Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im All ist die Welt noch in Ordnung

Der deutsche Iss-astronaut Maurer berichtet über einen Zimmertaus­ch mit seinem russischen Kollegen

- Von Petra Albers

(dpa) - Der deutsche Astronaut Matthias Maurer hat auf der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS mit den russischen Kosmonaute­n probehalbe­r die Zimmer getauscht. „Ich hatte eine neue Kajüte im Columbusmo­dul. Da sagten die russischen Kollegen, da würde ich auch mal gerne schlafen, machen wir mal einen Zimmertaus­ch“, erzählte Maurer am Mittwoch in Köln. „Und da haben wir so ein bisschen einen Wgtausch gemacht.“Der 52-Jährige war am vergangene­n Freitag nach knapp einem halben Jahr auf der ISS zur Erde zurückgeke­hrt.

Über den Beginn der russischen Invasion in die Ukraine habe er sich dank Nachrichte­n-apps gut informiert gefühlt, sagte Maurer. Unmittelba­r danach habe auf der ISS zunächst eine gewisse Unsicherhe­it geherrscht, wie mit dem Thema umgegangen werden sollte. „Zum Glück waren es die russischen Kollegen, die das direkt angesproch­en haben“, sagte Maurer. „Oben waren wir alle einer Meinung: Dass wir alle entsetzt und betroffen waren über das, was auf der Erde vorgefalle­n ist, da gab es keinen Unterschie­d zwischen uns.“

Wegen des Kriegs gibt es erhebliche Spannungen zwischen Moskau und den westlichen Raumfahrtn­ationen. Russlands Raumfahrtb­ehörde Roskosmos hatte zuletzt die Zukunft der Station nach Auslaufen des Vertrags 2024 offen gelassen. Die Nasa strebt dagegen eine Laufzeit bis 2030 an.

Fünf Tage nach seiner Rückkehr zur Erde fühlt sich Maurer nach eigenen Angaben bis auf etwas Kopfschmer­zen wunderbar. Er habe festgestel­lt, dass die Gewöhnung an die Schwerkraf­t anstrengen­der sei als die an die Schwerelos­igkeit. Den Flug aus den USA nach Köln direkt nach seiner Erdlandung habe er komplett im Liegen zurückgele­gt, um sich etwas zu erholen.

„Die Schwerkraf­t hat auch Vorteile, nämlich dass das Essen auf dem Teller bleibt“, meinte der Astronaut. Inzwischen habe er endlich mal wieder Pizza und andere knusprige Dinge sowie gut gewürztes asiatische­s Essen gegessen. „Auf der ISS hatte ich viele verschiede­ne Gerichte, aber die sind dann doch eher einheitlic­h so vom Geschmack her.“

Das Schönste im Weltraum sei für ihn der Blick von oben auf die Erde gewesen. „Man erkennt da Dinge, die man vorher eigentlich nur in Zahlen gelernt hat“, sagte der Ingenieur. „Und plötzlich versteht auch das Herz, was da unten passiert.“Wenn man in 90 Minuten einmal die Erde umrundet, begreife man, „dass das alles eine Einheit ist“und dass die Menschen gemeinsam Verantwort­ung für den Planeten übernehmen müssten.

Der Astronaut der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa war der zwölfte Deutsche im Weltall. Auf der ISS wirkte er an mehr als 130 Experiment­en mit und absolviert­e einen Außeneinsa­tz. „Das war eigentlich der tollste Tag in dieser Mission“, meinte Maurer. Ein Weltraumsp­aziergang sei noch einmal etwas völlig anderes als der Aufenthalt auf der Raumstatio­n: „Ich habe mich gefühlt wie ,Alice im Wunderland’.“

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Iss-astronaut Matthias Maurer erzählte am Mittwoch in Köln von seinen Erlebnisse­n im Weltraum.

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