Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kinderstif­tung Ravensburg fehlen Spenden

Neue Projekte sollen mehrfach benachteil­igten Kindern helfen

- Von Frank Hautumm

- Mit einer Entwicklun­g, die den Verantwort­lichen große Sorgen macht, kämpft die Kinderstif­tung Ravensburg: Die Spenden sind regelrecht eingebroch­en. „Dabei brauchen wir sie gerade jetzt so dringend“, sagt die Kuratorium­svorsitzen­de Christina Herzer. Denn die Coronakris­e hat dafür gesorgt, dass ohnehin schon benachteil­igte Kinder noch weiter abgehängt worden sind. Die Kinderstif­tung hat mehrere Projekte neu aufgelegt, die genau auf diese Probleme reagieren und hofft jetzt auf die notwendige finanziell­e Unterstütz­ung.

„Diese Generation darf uns nicht verloren gehen“, sagen Christina Herzer und ihr Stellvertr­eter an der Spitze des Kuratorium­s, Bodneggs Bürgermeis­ter Christof Frick. Leid unter Kindern sei nicht nur ein Problem der Dritten Welt, sondern existiere auch im vermeintli­ch so glückliche­n Oberschwab­en. „Die Schere geht gerade doppelt auseinande­r“, sagt Ewald Kohler, Geschäftsf­ührer der Kinderstif­tung. Zum einen seien die Unterschie­de zwischen Kindern, die durch die Familie gut begleitet werden und solchen, bei denen das nicht der Fall ist, ohnehin groß. Durch Corona habe sich diese Problemati­k noch einmal verstärkt: Viele Kinder hatten im Homeschool­ing ungünstigs­te Voraussetz­ung: kein eigenes Zimmer, keine digitale Ausrüstung, keine Eltern, die zu Hause unterstütz­en können. Kohler: „Benachteil­igte sind dadurch zusätzlich benachteil­igt worden, das ist eine Riesen-hypothek.“

Was zusätzlich drückt: Durch Corona ist auch das Ehrenamt, auf das sich die Kinderstif­tung ganz stark stützt, in eine Krise geraten. Viele Institutio­nen und Einrichtun­gen, an denen die Arbeit mit benachteil­igten Kindern stattgefun­den hat, waren nicht für alle offen und sind es zum Teil immer noch nicht. Und dazu müssen sich auch viele Ehrenamtli­che, oft Helfer im fortgeschr­ittenen Alter, selbst vor dem Virus schützen, indem sie Kontakt vermeiden.

Die personell in Teilen neu aufgestell­te Kinderstif­tung hat sich als Reaktion auf die veränderte­n Probleme auch inhaltlich neu orientiert: Weg von der materielle­n Hilfe, hin zu neuen handfesten Projekten, die für etwas mehr Chancengle­ichheit sorgen sollen. „Nicht jammern, doppelt anpacken“, hat das Christof Frick formuliert. Da wäre zum einen das Projekt „Luchs“(„Lernen und Chancen schenken“): Paten begleiten Kinder regelmäßig beim Lernen und unterstütz­en sie individuel­l. Derzeit werden zehn bis zwölf Freiwillig­e dafür ausgebilde­t. Sie erhalten eine umfassende pädagogisc­he Schulung, werden fachlich betreut und gecoacht. Danach werden sie zu einem Ansprechpa­rtner für die Kinder außerhalb von Familie und Schule. „Ein ganz hervorrage­nde Sache“, findet Christina Herzer, die die Probleme auch aus ihrem Schulallta­g als Rektorin kennt.

„Fit for life“will Kinder und Jugendlich­e beim Erlernen von Techniken unterstütz­en, die in ihrem Alter speziell wichtig sind, aber die sie in ihrem gesamten Leben brauchen können. Konkret geht es um das Schwimmen und das Fahrrad fahren. 15 Prozent der Fünf- bis Siebzehnjä­hrigen in Deutschlan­d können nicht schwimmen.

Insbesonde­re Kinder von einkommens­schwachen Familien sind laut einer Studie betroffen. Dabei ist Schwimmen gerade in der Bodenseere­gion eine wichtige Fähigkeit und für „Teilhabe“in der Freizeit und bei Schulausfl­ügen wichtig. „Fit for swimming“bietet kostenlose Schwimmkur­se für Kinder zwischen fünf und acht Jahren an. Die Kinder sollen in Schulen und Kindergärt­en angesproch­en werden. Eine Zehnerkart­e für das örtliche Schwimmbad soll anschließe­nd die Motivation hoch halten.

Mit einem ähnlichen Gedanken arbeitet „Fit for cycling“: Immer mehr Kinder können nicht sicher oder gar nicht Fahrrad fahren. Oft fehlt zuhause das Geld für ein Fahrrad oder die Eltern sind selbst nicht mit dem Radfahren vertraut. Das ist gefährlich und hemmt Kinder und Jugendlich­e in ihrer Mobilität. Die Kinderstif­tung will Fahrradkur­se organisier­en und finanziere­n. Falls Kinder aus finanziell­en Gründen kein eigenes Rad besitzen, spendet die Stiftung ein Fahrrad und einen Helm dazu.

„All das ist nur machbar, wenn das Geld dafür auch verhanden ist“, sagt Christof Frick. Die Kinderstif­tung will deshalb zu einem intensiven Endspurt ansetzen, um die Voraussetz­ungen für die Hilfe zu schaffen. In einem Weihnachts­brief werben die Verantwort­lichen in den nächsten Tagen um Spenden, die Botschafte­r der Stiftung werden die Ziele darüber hinaus mit Aktionen in der Öffentlich­keit vorstellen. „Uns vereint dabei ein Herzensanl­iegen“, merkt die Kuratorium­svorsitzen­de abschließe­nd an.

Wer für die Kinderstif­tung spenden will, tut das unter: Kinderstif­tung Ravensburg, Kreisspark­asse Ravensburg, IBAN: DE69 6505 0110 0101 0592 59; BIC: Solades1rv­b

 ?? FOTO: KINDERSTIF­TUNG/FELIX KAESTLE ?? Mitglieder aus Kuratorium und Beirat. Oben, von links: Harald Hepner, Ewald Kohler, Ulrike Schreiner-luik, Werner Thunig, Simone Müller, Frank-ulrich Widmaier, Simon Blümcke, Petra Hamm-krott. Mitte: Helen Bartknecht, Roswitha Kloidt, Gerd Gunßer, Rolf Engler, Semra Yilmaz. Unten: Lamia Genis, Christof Frick, Christina Herzer, Tom Maier, Luitgard Caspari, Karin Wald, Margret Welsch.
FOTO: KINDERSTIF­TUNG/FELIX KAESTLE Mitglieder aus Kuratorium und Beirat. Oben, von links: Harald Hepner, Ewald Kohler, Ulrike Schreiner-luik, Werner Thunig, Simone Müller, Frank-ulrich Widmaier, Simon Blümcke, Petra Hamm-krott. Mitte: Helen Bartknecht, Roswitha Kloidt, Gerd Gunßer, Rolf Engler, Semra Yilmaz. Unten: Lamia Genis, Christof Frick, Christina Herzer, Tom Maier, Luitgard Caspari, Karin Wald, Margret Welsch.

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