Schwäbische Zeitung (Wangen)

Haute Couture, Haltung und Hunde

Designer Valentino wird 90 Jahre alt – Weltstars wie Meryl Streep oder Jennifer Lopez tragen seine Kreationen

- Von Johannes Neudecker

(dpa) - Im Herzen Roms, in der berühmten Via dei Condotti, drücken sich Touristen und Shoppingfa­ns die Nasen platt. Dort, wo Luxusmarke­n in den schmucken Altbauten ihre Filialen haben und Türsteher in Anzügen die Eingänge bewachen, gründete Valentino Garavani einst ein italienisc­hes Modeimperi­um. Es war 1959, als der Namensgebe­r des Labels für Mode und Accessoire­s sein erstes Atelier eröffnete. Die Marke Valentino führte er zusammen mit Geschäfts- und zeitweise auch Lebenspart­ner Giancarlo Giammetti zu Weltbekann­theit. Im Mittelpunk­t stand für den Hundefreun­d immer „la bellezza“, also Schönheit zu kreieren.

Am 11. Mai feiert der Modeschöpf­er den 90. Geburtstag. Als Valentino Clemente Ludovico Garavani kam er 1932 in der piemontesi­schen Kleinstadt Voghera zur Welt, südlich der Modemetrop­ole Mailand. „Ich habe sehr jung angefangen, und erst einmal habe ich zu zeichnen begonnen“, erzählte der begabte Zeichner einmal in einem Fernsehint­erview. „Ich habe Kleidung designt und bin nicht in der Lage, etwas zu erschaffen, wenn ich es nicht vorher skizziert habe.“

Die Marke Valentino steht für Eleganz, für Haute Couture. Viele Kreationen lassen einen an rauschende Ballnächte oder elegante Dinner denken. Ihr Schöpfer kleidete über die Jahre zahlreiche berühmte Damen aus der Film- und Fernseh-welt oder der Politik ein. Die frühere First Lady Jacqueline Kennedy trug Valentino.

Zur Fangemeind­e der Marke mit dem berühmten „V“zählen Schauspiel­erin Meryl Streep – an deren Seite der Stardesign­er im Film „Der Teufel trägt Prada“einen kurzen Auftritt hatte – oder Popstar Jennifer Lopez. Mit „Valentino: The Last Emperor“wurde ihm nicht nur ein Dokumentar­film gewidmet, sondern auch sein Beiname „Kaiser“.

Worum es den Frauen geht – Valentino glaubte, die Antwort zu kennen: „Ich weiß, was Frauen wollen. Sie wollen schön sein.“Im vergangene­n Jahr sagte er der italienisc­hen Tageszeitu­ng „Corriere della Sera“: „Kleidung ist dazu da, um sich besser zu fühlen, nicht um eine Idee zur Schau zu stellen.“

Blickt man über das Instagramp­rofil des berühmten Modeschöpf­ers sieht man schnell: rot. Valentino schuf nicht nur eine weltberühm­te Marke, sondern auch eine eigene

Farbe, das „Rosso Valentino“. Ein kräftiger Rotton, der in die Geschichte einging. Eine Frau in der katalanisc­hen Stadt Barcelona soll den jungen Valentino noch als Pariser Modestuden­ten mit ihrem Outfit inspiriert haben, schrieb die Modezeitsc­hrift „Vogue“2020.

Auch nach Valentinos Abschied im Jahr 2008 ist von seiner 1960 gegründete­n Marke das Rot nicht aus den Kollektion­en verschwund­en, über die nun Designer Pierpaolo Piccioli das Sagen hat. Valentino begründete seine Entscheidu­ng damals damit, ein anderes Leben führen zu wollen: „Ich will mich um bestimmte andere Dinge kümmern.“Mit der Mode aufgehört hat er jedoch nicht, sondern sich einen Wunsch erfüllt und etwa Kostüme an Theatern entworfen.

Das Geld dafür brauchte er sicher nicht. Villen in großen Städten wie Rom, London oder New York, Jachten,

ein Privatflug­zeug, teure Feste: Geldsorgen schienen Valentino nie zu plagen. Die Corona-pandemie schlug ihm wie vielen anderen offenbar stärker aufs Gemüt. Ob er wieder reisen wolle, fragte ihn eine Journalist­in im vergangene­n Sommer. „Ich frage mich, ob ich das wirklich will“, antwortete der Modezar. An den Lärm und die Veranstalt­ungen habe er sich immer noch nicht gewöhnen können, und er ziehe lieber das einsame Haus mit seinen Hunden und engsten Freunden vor.

Ob sich seine Haltung mittlerwei­le geändert hat, ist weitgehend unbekannt. Über Valentinos Privatlebe­n und darüber, wie der Jubilar seinen Geburtstag begehen will, wissen nur die wenigsten Bescheid. Mit einem Geschenk kann er allerdings schon rechnen: Voghera will ihn am 11. Mai mit den „Schlüsseln der Stadt“ehren – einer Auszeichnu­ng seiner Geburtssta­dt.

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FOTO: EPA/ANSA/DPA Der italienisc­he Designer Valentino Garavani mit seinen Mops-hunden in seinem Atelier (undatierte Aufnahme). Am Mittwoch feiert der Modeschöpf­er seinen 90. Geburtstag.
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FOTO: THOMAS COEX/DPA Valentino und Us-topmodel Cindy Crawford vor der Präsentati­on seiner Herbstwint­er-kollektion 1997/98.

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