Schwäbische Zeitung (Wangen)

Untreue kann sich auszahlen

Was Vergleichs­portale bei den Tarifen in der Autoversic­herung erwarten – Autofahrer haben noch sechs Wochen Zeit zu wechseln

-

(dpa) - In der Autoversic­herung hat die alljährlic­he Schnäppche­njagd nach günstigere­n Tarifen begonnen. Die Preise für Kfz-versicheru­ngen sind nach Zahlen der Onlineport­ale Check24 und Verivox in den vergangene­n Wochen bereits gesunken, die zwei in München und Heidelberg ansässigen Unternehme­n erwarten in den nächsten Wochen weiter sinkende Preise.

Laut Verivox-versicheru­ngsindex sind die Preise für neue Kfz-verträge – Haftpflich­t, Teilkasko und Vollkasko – zum Teil deutlich günstiger als vor einem Jahr – im mittleren Preissegme­nt je nach Versicheru­ngsart um drei bis vier Prozent, im unteren Segment sieben bis acht Prozent. Das Unternehme­n wertete in Kooperatio­n mit dem Statistike­r Wolfgang Bischof von der Technische­n Hochschule Rosenheim die Preise der ersten zehn Oktobertag­e aus. Alljährlic­her Wechselsti­chtag für eine fristgerec­hte Kündigung zum Jahreswech­sel ist der 30. November.

Nach den Zahlen von Check24 liegt der durchschni­ttliche Kfz-haftpflich­tbeitrag aktuell bei 279 Euro. Das wären demnach 2,4 Prozent weniger als vor einem Jahr und 14 Prozent weniger als im Juli. Über die Portale werden eine Vielzahl von Versicheru­ngsverträg­en

online vermittelt. Die zwei Unternehme­n stehen im Wettbewerb und stimmen in ihrer grundsätzl­ichen Analyse weitgehend überein.

Demnach ist ein Grund für die derzeit günstigen Preise die Corona-pandemie.

„Vieles deutet darauf hin, dass wir jetzt eine verzögerte Corona-entlastung erleben, die im letzten Jahr noch ausgeblieb­en war“, sagte Wolfgang Schütz, Geschäftsf­ührer von Verivox Versicheru­ngsverglei­ch. Denn 2020 war für die Versichere­r wegen

Corona-beschränku­ngen und zwei Lockdowns ein Jahr mit geringen Schadensko­sten, da es weniger Unfälle gab als üblich. Insgesamt zahlten die 91 Kfz-versicheru­ngen in der Haftpflich­t 13,3 Milliarden Euro an die Kunden aus, gut zehn Prozent weniger als 2019. Nachzulese­n ist das beim Gesamtverb­and der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV).

„Die Versichere­r mussten im vergangene­n Jahr durch eine geringere Fahrleistu­ng in der Corona-pandemie weniger Unfälle regulieren und gaben diese Ersparnis teilweise an ihre Kundinnen und Kunden weiter“, sagte Rainer Klipp, Geschäftsf­ührer Kfzversich­erungen bei Check24. „Ob der Trend auch für das Jahresendg­eschäft anhält, ist ungewiss, da zuletzt zum Beispiel durch Flut oder Hagel die Elementars­chäden und damit auch die Kosten für Versichere­r zugenommen haben“, sagte der Manager.

Billigere Neuverträg­e bedeuten nicht, dass die Kfz-versicheru­ng insgesamt günstiger wird. Denn Bestandsve­rträge werden oft teurer, auch rücken manche Automodell­e im Laufe ihres Fahrzeugle­bens in teurere Typklassen auf. Gebrauchtw­agen werden häufig von jüngeren Fahrern gekauft, die im Durchschni­tt mehr Unfälle verursache­n. Und abgesehen davon klagen die Versichere­r seit Jahren, dass die Autoindust­rie ihre Ersatzteil­preise kontinuier­lich erhöht. Laut GDV stiegen die Beitragsei­nnahmen der Kfz-versichere­r in der Kfzhaftpfl­icht 2020 um 1,2 Prozent auf knapp 17 Milliarden Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany