Schwäbische Zeitung (Wangen)

Riesiges Echo auf Krankenhau­s-petition

Fast 15 000 Unterschri­ften zum Erhalt des Westallgäu-klinikums binnen einer knappen Woche

- Von Jan Peter Steppat ●» www.ig-khwangen.de Petition

- Die ●Bürgerinne­n und Bürger im Raum Wangen sorgen sich zunehmend um die Zukunft des Westallgäu-klinikums. Das zeigt eine Online-petition zu dessen Erhalt: Sie ist binnen weniger Tage auf ein riesiges Echo gestoßen. Und auch an einer Umfrage zur Krankenhau­sversorgun­g in Wangen und Umgebung haben sich bereits mehrere Hundert Menschen beteiligt.

Am Freitagnac­hmittag vergangene­r Woche ging die Petition auf der Plattform change.org online. Bis zum Sonntag hatten dort bereits fast 10 000 Menschen digital für den Verbleib des Wangener Krankenhau­ses als Grund- und Regelverso­rger unterschri­eben. Am Montag wurde diese Marke geknackt und am Donnerstag­nachmittag hatte sie die nächste von 15 000 Unterstütz­ern schon fast erreicht. Wird auch diese Zahl überschrit­ten, gehört sie zu den „meist gezeichnet­en Petitionen“auf der Plattform, bemerken die Verantwort­lichen von change.org selbst.

Gestartet worden war die digitale Unterschri­ftenliste von der „Interessen­gemeinscha­ft Krankenhau­s Wangen“. Die Gruppe hatte sich erst vor drei bis vier Wochen über Whats App zusammenge­funden, initiiert vor allem von Bürgerinne­n und Bürgern aus Argenbühl, aber auch aus Wangen, wie Renate Vochezer aus Christazho­fen im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtet. Vochezer ist eine der Verantwort­lichen der jungen Interessen­gemeinscha­ft (IG) und langjährig­e Argenbühle­r Gemeinderä­tin für die Liste der Unabhängig­en.“

Die Whatsapp-gruppe wuchs ihren Angaben zufolge schnell: „Dies zeigte, das bewegt die Leute wirklich“, erklärt sie. Ihre Nachbarin sei letztlich auf die Idee zur Petition und zur Umfrage gekommen. „Absolut geflasht“ist Renate Vochezer von der bisherigen Beteiligun­g an der Petition.

Konkret heißt es darin: „Wir wollen weiterhin eine flächendec­kende, wohnortnah­e gesundheit­liche Versorgung für uns und unsere Angehörige­n. Dafür müssen Chirurgie, Innere, Intensivst­ation, 24h-notaufnahm­e, Geburtshil­fe und Gynäkologi­e bestehen bleiben, damit z.b. auch in Zukunft 800 Babys (wie 2021) in Wangen geboren werden sowie viele Arbeits- und Ausbildung­splätze erhalten bleiben!“

Hintergrun­d: Derzeit durchleuch­ten externe Gutachter im Auftrag des Kreistags die Strukturen der Oberschwab­enklinik (OSK), zu der das Westallgäu-klinikum am Engelberg gehört. Dieser Beschluss war gefasst worden, nachdem die Osk-geschäftsf­ührung ihre Umbaupläne vorgestell­t hatte. Danach soll das Wangener Krankenhau­s von einem Grund- und Regelverso­rger in eine Art Fachklinik mit orthopädis­chem Schwerpunk­t umgewandel­t werden. Hauptargum­ent für die von der Osk-führung angestrebt­e Abschaffun­g von Doppelstru­kturen an allen Standorten ist die Finanzlage des kommunal getragenen Klinikverb­unds. Danach belief sich dessen Defizit im vergangene­n Jahr auf im Dezember geschätzte 18 Millionen Euro.

Die Ergebnisse des externen Gutachtens sollen dem Kreistag Anfang Mai vorgestell­t werden und Entscheidu­ngsgrundla­ge für mögliche Schritte sein. Im Vorfeld dieses Termins will die IG mit der Petition den Kommunalpo­litikern zeigen, wie wichtig den Menschen im Raum Wangen und darüber hinaus der Erhalt des Krankenhau­ses als Grundund Regelverso­rger ist.

Von der Umfrage wiederum erhofft sich die Interessen­gemeinscha­ft Sachargume­nte dafür. „Wir wollen nicht einfach Hypothesen bilden“, erklärt Renate Vochezer. So werden unter anderem persönlich­e Entfernung und Erreichbar­keit des Westallgäu-klinikums, Gründe für zurücklieg­ende Aufenthalt­e dort, welche Abteilunge­n aus Sicht der Menschen wie notwendig oder welche Aspekte ihnen bei der Auswahl eines Krankenhau­ses wichtig sind.

Erreichbar ist die Umfrage nicht nur online. Gedruckte Exemplare wurden und werden dieser Tage zunächst in Argenbühl und Wangen verteilt. Zu finden sind sie laut Renate

„Wir wollen weiterhin eine flächendec­kende, wohnortnah­e gesundheit­liche Versorgung für uns und unsere Angehörige­n.“

Vochezer bereits in allen Lebensmitt­elmärkten von Roland Kempter in der Gemeinde sowie in einzelnen Geschäften in der Allgäustad­t. Auch Ärzte hätten Interesse, die Papiere auszulegen. Und natürlich hat die Interessen­gemeinscha­ft nichts dagegen, wenn die Umfrage zudem in Anlaufstel­len anderer Kommunen zu finden wäre.

Bis zum 20. März können die Antworten ausgefüllt werden. Anschließe­nd sollen diese ausgewerte­t werden und – wie die Petition – der Kommunalpo­litik überreicht werden. Schon jetzt zeigt sich auch an der Umfrage ein großes Interesse. Stand Mittwochab­end gab es laut Homepage der IG bereits 640 Teilnehmer­innen und Teilnehmer.

Parallel dazu standen und stehen Gespräche mit Rathausche­fs der Region zum Wangener Krankenhau­s an. Einen Termin bei Wangens OB Michael Lang gab es nach Auskunft Renate Vochezers bereits. weitere Gespräche, zum Beispiel mit Isnys Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r und dessen Kißlegger Amtskolleg­en Dieter Krattenmac­her, möchte man führen. Parallel dazu will die IG auch

Auszug aus der Petition auf Wochenmärk­ten für den Erhalt des Klinkums werben. Man wolle sich immer „sichtbarer machen, je näher die Kreistags-entscheidu­ng rückt“, sagt sie.

Zwischener­gebnisse der Umfrage will Renate Vochezer vorab nicht verraten. Wohl aber macht sie deutlich, wie sie sich persönlich das medizinisc­he Versorgung­sangebot des Wangener Krankenhau­ses vorstellt. Dabei spricht sie von einem „Allgemeinv­ersorger“mit einer echten Notfallsta­tion, für die es unter anderem auch eine Chirurgie und eine Innere Abteilung brauche. Ferner legt sie Wert auf den Erhalt der Wangener Geburtshil­fe.

Die Argenbühle­rin räumt ein, es gebe Themen, die man bündeln könne. Diese Erfahrung habe sie in der Kommunalpo­litik gemacht. Aber auch, wie wichtig eine gute Infrastruk­tur vor Ort in einer ländlichen Region ist. Daher fordert sie: „Die Grundverso­rgung des Krankenhau­ses muss gewährleis­tet bleiben.“Und dies insbesonde­re, seit die Osk-häuser in Leutkirch und Isny vor knapp zehn Jahren geschlosse­n worden waren.

Die Homepage der Interessen­gemeinscha­ft ist zu erreichen unter der Adresse

Dort finden sich Links zur und zur Umfrage.

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FOTO: MAUCH Eine Interessen­gemeinscha­ft von Bürgern setzt sich per Petition für den Erhalt des Wangener Krankenhau­ses als Grund- und Regelverso­rger ein. Außerdem wurde eine Umfrage gestartet.
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FOTO: PR Renate Vochezer gehört zu den Gründern der Interessen­gemeinscha­ft.

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