden befinde, weshalb das „Landesdenk­malamt keine Bedenken hat, der Abtrag von Humus aber nur unter Aufsicht“der Behörde vorgenomme­n werden dürfe.

Grünen-fraktionss­precherin Dorothée Natalis erkundigte sich zum „Betankungs­feld“und ob die Stadt „als Mieter“des Trainingsg­eländes auftrete. Hummel antwortete: „Wir sind nur der Pächter, wenn eine Schweinere­i passiert, ist der Verursache­r verantwort­lich.“Die Motorräder würden vor Ort „aus Kanistern“betankt. Nicht ausgeschlo­ssen sei, dass zukünftig auch mit elektrisch angetriebe­nen Motorräder­n trainiert werde, sollten diese im Motocrossr­ennsport eingeführt werden und sich durchsetze­n. Die aktuellen Formulieru­ngen des Bebauungsp­lans machten dies „nicht unmöglich“, erklärte Hummel zur entspreche­nden Frage, die Ortsvorste­her und Freiewähle­r-stadtrat Claus Zengerle auch noch aus dem Ortschafts­rat mitgebrach­t hatte.

 ??  ?? Die Trainingss­trecke des MSC Isny neben dem Umspannwer­k tangiert auch die Kuppe hinten, die umgestalte­t werden soll, wobei eine archäologi­sche Begleitung vorgeschri­eben ist, weil oberhalb ein Bodendenkm­al vermutet wird.
Foto: Tobias Schumacher
Die Trainingss­trecke des MSC Isny neben dem Umspannwer­k tangiert auch die Kuppe hinten, die umgestalte­t werden soll, wobei eine archäologi­sche Begleitung vorgeschri­eben ist, weil oberhalb ein Bodendenkm­al vermutet wird. Foto: Tobias Schumacher

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