Wangener Paar startet Wagnis Weltreise
Silvana Wagner und Marco Mayer haben die Wohnung aufgegeben und das Auto verkauft
- Auf Hawaii über den Strand schlendern, Tauchen an der Küste Französisch-polynesiens, Häuserschluchten erkunden im japanischen Tokio. Silvana Wagner und Marco Mayer haben einiges vor. Genauer gesagt: Sie gehen auf Weltreise. Ihre Idee erinnert an die Gruppe der „Aussteiger“. Mayer ist in Weiler, Wagner in Heimenkirch aufgewachsen. Aktuell leben sie in Wangen. Die vergangenen eineinhalb Jahre hat das Paar der Planung ihrer Reise gewidmet – und dem Sparen. Sie haben ihre Wohnung aufgegeben und ihr Auto verkauft. Im Mai soll es losgehen, Corona hin oder her.
Die Lust, fremde Länder zu entdecken, hat Silvana Wagner erst mit ihrem 29-jährigen Freund für sich entdeckt. Er steckte sie 2017 mit dem Reisefieber an, als sie zusammenkamen. Mayer hatte Reisen schon vor der Beziehung als Hobby, besuchte etwa mehrere Monate Asien, bevor er Silvana Wagner kennenlernte. Seitdem die beiden ein Paar sind, standen zwei bis dreimal im Jahr Reisen an; nach Tansania, Mexiko oder auf die Malediven.
Von den sanften Hügeln des Westallgäus geht es im Mai an die paradiesischen Strände und Dschungelgebiete der Seychellen-inseln östlich von Afrika. Fest geplant sind Australien, Japan, einige weitere Inseln im Pazifik und Amerika als Ziele. Wann sie wo und wie ein Land entdecken, wollen die beiden aber nicht konkret festlegen; Freiheit ist die Devise. Vorankommen möchte es in allen erdenklichen Arten, vom Camper bis zum Langstreckenflugzeug.
Der Entschluss, mehrere Länder kurz nacheinander zu besuchen, hat sich schleichend festgesetzt. „Bei mir hat sich das schon über Jahre angebahnt“, sagt Mayer. Irgendwann habe er sich gedacht: „Ich will mit 60 nicht auf einer Parkbank sitzen und denken: ,Warum hast du die Weltreise damals nicht gemacht?’“
Bedenken seiner Freundin begegnete er pragmatisch: Ihr Freund sei eines Abends heimgekommen und habe ihr vorgeschlagen, alle Probleme aufzuschreiben und gemeinsam zu überlegen, wie sie zu lösen sind, erzählt die 24-Jährige. Was passiert mit den Katzen? Die kommen bei der Mutter unter. Wie geht es mit der Familienplanung weiter? Wird nach hinten geschoben. Die neue Wohnung, in die das Paar erst vor wenigen Jahren gezogen ist? Eine Bleibe findet man immer irgendwie. Einmal mit den einzelnen Punkten befasst, sei schnell klar geworden, dass sie keine größeren
Probleme verursachen, die der Reise im Weg stehen.
Ihre Arbeitgeber sind schon länger eingeweiht, denn eine Weltreise geht quasi automatisch mit einer Kündigung einher. Wagner arbeitet in einer außerklinischen Intensivpflege, Mayer ist gelernter Automobilkaufmann. Dazu verdienen sie Geld in Nebenjobs. Ihre Kolleginnen und Kollegen seien zwar traurig über den Entschluss, freuten sich aber riesig für das Paar. Das gilt auch für Freunde und Familie: „Keiner von den Personen war skeptisch oder negativ gestimmt“, sagt Mayer. „Alle wussten, dass Reisen in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt.“
Aktuell leben sie bei Wagners Mutter in Wangen. Die Wohnung in Kempten haben sie aufgegeben, laufende Kosten für die eigene Bleibe sind damit weggefallen. „Der Umzug an sich war schon das Nervigste, das wir für die Reise zu erledigen hatten“, ist Marco Mayer überzeugt. Selbst von Corona will er sich nicht beirren lassen. An den Gedanken, dass sie im ein oder anderen Land vielleicht in Quarantäne müssen, haben sie sich schon gewöhnt. Nur die Einreisebestimmungen zu prüfen, sei etwas lästig, sagt Mayer. Die Planung an sich habe Spaß gemacht.
In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sie neben der Arbeit einen Großteil der Zeit eingenommen. Ein Essen im Restaurant, Kino-besuche, Shoppingtouren – all das fiel weg, um Geld zu sparen. Selbst ihr Auto hat Wagner verkauft. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viel zusammenkommt“, sagt ihr Freund. Das Geld reiche wohl für mindestens zwei Jahre Weltreise.
Silvana Wagner und Marco Mayer sind sich sicher, dass sie die Weltreise verändert. Das hat ihr Traum sogar schon jetzt: Der feste Entschluss für das Abenteuer „hat eine brutale Motivation entfacht, um diesen Traum zu verwirklichen“, sagt Mayer. Von 6.30 Uhr bis 22 Uhr sei er unterwegs, um zu pendeln und zu arbeiten. Einen Ausgleich dazu gibt es de facto nicht mehr. Anders als vielleicht vor einigen Jahren nehme er das in Kauf, um dann auf Reisen zu leben: Alles auf sich zukommen lassen, frei sein, Kulturen entdecken, auch Urlaub machen – und optimistisch bleiben, sagt Mayer. „Es ist schließlich ein Traum“, der in Erfüllung geht.
Die Reisen des Paars kann man auf verfolgen unter