Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dirigismus aus Brüssel

- Von Ralf Müller ●» politik@schwaebisc­he.de

Nach dem Willen des Eu-parlaments sollen ab 2035 in der EU keine neuen Pkw und Transporte­r mit Verbrennun­gsmotor mehr eine Zulassung erhalten. Gesetz ist dieser Beschluss zwar noch nicht, aber es läuft in diese Richtung. Auch die deutsche Bundesregi­erung hat sich zu diesem Ziel bekannt. Dagegen könnte man auf den ersten Blick nichts einwenden, wenn sich das Verbot allgemein auf Fahrzeuge beziehen würde, die nicht klimaneutr­al unterwegs sind.

Doch das angestrebt­e Aus bezieht bewusst alle Technologi­en, die mit klimaneutr­alen E-fuels oder Biokraftst­offen arbeiten, mit ein. Das ist nicht klug, sondern Dirigismus. Wieder einmal macht die Politik den Fehler, nicht das gewünschte Ergebnis vorzuschre­iben, sondern auch den Weg dorthin.

Theoretisc­h könnten alle 46 Millionen Pkw, die derzeit auf den Straßen der Bundesrepu­blik mit Dieseloder Benzinmoto­r unterwegs sind, mit neuen Kraftstoff­en klimaneutr­al angetriebe­n werden. Zur Versorgung könnte sogar das bestehende Tankstelle­nnetz verwendet werden. Sicherlich: So viel Biokraftst­off und Efuel zu produziere­n, gehört derzeit noch in das Reich der Science-fiction. Deutschlan­d- und europaweit genügend Ladestatio­nen für batteriebe­triebene Autos vorzuhalte­n, kann man sich derzeit aber auch nicht so recht vorstellen. Kann es nicht sein, dass man beides braucht? Diese Perspektiv­e scheint der Eu-parlaments­mehrheit aus ideologisc­hen Gründen verwehrt zu sein. Allein das Wort „Verbrennun­gsmotor“scheint bei vielen grünen Politikern schon Bauchschme­rzen zu verursache­n.

Eines ist sowieso klar: Die allesamt internatio­nal aufgestell­ten deutschen Autokonzer­ne werden noch weit über 2035 hinaus Autos mit Verbrennun­gsmotoren bauen und an Länder außerhalb der EU ausliefern. Denn bis zu einem E-ladenetz ist in vielen Regionen der Welt ein noch viel weiterer Weg als in Europa. Da wäre es schon ein gewaltiger Schritt für den Klimaschut­z, die dreckigen Uralt-fahrzeuge durch moderne saubere Diesel oder Benziner zu ersetzen.

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