Kurze Pause beim Umweltschutz
Ausgerechnet im Wattenmeer will eine Ölfirma bohren und fördern. Im Weltnaturerbe an der Nordsee. Und sogar Grüne signalisieren Zustimmung. Steht die Welt mittlerweile kopf ? Allerdings. Wir haben Krieg in Europa und sind ausgerechnet von dem Aggressor abhängig. Jedenfalls in Bezug auf bestimmte Rohstoffe. Also muss alles getan werden, um die Abhängigkeit zu verringern. Tabus dürfen uns nicht aufhalten. Auch keine ökologischen. Hinzu kommt, dass die besagte Ölfirma längst im Wattenmeer aktiv ist. Es geht lediglich um eine Erweiterung der Förderung. Wenn das Ergebnis ist, dass wir Russlands Präsident Wladimir Putin nicht weiter die Kassen füllen, sollten wir ein bisschen mehr Lärm und das Risiko einer Havarie wohl in Kauf nehmen. Sollten wir das also ganz pragmatisch tun?
Tatsächlich geht es um eine vergleichsweise winzige Menge Öl, die unsere Abhängigkeit nicht verringern wird. Der Antrag ist auf eine Förderung von 50 Jahren ausgerichtet. Das bedeutet langfristige Risiken für die Umwelt bei extrem geringem Nutzen – wenn man von dem Vorteil für die Ölfirma absieht.
So aktionistisch dieses Projekt aussieht, so klar stellt sich trotzdem die Frage, ob alle selbst gesteckten Ziele in Sachen Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit und vor allem Klimaschutz erreichbar sind. Die Antwort lautet: Unter den gegebenen Umständen nicht. Jedenfalls nicht kurzfristig. Bei Gasprojekten in der Nordsee und bei extrem schnell errichteten Terminals für Flüssiggas wird man weitgehend über den Umweltschutz hinwegsehen.
Bei der Abwägung Abhängigkeit von Putin kontra Umwelt- und Klimaschutz wird im Zweifelsfall die Umwelt geopfert werden. Das ist bitter und kann trotzdem richtig sein. Aber nur für einen historisch kurzen Moment.
Denn während der Krieg tobt, droht die Durchschnittstemperatur auf dem Planeten weiter zu steigen. Alles, was an Richtigem vor dem Krieg über das Klima gesagt wurde, gilt auch jetzt und wird auch nach dem Krieg gelten.