Memmingen ist ein Schwerpunkt der Tuningszene
Immer wieder gibt es in der Stadt Treffen von Fans aufgemotzter Autos
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Memmingen ist zu einem der Schwerpunkte der Tunerszene in der Region geworden. Und es sehe so aus, als würde die Szene wachsen, sagt Manfred Guggenmos. Er ist Leiter des Bereichs Verkehr der Polizeiinspektion Memmingen. Dass sich 500 Personen mit knapp 200 Autos treffen, wie es am Samstag, 23. April, der Fall war, habe es etwa im vergangenen Jahr nicht gegeben. Ein einmaliges Treffen sei das aber nicht gewesen. Wenn das Wetter an Wochenenden gut sei, gebe es immer wieder solche Zusammenkünfte von Fans aufgemotzter Autos. Weil Memmingen an zwei Autobahnen liegt, kämen Fahrer aus dem gesamten Allgäu, aus Ravensburg, Österreich und der Schweiz.
Mittelpunkt dieser Memminger Treffen, zu denen in sozialen Medien wie Facebook aufgerufen wird, ist oft eine Tankstelle im Nordwesten der Stadt. Und auch auf Firmengeländen im nahen Umkreis parkten die Autofans – wo einige auch ihren Müll zurücklassen. Teilweise gehe es dabei zu wie auf einem Volksfest, sagt Guggenmos. Die Leute setzten sich gemütlich zusammen, da werde gegrillt, mancher baue eine Wasserpfeife auf. Und andere nutzten dieses Publikum, um zu zeigen, welche Fahrtricks sie draufhaben. „Da ist wirklich Partystimmung.“Das kann Guggenmos auch ein wenig verstehen: Nach den Corona-einschränkungen seien viele, vor allem junge Menschen regelrecht ausgehungert, was Partys angehe. Und die Polizei habe Verständnis dafür, wenn jemand seinen aufgemotzten Wagen, in den er viel Geld und Arbeit gesteckt hat, zeigen möchte. Das sei auch in Ordnung.
Ein Problem werde es aber dann, wenn der Verkehr behindert oder gefährdet wird. Wie bei dem Treffen am Samstag: Da standen laut Guggenmos so viele Menschen an und auf dem Kreisel an der Tankstelle, dass Autos teilweise nicht mehr durchgekommen seien. Deshalb habe die Polizei einige Platzverweise aussprechen müssen. Die Teilnehmer des Treffens seien dem auch friedlich nachgekommen. Generell sei die Tunerszene recht friedlich. „Das sind keine Verbrecher, sondern Leute, die sich treffen und Spaß haben wollen. Und die Polizei muss hin und wieder den Spielverderber spielen, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist“, sagt Guggenmoss.
Zum Beispiel, wenn öffentliche Straßen aufgrund der Masse an Menschen und Fahrzeugen nicht mehr befahrbar sind. Und wenn Autos so verändert, also getunt, worden sind, dass sie selbst zu einer Gefahr werden können. Manfred Guggenmos nennt Beispiele: Wenn ein Auto tiefergelegt ist, sei das grundsätzlich kein Problem. Wenn es allerdings so tief liegt, dass die Reifen am Metall reiben können, sei das gefährlich. Es gebe hin und wieder auch Probleme mit Luftfahrwerken: Mit denen lassen sich Autos in der Höhe verstellen. Diese Luftfahrwerke benötigten allerdings eine Notfall-absicherung,
die nicht jeder habe: Wenn irgendwo ein Schlauch platze, dürfe es nicht passieren, dass das Auto dann komplett absinkt und die Reifen im Radkasten schleifen. Die Kontrolle eines solchen Fahrzeugs sei mitunter kompliziert und zeitaufwendig. Zwar hätten die meisten Fahrer Tüv-genehmigungen für jede Modifizierung. Viele aber ließen sich pro Tüv-termin nur eine Veränderung genehmigen. So hätten die Prüfer nicht immer das ganze Auto mit allen Veränderungen im Blick.
In einigen Fällen passten die aber nicht zusammen – was sich dann während einer Polizeikontrolle herausstelle. Weil solche Treffen meist abends oder nachts seien, müssten die Beamten mit zusätzlichem Licht arbeiten. „Eine komplizierte Geschichte.“Das kann soweit gehen, dass ein Auto sichergestellt und von einem Gutachter genauer unter die Lupe genommen wird. Ebenfalls ins Visier nehmen die Polizeibeamten Fahrer, die während solcher Treffen mit ihren Autos Krach machen, unnötig ständig hin und her fahren und „zeigen, wie toll sie fahren können. Die werden von uns aussortiert“. Wichtig ist Manfred Guggenmos aber auch der Hinweis darauf, dass es sehr viele aufgemotzte Wagen gebe, bei denen alle Veränderungen in Ordnung seien, und deren Fahrer sich an die Regeln halten.
An den Kontrollen beteiligt sind Polizisten, die speziell geschult worden sind und die Interesse an diesem Thema haben. Die also wissen, worauf sie achten müssen.