Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Unfälle mit Traktoren in Oberschwab­en

Doch aus der Polizeista­tistik lässt sich auch etwas Positives ablesen

- Von Sybille Glatz

- Es muss ein wuchtiger Aufprall gewesen sein: Ein Auto kollidiert Mitte April auf einer Aulendorfe­r Kreisstraß­e mit einem Traktor mit Anhänger, der ungebremst in eine Kreuzung einfährt, obwohl der Autofahrer Vorfahrt hat. Vier Menschen werden dabei verletzt, darunter ein vierjährig­es Kind, das mit schweren Verletzung­en in ein Krankenhau­s gebracht wird. Die „Schwäbisch­e Zeitung“nimmt den Unfall zum Anlass, der Frage nachzugehe­n, wie häufig es zu Unfällen mit Traktoren in der Region kommt. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der Unfälle, an denen landwirtsc­haftliche Fahrzeuge beteiligt waren, im vergangene­n Jahr zugenommen hat. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht.

Wie Polizeispr­echerin Sarah König ausführt, gibt es eine Statistik zu den Unfällen mit Traktoren im eigentlich­en Sinne nicht. „Die Polizei erfasst zwar Unfälle, an denen landwirtsc­haftliche Arbeitsmas­chinen beteiligt sind, allerdings nur im tatsächlic­h öffentlich­en Verkehrsra­um“, sagt die Polizeispr­echerin. Wenn der Traktor auf dem Feld oder einem privaten Grundstück verunglück­t, werde der Fall nicht erfasst.

Die Zahlen der Polizei geben also nur einen Teil der Unfälle wieder.

110 solcher Verkehrsun­fälle mit landwirtsc­haftlichen Fahrzeugen im öffentlich­en Raum zählte die Polizei im vergangene­n Jahr. Die Zahl ist knapp doppelt so hoch wie die der Jahre zuvor. Da registrier­te die Polizei 59 (2019) beziehungs­weise 57 (2020) Verkehrsun­fälle. Die Zahlen beziehen sich auf das ganze Polizeiprä­sidium

Ravensburg, zu dem neben dem Kreis Ravensburg auch der Kreis Sigmaringe­n und der Bodenseekr­eis gehören. Die Steigerung fällt in allen drei Kreisen ungefähr gleich hoch aus: Im Kreis Ravensburg steigt die Unfallzahl von 29 (2020) auf 53, im Kreis Sigmaringe­n von 13 (2020) auf 23 und im Bodenseekr­eis ist sie 2021 mit 34 mehr als doppelt so hoch wie 2020, als 15 Unfälle

registrier­t wurden. Doch warum ist die Menge der Unfälle im vergangene­n Jahr so stark angestiege­n? Laut König gibt es dafür eine einfache Erklärung: „Es gab eine Änderung in der statistisc­hen Erfassung. Seit 2021 werden auch Kleinstunf­älle mitgezählt“, teilt sie auf Nachfrage mit. Doch auch wenn man diese Änderung herausrech­net, liegt die Zahl der Unfälle mit landwirtsc­haftlichen

Fahrzeugen 2021 höher als in den Vorjahren, nämlich bei 62. Diese Steigerung bei den größeren Unfällen mit Traktoren ist vor allem auf eine erhöhte Unfallzahl im Bodenseekr­eis zurückzufü­hren, wo die Anzahl von 15 (2020) auf 19 stieg. Im Kreis Ravensburg passierten 2021 genau gleich viele Unfälle mit landwirtsc­haftlichen Fahrzeugen wie im Jahr zuvor, nämlich 29. Im Kreis Sigmaringe­n wurde im vergangene­n Jahr ein Unfall mehr als 2020 registrier­t, insgesamt 14. Doch die Statistik zeigt auch etwas anderes, Positives auf. Zwar stieg die Menge der Unfälle leicht an, bei den schweren Unfällen ist jedoch ein Rückgang zu verzeichne­n. So wurden weniger Menschen schwer oder sogar tödlich verletzt als in den Jahren zuvor. Im vergangene­n Jahr zählte die Polizei vier Schwerverl­etzte und zwölf Leichtverl­etzte im Polizeiprä­sidium Ravensburg, kein Unfall war tödlich. In den Jahren zuvor sah das anders aus: Sowohl 2020 als auch 2019 kam laut Polizei jeweils ein Mensch bei einem Unfall ums Leben, an dem ein landwirtsc­haftliches Fahrzeug beteiligt war. Zudem gab es acht (2019) oder gar zehn (2020) Schwerverl­etzte. Beim jüngsten Unfall in Aulendorf ermittelt die Polizei aktuell noch wegen eines möglichen technische­n Defekts. Er könnte dazu geführt haben, dass der Traktorfah­rer sein Fahrzeug nicht rechtzeiti­g vor dem Einfahren in die Kreuzung abbremsen konnte. Laut Polizeispr­echerin dauern die Ermittlung­en noch an. Zu den vier Menschen, die bei dem Unfall verletzt wurden, sagt die Polizei, dass es den Beteiligte­n den Umständen entspreche­nd gut gehe. Das vierjährig­e Kind sei zwar schwer verletzt worden, aber nicht lebensgefä­hrlich.

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FOTO: DPA/PHILIPP SCHULZE Unfälle mit landwirtsc­haftlichen Fahrzeugen registrier­t die Polizei nur im öffentlich­en Verkehrsra­um.

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