Pulitzer-preise für Reportagen in Krisenzeiten
Journalisten wurden unter anderem ausgezeichnet für Recherchen zu Polizeigewalt und Umweltschäden
(epd) - In den USA sind am Montag (Ortszeit) die Pulitzer-preise bekannt gegeben worden. In der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ehrten die Juroren die Tageszeitung „Washington Post“für ihre Berichterstattung über den Ansturm von Anhängern des früheren Präsidenten Donald Trump auf das Kapitol im Januar 2021. Die Zeitung habe Leserinnen und Lesern ein umfassendes Verständnis von „einem der dunkelsten Tage“der Us-geschichte vermittelt.
Journalisten lebten in gefährlichen Zeiten, sagte der Co-vorsitzende des Pulitzer-rates, John Daniszewski. Bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine seien zwölf Journalisten ums Leben gekommen. Auch in Mexiko seien Journalisten ermordet worden, und zahlreiche Medienschaffende müssten aus Afghanistan fliehen. Eine besondere Erwähnung sprach der Rat Journalistinnen und Journalisten in der Ukraine wegen ihres Mutes bei der Berichterstattung über „Wladimir Putins unbarmherzige Invasion“zu.
Die „New York Times“gewann drei Preise. In der Kategorie „Internationale Berichterstattung“erhielt die auflagenstärkste Us-zeitung den Preis für Berichte über zivile Todesopfer bei Us-luftangriffen in Syrien, Afghanistan und Irak. In der Kategorie „Nationale Berichterstattung“habe die „Times“ein „besorgniserregendes Muster“von tödlichem Polizeiverhalten bei Verkehrsstopps aufgedeckt. Die „Times“-autorin Salamishah Tillet erhielt den Preis in der Kategorie „Kritik“für Texte über die Präsenz Schwarzer in Kunst und Popkultur.
Der „Miami Herald“wurde ausgezeichnet für Artikel über den Einsturz eines Hochhauses, die „Tampa Bay Times“in Tampa in Florida für investigative Berichte über Umweltschäden von einer Batterie-recycling-fabrik,
der „Kansas City Star“in Kansas City in Missouri für Kommentare zu Polizeigewalt und das „Houston Chronicle“für Leitartikel zu Wahlunterdrückung. Die „Chicago Tribune“erhielt einen Pulitzerpreis zusammen mit dem gemeinnützigen Verband Better Government Association für eine Untersuchung behördlichen Versagens beim Brandschutz.
Dem Magazin „The Atlantic“wurde ein Preis zugesprochen für ein Feature über Hinterbliebene 20 Jahre nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center, und dem Wissenschaftsmagazin „Quanta Magazine“für seine Berichterstattung über das James-webb-weltraumteleskop. Ausgezeichnet wurden auch Fotografen der „Los Angeles Times“(Truppenabzug aus Afghanistan), von Reuters (Covid in Indien) und Getty Images (Ansturm auf das Kapitol).
Die Pulitzer-preise sind auf journalistische Werke beschränkt, die in Print-publikationen oder in regelmäßig erscheinenden Formaten online publiziert werden. Hörfunk und Fernsehen dürfen nicht teilnehmen. Der von dem aus Ungarn stammenden Us-zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftete und äußerst rennomierte Preis wurde in diesem Jahr zum 106. Mal vergeben.