Mtg-vorstand wird größer und weiblicher
Welche Veränderungen es beim Wangener Großsportverein gibt und welche Auswirkungen die Krise 2020 hatte
- Die Männer-turn-gemeinde Wangen wird nun auch wieder von Frauen geführt. Mit dieser Erkenntnis haben knapp 50 Mtgmitglieder am Freitagabend eine Generalversammlung verlassen, die im Zeichen des Umbaus in der Vorstandschaft stand. Bei den meisten Tagesordnungspunkten waren aber auch die Corona-krise und ihre Auswirkungen auf den Großsportverein ein großes Thema. Das Wichtigste im Überblick.
Wie hat die MTG das Coronajahr 2020 erlebt?
Es war der 15. März 2020, als die Sportwelt der MTG Wangen nicht mehr die gewohnte war. Wegen Covid-19 schloss die Stadt die Hallen, der Abteilungssport kam zum Erliegen. Auch die Sportinsel musste den Betrieb einstellen, und damit drohte die „Cash-cow“, also der Gewinnbringer des Vereins, wegzufallen. Dabei waren die Weichen für das Geschäftsjahr 2020 bereits gestellt, in dessen Mittelpunkt der Baustart des geplanten Erweiterungsgebäudes (nun auf die Zeit nach der Landesgartenschau 2024 verschoben) sein sollte. „Auf einen Schlag standen ganz andere Themen im Mittelpunkt“, so Vorstandssprecher Christoph Bührer in seinem Jahresbericht.
Andreas Schröder-quist brachte es so auf den Punkt: „Bestandssicherung, Arbeitsverhältnisse, Zukunftssicherung.“Der Geschäftsführer berichtete unter anderem, wie man siebenmal eine geänderte Corona-verordnung samt Hygienevorschriften umgesetzt habe, wie der Digitalisierungsprozess in Verwaltung und beim Guckloch-magazin beschleunigt wurde, wie bei der „Wohnzimmerfitness“kostenlose Online-videokurse entstanden oder wie der Verein in Reparaturen und neue Geräte investiert habe.
Trotz Lockdown und Pandemie gab es aber auch positive Nachrichten. Den Verlust von 200 Mitgliedern (rund fünf Prozent) bezeichnete Schröder-quist als „sehr akzeptables, gutes Ergebnis“.
Auch die Bereitschaft vieler Sportinsel-mitglieder, ihre vom Verein ausgesetzten Beiträge zu spenden, hat die Führungsriege überrascht. Außerdem blieben laut Bührer die Großsponsoren bei der Stange: „Das ist nicht selbstverständlich, wenn keine Gegenleistung da ist.“
Wie steht der Großverein Ende 2020 finanziell da?
In drei Worten: besser als erwartet. Auf der einen Seite stehen die Mindereinnahmen bei den Mitgliedsbeiträgen, vor allem in der Sportinsel. Andererseits kamen jeweils 120 000 Euro über die staatlichen Coronahilfen und übers Kurzarbeitergeld in die Kasse. „Das hat uns geholfen, die Lücke zu schließen“, so Finanzvorstand Michael Pfister. Durch die Mitgliedsbeiträge des Hauptvereins und die erhöhte Spendenbereitschaft habe man in 2020 ein deutlich negatives Jahresergebnis verhindern können. Am Ende stand unter dem Strich ein Minus von 5131 Euro. Das ist nichts im Vergleich zu den Überschüssen der Vorjahre: 2019 erwirtschaftete die MTG in erster Linie durch ihr vereinseigenes Fitnessstudio, der Sportinsel, einen Gewinn von gut 52 000 Euro, in den beiden Jahren davor waren es sogar 158 000 und 181 000 Euro gewesen.
Welche Veränderungen gibt es im Vorstand?
Zusammengefasst: Der Mtg-vorstand wird weiblicher und verteilt die Verantwortung künftig auf mehr Köpfe. Ihr Amt abgegeben haben bei der Generalversammlung der bisherige Vorstandssprecher Christoph Bührer (nach acht Jahren) sowie der für Sponsoring und Marketing zuständige Marc Hansmann (nach sechs Jahren in dieser Funktion).
An ihrer Stelle tritt mit Sandra Jaeschke, Ulrike Müller und Achim Luge ein Trio. Zur Wiederwahl stellten sich Michael Pfister (Finanzen),
Uwe Schenkemeyer (Sportinsel) und Markus Hahnel (Kinder-, Jugendund Freizeitsport). Über alle Personalien stimmten die knapp 50 anwesenden Mitglieder in der Stadthalle getrennt ab, bis auf Achim Luge (Wahl in Abwesenheit, eine Enthaltung) fielen alle Voten einstimmig aus. „Mich freut es besonders, dass wir wieder zwei Frauen im Vorstand haben“, sagte Ehrenmitglied und Wahlleiter Robert Heer. Damit komme eine besondere Atmosphäre rein, weil die Frauen das Gremium beleben würden.
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Wer sind die Neuen in der Mtgführungsriege?
Sandra Jaeschke ist seit 2005 Vereinsmitglied, war Übungsleiterin im Eltern-kind-bereich und hat nun ihre Heimat in der Kinderleichtathletik und beim Altstadtlauf-orgateam. Die 48-jährige Rheinländerin will künftig den Breitensport mehr in den Vordergrund stellen. Ulrike Müller ist seit 2013 in der MTG, leitete die Kindersportschule, die Kooperation mit der OSK und als Kurstrainerin die Fläche der Sportinsel. Mittlerweile ist die 30-Jährige Sportabteilungsleiterin
bei der Stadt Ravensburg und verfügt so über eine gute Vernetzung in lokalen, regionalen und überregionalen Sport- und Verbandsstrukturen.
Seit 2006 gehört Achim Luge der MTG Wangen an, er konnte urlaubsbedingt am Freitagabend nicht in der Stadthalle sein und stellte sich deshalb mit einem Video vor.
Der 65-Jährige ist Hausmeister der Sportinsel und sieht seine Schwerpunkte im Vorstand künftig im technischen und kaufmännischen Bereich.
Was tut sich künftig im Bereich Reha-sport?
Der Rehabilititationssport bei der MTG Wangen boomt, die Teilnehmerzahl liegt mittlerweile bei mehr als 400. Davon sind aber nur zehn Prozent Mitglieder, der Rest kommt mit ärztlichen Verordnungen von außerhalb des Vereins. Genau dieser Klientel will der Vorstand künftig mit der neuen Beitragsgruppe „Reha-gruppen-teilnehmer“eine Mitgliedschaft schmackhaft machen. Zum halben Beitragssatz eines aktiven Mitglieds (also 45 Euro pro Jahr oder 3,75 Euro monatlich) werden dabei eine flexible Kursanzahl in der Orthopädie, medizinische Beratung, die Nutzung einer weiteren Mtgabteilung oder die Unterstützung bei Folgeanträgen angeboten.
Dieses Angebot solle ein Anreiz für den kontinuierlichen Sport im Verein sein, so Andreas Schröderquist. Denn: „Nach dem Reha-sport ist vor dem Abteilungssport.“Diese Argumentation überzeugte auch die Mitglieder in der Stadthalle, der Vorschlag ging einstimmig durch.
Was gibt es sonst Neues bei der MTG Wangen?
Zwei erfreuliche Neuigkeiten gab es am Ende der Generalversammlung. Zum Einen hat die MTG einen neuen Vereinsbus, nachdem der alte seinen Geist aufgegeben hatte. Und: „Die Mitglieder kommen zurück“, wie der Geschäftsführer erfreut berichtete. Seit September habe man wieder deutlich mehr Eintritte, so Schröderquist auf Sz-nachfrage. „Das entwickelt sich gerade in die richtige Richtung.“3751 Mitglieder meldete der Großverein am 1. Januar 2021 dem Landessportbund, ein Jahr zuvor waren es noch 3950 gewesen. Gut möglich also, dass die MTG diesen Stand in absehbarer Zeit wieder erreicht, und so auch bei den Mitgliederzahlen die Pandemie langsam hinter sich lässt.