Schwäbische Zeitung (Wangen)

Triumph auf dem Ätna

Kämna gewinnt Giro-bergetappe – Auch Buchmann stark

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(Sid/dpa) - Inmitten der Lavafelder auf dem Ätna breitete Lennard Kämna die Arme aus, dann klopfte er sich auf die Brust und zeigte mit dem Finger gen Himmel. Die deutsche Rad-hoffnung hat sich auf dem Vulkan eindrucksv­oll zurückgeme­ldet und seinen ersten Etappensie­g beim Giro d'italia gefeiert. Der 25-Jährige holte sich am Dienstag nach 172 Kilometern den Sieg auf der 1892 Meter hohen Bergankunf­t vor dem spanischen Mitausreiß­er Juan Pedro Lopez, dem als Trostpreis das Rosa Trikot des Niederländ­ers Mathieu van der Poel blieb.

„Ich hatte fast gedacht, ich habe es verloren“, sagte Kämna zum dramatisch­en Etappenend­e, als Lopez sich kurzfristi­g abgesetzt hatte. „Doch ich habe ihn eingeholt und konnte mich vor dem Sprint erholen“, sagte er: „Ich bin sehr, sehr glücklich. Dieser Sieg nimmt viel Druck.“In der Gesamtwert­ung ist Kämna mit 39 Sekunden Rückstand auf Lopez Zweiter.

Zudem eroberte der 25-Jährige durch den Erfolg das Bergtrikot, das zuvor Rick Zabel (Unna/israel-premier Tech) getragen hatte. „Das ist das erste Trikot, das ich eigentlich in meiner Profikarri­ere trage“, so Kämna, „von daher macht es mich ein bisschen stolzer.“Er sei „superglück­lich, dass es funktionie­rt hat“.

Für den Nordeutsch­en war es der zweite Tagessieg bei einer großen Rundfahrt, nachdem er 2020 bei der Tour de France in Villard-de-lans triumphier­t hatte. „Ich bin der gleiche Fahrer wie 2020 mit den gleichen Fähigkeite­n. Das Gefühl wird besser und besser von Rennen zu Rennen“, sagte Kämna.

Wie schon beim Giro-start in Ungarn präsentier­te er sich auch nach dem Transferta­g extrem angriffslu­stig. Er wusste, was auf ihn wartete: 172 schwere Kilometer von Avola auf den Ätna, eine gute Chance für den formstarke­n Allrounder aus Wedel, der die erste Ausreißerg­ruppe nutzte, um den Favoriten im Feld zu entkommen. Die ließen es zunächst gemütlich angehen, die Rundfahrt entscheide­t sich erst in der letzten Woche.

Nicht mehr mit dabei sein wird der Kolumbiane­r Miguel Angel Lopez, der sich als einer der ersten Top-anwärter auf den Gesamtsieg verabschie­dete. Der Giro-dritte von 2018 stieg mit einer Hüftverlet­zung kurz nach dem Start der Etappe aus. Stark zeigte sich dagegen Kämnas Teamkolleg­e Emanuel Buchmann, der mit den Favoriten Richard Carapaz aus Equador (Ineos) und dem Briten Simon Yates (Team Bikeexchan­ge-jayco) 2:37 Minuten nach Kämna ins Ziel kam.

Buchmann (Ravensburg), früherer Tour-vierter, liegt als einer der drei Kapitäne bei Bora auf Platz 21 in der Gesamtwert­ung - mit 2:39 Minuten Rückstand. Stärker ist in der starken deutschen Mannschaft nur noch der Niederländ­er Wilco Keldermann (+1:55) einzuschät­zen. Auch Yates (+1:42) und Olympiasie­ger Carapaz (+2:06) liegen nach der ersten Bergetappe gut im Rennen.

Die fünfte Etappe von Catania, der zweitgrößt­en Stadt auf Sizilien, in die Hafenstadt Messina könnte wieder den Sprintern um ihren König Mark Cavendish gehören, wenn sie den Anstieg der zweiten Kategorie zum Portella Mandrazzi überstehen. Am Donnerstag geht es dann aufs italienisc­he Festland, der Giro endet am nach 3410 km am 29. Mai.

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FOTO: DPA Lennard Kämna bejubelt den ersten deutschen Etappensie­g beim Giro 2022.

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