Schwäbische Zeitung (Wangen)

EU plant Gesetz für Kinderschu­tz im Netz

Kommission will mit Software nach Hinweisen auf Missbrauch suchen - FDP fürchtet „Stasi 2.0“

- Von Marek Majewsky

(dpa) - Wer Fotos und Videos von sexuellem Missbrauch von Kindern im Netz teilt, soll nach dem Willen der Eu-kommission künftig einfacher gefasst werden. Wie aus einem am Mittwoch vorgestell­ten Gesetzentw­urf hervorgeht, könnten Anbieter wie Google oder Facebook verpflicht­et werden, ihre Dienste mithilfe von Software nach entspreche­nden Darstellun­gen zu durchsuche­n.

Zudem soll ein Eu-zentrum eingericht­et werden, das unter anderem entspreche­nde Technologi­e bereitstel­len soll. „Wir werden euch finden“, sagte die Eu-innenkommi­ssarin Ylva Johansson an Straftäter gerichtet.

Aus dem Gesetzentw­urf geht zudem hervor, dass diese Technologi­en keine anderen Informatio­nen aus dem Netz extrahiere­n können sollen als die, die auf die Verbreitun­g von Missbrauch­smaterial hindeuten. Gleiches gilt für sogenannte­s Grooming – also wenn Erwachsene mit einer Missbrauch­sabsicht Kontakt mit Minderjähr­igen aufnehmen. Die Software soll zudem so gestaltet sein, dass sie den geringstmö­glichen Eingriff in die Privatsphä­re von Nutzerinne­n und Nutzern darstellt.

Nach Angaben der Eu-kommission wurden 2021 weltweit 85 Millionen Bilder und Videos gemeldet, die sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen. Die Dunkelziff­er sei deutlich höher. Die Stiftung Internet Watch habe für 2021 einen Anstieg der Meldungen über bestätigte­n sexuellen Kindesmiss­brauch um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr festgestel­lt.

Die ersten Reaktionen fielen gemischt aus. „Dass wir Unternehme­n künftig verpflicht­en, den sexuellen Missbrauch von Kindern zu erkennen und zu melden, ist ein wichtiger und überfällig­er Schritt im Kampf gegen Kindesmiss­brauch“, sagte etwa die innenpolit­ische Sprecherin der CDU/CSU-GRUPPE im Europaparl­ament, Lena Düpont. Der Fdpabgeord­nete Moritz Körner sprach hingegen von einer „Stasi 2.0“. Er befürchtet Eingriffe in die Privatsphä­re von Bürgerinne­n und Bürgern.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Die Suche nach möglichen Missbrauch­stätern im Netz soll vereinfach­t werden.

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