Riesiges Echo auf Krankenhaus-petition
Fast 15 000 Unterschriften zum Erhalt des Westallgäu-klinikums binnen einer knappen Woche
- Die ●Bürgerinnen und Bürger im Raum Wangen sorgen sich zunehmend um die Zukunft des Westallgäu-klinikums. Das zeigt eine Online-petition zu dessen Erhalt: Sie ist binnen weniger Tage auf ein riesiges Echo gestoßen. Und auch an einer Umfrage zur Krankenhausversorgung in Wangen und Umgebung haben sich bereits mehrere Hundert Menschen beteiligt.
Am Freitagnachmittag vergangener Woche ging die Petition auf der Plattform change.org online. Bis zum Sonntag hatten dort bereits fast 10 000 Menschen digital für den Verbleib des Wangener Krankenhauses als Grund- und Regelversorger unterschrieben. Am Montag wurde diese Marke geknackt und am Donnerstagnachmittag hatte sie die nächste von 15 000 Unterstützern schon fast erreicht. Wird auch diese Zahl überschritten, gehört sie zu den „meist gezeichneten Petitionen“auf der Plattform, bemerken die Verantwortlichen von change.org selbst.
Gestartet worden war die digitale Unterschriftenliste von der „Interessengemeinschaft Krankenhaus Wangen“. Die Gruppe hatte sich erst vor drei bis vier Wochen über Whats App zusammengefunden, initiiert vor allem von Bürgerinnen und Bürgern aus Argenbühl, aber auch aus Wangen, wie Renate Vochezer aus Christazhofen im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“berichtet. Vochezer ist eine der Verantwortlichen der jungen Interessengemeinschaft (IG) und langjährige Argenbühler Gemeinderätin für die Liste der Unabhängigen.“
Die Whatsapp-gruppe wuchs ihren Angaben zufolge schnell: „Dies zeigte, das bewegt die Leute wirklich“, erklärt sie. Ihre Nachbarin sei letztlich auf die Idee zur Petition und zur Umfrage gekommen. „Absolut geflasht“ist Renate Vochezer von der bisherigen Beteiligung an der Petition.
Konkret heißt es darin: „Wir wollen weiterhin eine flächendeckende, wohnortnahe gesundheitliche Versorgung für uns und unsere Angehörigen. Dafür müssen Chirurgie, Innere, Intensivstation, 24h-notaufnahme, Geburtshilfe und Gynäkologie bestehen bleiben, damit z.b. auch in Zukunft 800 Babys (wie 2021) in Wangen geboren werden sowie viele Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten bleiben!“
Hintergrund: Derzeit durchleuchten externe Gutachter im Auftrag des Kreistags die Strukturen der Oberschwabenklinik (OSK), zu der das Westallgäu-klinikum am Engelberg gehört. Dieser Beschluss war gefasst worden, nachdem die Osk-geschäftsführung ihre Umbaupläne vorgestellt hatte. Danach soll das Wangener Krankenhaus von einem Grund- und Regelversorger in eine Art Fachklinik mit orthopädischem Schwerpunkt umgewandelt werden. Hauptargument für die von der Osk-führung angestrebte Abschaffung von Doppelstrukturen an allen Standorten ist die Finanzlage des kommunal getragenen Klinikverbunds. Danach belief sich dessen Defizit im vergangenen Jahr auf im Dezember geschätzte 18 Millionen Euro.
Die Ergebnisse des externen Gutachtens sollen dem Kreistag Anfang Mai vorgestellt werden und Entscheidungsgrundlage für mögliche Schritte sein. Im Vorfeld dieses Termins will die IG mit der Petition den Kommunalpolitikern zeigen, wie wichtig den Menschen im Raum Wangen und darüber hinaus der Erhalt des Krankenhauses als Grundund Regelversorger ist.
Von der Umfrage wiederum erhofft sich die Interessengemeinschaft Sachargumente dafür. „Wir wollen nicht einfach Hypothesen bilden“, erklärt Renate Vochezer. So werden unter anderem persönliche Entfernung und Erreichbarkeit des Westallgäu-klinikums, Gründe für zurückliegende Aufenthalte dort, welche Abteilungen aus Sicht der Menschen wie notwendig oder welche Aspekte ihnen bei der Auswahl eines Krankenhauses wichtig sind.
Erreichbar ist die Umfrage nicht nur online. Gedruckte Exemplare wurden und werden dieser Tage zunächst in Argenbühl und Wangen verteilt. Zu finden sind sie laut Renate
„Wir wollen weiterhin eine flächendeckende, wohnortnahe gesundheitliche Versorgung für uns und unsere Angehörigen.“
Vochezer bereits in allen Lebensmittelmärkten von Roland Kempter in der Gemeinde sowie in einzelnen Geschäften in der Allgäustadt. Auch Ärzte hätten Interesse, die Papiere auszulegen. Und natürlich hat die Interessengemeinschaft nichts dagegen, wenn die Umfrage zudem in Anlaufstellen anderer Kommunen zu finden wäre.
Bis zum 20. März können die Antworten ausgefüllt werden. Anschließend sollen diese ausgewertet werden und – wie die Petition – der Kommunalpolitik überreicht werden. Schon jetzt zeigt sich auch an der Umfrage ein großes Interesse. Stand Mittwochabend gab es laut Homepage der IG bereits 640 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Parallel dazu standen und stehen Gespräche mit Rathauschefs der Region zum Wangener Krankenhaus an. Einen Termin bei Wangens OB Michael Lang gab es nach Auskunft Renate Vochezers bereits. weitere Gespräche, zum Beispiel mit Isnys Bürgermeister Rainer Magenreuter und dessen Kißlegger Amtskollegen Dieter Krattenmacher, möchte man führen. Parallel dazu will die IG auch
Auszug aus der Petition auf Wochenmärkten für den Erhalt des Klinkums werben. Man wolle sich immer „sichtbarer machen, je näher die Kreistags-entscheidung rückt“, sagt sie.
Zwischenergebnisse der Umfrage will Renate Vochezer vorab nicht verraten. Wohl aber macht sie deutlich, wie sie sich persönlich das medizinische Versorgungsangebot des Wangener Krankenhauses vorstellt. Dabei spricht sie von einem „Allgemeinversorger“mit einer echten Notfallstation, für die es unter anderem auch eine Chirurgie und eine Innere Abteilung brauche. Ferner legt sie Wert auf den Erhalt der Wangener Geburtshilfe.
Die Argenbühlerin räumt ein, es gebe Themen, die man bündeln könne. Diese Erfahrung habe sie in der Kommunalpolitik gemacht. Aber auch, wie wichtig eine gute Infrastruktur vor Ort in einer ländlichen Region ist. Daher fordert sie: „Die Grundversorgung des Krankenhauses muss gewährleistet bleiben.“Und dies insbesondere, seit die Osk-häuser in Leutkirch und Isny vor knapp zehn Jahren geschlossen worden waren.
Die Homepage der Interessengemeinschaft ist zu erreichen unter der Adresse
Dort finden sich Links zur und zur Umfrage.