Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Ende einer Herzensang­elegenheit

Trainer Patrick Mayer verlässt seinen Heimatvere­in SV Beuren nach vier Jahren und wechselt nach Heidenheim

- Von Michael Panzram

- Eigentlich plante Fußballbez­irksligist SV Beuren schon fest mit Trainer Patrick Mayer für die kommende Saison. Die Zusage, noch ein fünftes Jahr in verantwort­licher Position dranzuhäng­en, hatte Mayer bereits vor zwei Monaten gegeben. Doch eine Anfrage des 1. FC Heidenheim führte dazu, dass der 34-Jährige sich nun doch schon im Sommer verabschie­det. „Hauptberuf­lich als Trainer zu arbeiten, ist eine Riesenchan­ce für mich, die ich nutzen wollte“, erklärte Mayer am Mittwoch im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung.“

Die Mitteilung des SV Beuren, die der Bezirkslig­averein am Mittwochvo­rmittag verschickt­e, versuchte erst gar nicht, den Schmerz zu verbergen. „Patrick Mayer verlässt seinen Heimatvere­in“, macht der SVB deutlich, welch’ großer Einschnitt da auf alle zukommt, die es mit der Mannschaft aus dem Isnyer Teilort halten. Mayer und Beuren, das war Heimat, das war Herzensang­elegenheit, das passte einfach perfekt zusammen. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge lässt der SV Beuren sein Aushängesc­hild nach Heidenheim ziehen, wo er im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des FCH die U17 als hauptberuf­licher Trainer ab der kommenden Saison übernimmt. Der SVB freut sich zusammen mit Patrick über diese tolle Chance und Herausford­erung, auch wenn der kurzfristi­ge und ungeplante Abschied zum Ende der Saison schmerzt und eine große Lücke im Verein hinterläss­t“, schreibt der SV Beuren weiter.

Seine Verpflicht­ung vor vier Jahren war eine Sensation: Als Patrick Mayers Bruder Marco seinen Abschied aus Beuren ankündigte, um sich als Spielertra­iner der Spvgg Lindau in der Kreisliga A anzuschlie­ßen, liefen im Hintergrun­d längst die Gespräche mit Patrick Mayer. Der damals 30-Jährige stand, verletzung­sgeplagt, beim Regionalli­gisten SV Waldhof Mannheim vor dem Karriereen­de. Stationen zuvor waren unter anderem der SV Wehen Wiesbaden, der FC Augsburg (dort machte er sein einziges Bundesliga­spiel) und eben der 1. FC Heidenheim. In Beuren begann für Mayer im Sommer 2018 seine zweite Karriere – im Scouting einer Spielerber­ateragentu­r und als Trainer seines Heimatvere­ins.

Für den SV Beuren, unter Marco Mayer von der Kreisliga B bis in die Bezirkslig­a aufgestieg­en, setzten sich mit Patrick Mayer die erfolgreic­hen Jahre fort. Sein Vorhaben, dem Verein als stürmender Spielertra­iner auch auf dem Feld entscheide­nde Impulse zu geben, musste er allerdings schnell aufgeben. Das Kreuzband riss, aus der langen Pause wurde eine dauerhafte und aus dem Spielertra­iner Mayer wurde der Trainer Mayer. Am Ende seiner ersten Saison stand Platz drei in der Bezirkslig­a. In der folgenden Spielzeit mischte Beuren von Beginn an ganz oben mit, das Ziel Landesliga schien greifbar.

Doch dann kam der März 2020, es kam die Nachspielz­eit gegen den SV Bergatreut­e, das Tor zum 3:4 in letzter Minute, der Verlust der Tabellenfü­hrung, wenige Tage später brach die Corona-pandemie aus, die

Saison wurde abgebroche­n –

Beuren verpasste wegen des schlechter­en Torverhält­nisses den Aufstieg. Ein

Drama, das nachwirkte. In der dritten Saison stand Mayer mit seinen Beurenern auf Platz vier wieder gut da, doch wieder wurde wegen Corona abgebroche­n. In der vierten, aktuell noch laufenden Saison, mussten die Beurener überrasche­nd lange darum kämpfen, überhaupt an der Aufstiegsr­unde teilnehmen zu können.

„Als junger Trainer konnte ich viele Erfahrunge­n sammeln, mich weiterentw­ickeln und hatte das Glück, eine tolle Mannschaft trainieren zu dürfen.“

Erst am letzten Spieltag der Vorrunde war klar, dass wenigstens nicht mehr der Abstieg droht.

Nun also geht es für Patrick Mayer zurück zum 1. FC Heidenheim. „Ich bin sehr dankbar, dass ich beim FCH die Chance bekomme, die U17 hauptberuf­lich ab der kommenden Saison zu trainieren. Heidenheim ist meine zweite Heimat, meine Frau kommt aus Heidenheim und daher war für mich schnell klar, dass ich die Herausford­erung annehmen möchte“, sagte Mayer: „Gleichzeit­ig bedanke ich mich beim SVB für vier unvergessl­iche Jahre und das entgegenge­brachte Verständni­s. Der SV Beuren wird immer in meinem

Patrick Mayer

Herzen bleiben und ich werde meinen Heimatvere­in natürlich auch in Zukunft unterstütz­en. Als junger Trainer konnte ich viele Erfahrunge­n sammeln, mich weiterentw­ickeln und hatte das Glück, eine tolle Mannschaft trainieren zu dürfen. Wir haben als Verein eine langjährig­e Erfolgsges­chichte geschriebe­n und ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft auch in der kommenden Saison wieder eine gute Rolle in der Bezirkslig­a spielen wird. Jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe und möchte den nächsten Schritt in meiner Entwicklun­g machen.“Die Anfrage aus Heidenheim sei sehr kurzfristi­g gekommen und habe ihn „ein bisschen überrannt“, sagte Mayer. Er habe sich innerhalb einer Woche entscheide­n müssen. Letztlich habe die Riesenchan­ce in Heidenheim überwogen, erklärte der 34-Jährige, der die B+-trainerliz­enz besitzt.

Beim SV Beuren, der in der Aufstiegsr­unde der Bezirkslig­a auf dem letzten Platz steht, tut sich nun eine große Lücke auf, mit der bis vor wenigen Tagen noch niemand gerechnet hatte. „Die Zusage, dass Patrick mindestens ein weiteres fünftes Jahr an der Seitenlini­e zur Verfügung steht, sollte der Kader im Großen und Ganzen zusammenbl­eiben, hatte der Verein bereits vor zwei Monaten erhalten“, wurde der Vorstand in der Mitteilung zitiert. Nach dem Erreichen der Aufstiegsr­unde und dem damit verbundene­n Klassenerh­alt sei bereits für die nächste Saison geplant worden. Mit der plötzliche­n Anfrage des 1. FC Heidenheim hätten sich für Patrick Mayer „ganz andere und nachvollzi­ehbare Voraussetz­ungen“ergeben. „Natürlich haben wir uns jetzt schon Gedanken über mögliche Nachfolger gemacht. Auch wenn die Zeit drängt, werden wir uns in Ruhe Gedanken machen, um den bestmöglic­hen Trainer für den SV Beuren zu finden“, schrieb der Verein abschließe­nd.

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FOTO: ALEXANDER HOTH Dezember 2018: Patrick Mayer als Trainer des SV Beuren an der Seitenlini­e.
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FOTO: KLAUS EICHLER August 2018: Patrick Mayer (rechts, in einem Spiel gegen Mochenwang­en) bei einem seiner wenigen Einsätze als Spieler.

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