Das Ende einer Herzensangelegenheit
Trainer Patrick Mayer verlässt seinen Heimatverein SV Beuren nach vier Jahren und wechselt nach Heidenheim
- Eigentlich plante Fußballbezirksligist SV Beuren schon fest mit Trainer Patrick Mayer für die kommende Saison. Die Zusage, noch ein fünftes Jahr in verantwortlicher Position dranzuhängen, hatte Mayer bereits vor zwei Monaten gegeben. Doch eine Anfrage des 1. FC Heidenheim führte dazu, dass der 34-Jährige sich nun doch schon im Sommer verabschiedet. „Hauptberuflich als Trainer zu arbeiten, ist eine Riesenchance für mich, die ich nutzen wollte“, erklärte Mayer am Mittwoch im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung.“
Die Mitteilung des SV Beuren, die der Bezirksligaverein am Mittwochvormittag verschickte, versuchte erst gar nicht, den Schmerz zu verbergen. „Patrick Mayer verlässt seinen Heimatverein“, macht der SVB deutlich, welch’ großer Einschnitt da auf alle zukommt, die es mit der Mannschaft aus dem Isnyer Teilort halten. Mayer und Beuren, das war Heimat, das war Herzensangelegenheit, das passte einfach perfekt zusammen. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge lässt der SV Beuren sein Aushängeschild nach Heidenheim ziehen, wo er im Nachwuchsleistungszentrum des FCH die U17 als hauptberuflicher Trainer ab der kommenden Saison übernimmt. Der SVB freut sich zusammen mit Patrick über diese tolle Chance und Herausforderung, auch wenn der kurzfristige und ungeplante Abschied zum Ende der Saison schmerzt und eine große Lücke im Verein hinterlässt“, schreibt der SV Beuren weiter.
Seine Verpflichtung vor vier Jahren war eine Sensation: Als Patrick Mayers Bruder Marco seinen Abschied aus Beuren ankündigte, um sich als Spielertrainer der Spvgg Lindau in der Kreisliga A anzuschließen, liefen im Hintergrund längst die Gespräche mit Patrick Mayer. Der damals 30-Jährige stand, verletzungsgeplagt, beim Regionalligisten SV Waldhof Mannheim vor dem Karriereende. Stationen zuvor waren unter anderem der SV Wehen Wiesbaden, der FC Augsburg (dort machte er sein einziges Bundesligaspiel) und eben der 1. FC Heidenheim. In Beuren begann für Mayer im Sommer 2018 seine zweite Karriere – im Scouting einer Spielerberateragentur und als Trainer seines Heimatvereins.
Für den SV Beuren, unter Marco Mayer von der Kreisliga B bis in die Bezirksliga aufgestiegen, setzten sich mit Patrick Mayer die erfolgreichen Jahre fort. Sein Vorhaben, dem Verein als stürmender Spielertrainer auch auf dem Feld entscheidende Impulse zu geben, musste er allerdings schnell aufgeben. Das Kreuzband riss, aus der langen Pause wurde eine dauerhafte und aus dem Spielertrainer Mayer wurde der Trainer Mayer. Am Ende seiner ersten Saison stand Platz drei in der Bezirksliga. In der folgenden Spielzeit mischte Beuren von Beginn an ganz oben mit, das Ziel Landesliga schien greifbar.
Doch dann kam der März 2020, es kam die Nachspielzeit gegen den SV Bergatreute, das Tor zum 3:4 in letzter Minute, der Verlust der Tabellenführung, wenige Tage später brach die Corona-pandemie aus, die
Saison wurde abgebrochen –
Beuren verpasste wegen des schlechteren Torverhältnisses den Aufstieg. Ein
Drama, das nachwirkte. In der dritten Saison stand Mayer mit seinen Beurenern auf Platz vier wieder gut da, doch wieder wurde wegen Corona abgebrochen. In der vierten, aktuell noch laufenden Saison, mussten die Beurener überraschend lange darum kämpfen, überhaupt an der Aufstiegsrunde teilnehmen zu können.
„Als junger Trainer konnte ich viele Erfahrungen sammeln, mich weiterentwickeln und hatte das Glück, eine tolle Mannschaft trainieren zu dürfen.“
Erst am letzten Spieltag der Vorrunde war klar, dass wenigstens nicht mehr der Abstieg droht.
Nun also geht es für Patrick Mayer zurück zum 1. FC Heidenheim. „Ich bin sehr dankbar, dass ich beim FCH die Chance bekomme, die U17 hauptberuflich ab der kommenden Saison zu trainieren. Heidenheim ist meine zweite Heimat, meine Frau kommt aus Heidenheim und daher war für mich schnell klar, dass ich die Herausforderung annehmen möchte“, sagte Mayer: „Gleichzeitig bedanke ich mich beim SVB für vier unvergessliche Jahre und das entgegengebrachte Verständnis. Der SV Beuren wird immer in meinem
Patrick Mayer
Herzen bleiben und ich werde meinen Heimatverein natürlich auch in Zukunft unterstützen. Als junger Trainer konnte ich viele Erfahrungen sammeln, mich weiterentwickeln und hatte das Glück, eine tolle Mannschaft trainieren zu dürfen. Wir haben als Verein eine langjährige Erfolgsgeschichte geschrieben und ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft auch in der kommenden Saison wieder eine gute Rolle in der Bezirksliga spielen wird. Jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe und möchte den nächsten Schritt in meiner Entwicklung machen.“Die Anfrage aus Heidenheim sei sehr kurzfristig gekommen und habe ihn „ein bisschen überrannt“, sagte Mayer. Er habe sich innerhalb einer Woche entscheiden müssen. Letztlich habe die Riesenchance in Heidenheim überwogen, erklärte der 34-Jährige, der die B+-trainerlizenz besitzt.
Beim SV Beuren, der in der Aufstiegsrunde der Bezirksliga auf dem letzten Platz steht, tut sich nun eine große Lücke auf, mit der bis vor wenigen Tagen noch niemand gerechnet hatte. „Die Zusage, dass Patrick mindestens ein weiteres fünftes Jahr an der Seitenlinie zur Verfügung steht, sollte der Kader im Großen und Ganzen zusammenbleiben, hatte der Verein bereits vor zwei Monaten erhalten“, wurde der Vorstand in der Mitteilung zitiert. Nach dem Erreichen der Aufstiegsrunde und dem damit verbundenen Klassenerhalt sei bereits für die nächste Saison geplant worden. Mit der plötzlichen Anfrage des 1. FC Heidenheim hätten sich für Patrick Mayer „ganz andere und nachvollziehbare Voraussetzungen“ergeben. „Natürlich haben wir uns jetzt schon Gedanken über mögliche Nachfolger gemacht. Auch wenn die Zeit drängt, werden wir uns in Ruhe Gedanken machen, um den bestmöglichen Trainer für den SV Beuren zu finden“, schrieb der Verein abschließend.