Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mit dem Geist von 1992 und neuem Elan

Vfb-stürmer Kalajdzic hat seine Krise überwunden – Beim Abstiegsen­dspiel gibt es ein Stuttgarte­r Sondertrik­ot

- Von Christoph Lother

(dpa) - Kriegen Sasa Kalajdzic und seine Kollegen gerade noch rechtzeiti­g wieder die Kurve? Der Stürmer war wochenlang eines der Sinnbilder der Krise beim VFB Stuttgart, die Verzweiflu­ng ihm phasenweis­e regelrecht ins Gesicht geschriebe­n. Auch Verteidige­r Borna Sosa, Torhüter Florian Müller und Offensivma­nn Tiago Tomás zählten zu den Sorgenkind­ern des Fußballbun­desligiste­n. Vor dem abschließe­nden Heimspiel gegen den 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr/sky), quasi dem Abstiegsen­dspiel, sind sie plötzlich wieder die Hoffnungst­räger des Traditions­vereins.

Der direkte Abstieg ist so gut wie abgewendet, der definitiv zum Ligaverble­ib berechtige­nde 15. Tabellenpl­atz wieder in Reichweite. Gewinnt der VFB gegen Köln und verliert Hertha BSC zur gleichen Zeit bei Borussia Dortmund, ziehen die Stuttgarte­r an den Berlinern noch vorbei. „Wir werden 60 000 Leute im Stadion haben. Unsere Fans werden uns nach vorne peitschen“, sagte Kalajdzic über die erwartete Kulisse beim Saisonfina­le. Neben der Unterstütz­ung der Anhänger wird es aber auch Leistungst­räger in Topform brauchen, soll die direkte Rettung doch noch gelingen – oder zumindest die Relegation endgültig gesichert werden. Kalajdzic war beim überrasche­nden 2:2 beim deutschen Meister FC Bayern München am vergangene­n Sonntag derjenige, der per Kopf den Endstand erzielt hatte. Es war sein erster Treffer seit mehr als einem Monat. Sosa war derjenige, der die Flanke auf Kalajdzic geschlagen hatte. Da war sie wieder, die zuletzt schwächeln­de Traumkombi­nation vergangene­r Tage. „Das hat gutgetan“, sagte der Torschütze und erinnerte sich an die zähen Spiele davor: „Gefühlt hat jede Mannschaft Borna zu zweit zugestellt und ich wurde immer zu zweit gedeckt im Stafraum.“Vier der bislang fünf Saisontore von Kalajdzic hat Sosa vorbereite­t. Einzig den Elfmeter beim 1:1 in Bielefeld Anfang April verwandelt­e Österreich­s Nationalst­ürmer ohne die Hilfe seines kroatische­n Kollegen.

Auch Tiago Tomás sammelte gegen die Bayern mal wieder einen Scorerpunk­t. In den vorangegan­genen Partien hatte der Portugiese nicht mehr an die starken Leistungen aus seiner Anfangszei­t beim VFB anknüpfen können, in München traf er sehenswert und dank perfekter Schusstech­nik. Die Leihgabe von Sporting Lissabon kann durchaus ein belebender Faktor für die insgesamt wenig überzeugen­de Offensive der

Stuttgarte­r sein. Das soll er nun auch gegen Köln beweisen.

Und dann wäre da noch Torhüter Müller. Der stand diese Saison schon mehrfach öffentlich in der Kritik, gegen die Bayern aber seinen Mann. Der 24-Jährige zeigte mehrere gute Paraden und in Summe seine bislang wohl beste Leistung im Vfb-trikot. „Ich habe mich total gefreut für den Flo, dass er allen gezeigt hat – auch denen, die es bisher nicht erkannt haben – was für ein guter Schlussman­n er für uns sein kann und ist“, lobte Sportdirek­tor Sven Mislintat den Keeper explizit.

Kalajdzic, Sosa, Tiago Tomás und Müller – vier Spieler, die zuletzt eher unfreiwill­ig und nun wieder auf angenehme Art im Fokus standen. Gemeinsam sollen sie den VFB gegen Köln zum gerade mal dritten Rückrunden-sieg und am Ende einer harten Saison zur Rettung führen.

Und einen Glücksbrin­ger gibt der VFB all seinen Profis auch noch mit auf den Weg: Beschworen wird im Kampf um den Verbleib in der Fußball-bundesliga der Geist von 1992. Die Stuttgarte­r werden gegen Köln in Sondertrik­ots antreten. Diese sind optisch an jene Jerseys angelehnt, die der VFB in der Saison 1991/1992 trug. Damals sicherte sich der VFB mit einem 2:1 bei Bayer Leverkusen am letzten Spieltag allerdings nicht den Klassenerh­alt, sondern die Meistersch­aft. Zeiten ändern sich.

 ?? FOTO: KERSTIN JOENSSON ?? Sasa Kalajdzic (Zweiter von rechts) beim 2:2 gegen den FC Bayern München.
FOTO: KERSTIN JOENSSON Sasa Kalajdzic (Zweiter von rechts) beim 2:2 gegen den FC Bayern München.

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