Bierhoff zählt Sorgenkind Sané an
Leroy Sané schlenderte scheinbar entspannt in die Nacht, von der klaren Ansage durch Oliver Bierhoff hatte das ewige Sorgenkind auf dem Weg zum Bus noch nichts mitbekommen. Doch auch dem schwer erziehbaren Bayern-profi dürfte bald klar werden: Die Zeit der Streicheleinheiten geht zu Ende. „Es ist für ihn keine leichte Situation“, begann Bierhoff seine Ausführungen verständnisvoll, ehe er Sané unmissverständlich in die Pflicht nahm: „Wir helfen ihm, aber er muss sich natürlich auch selber helfen. Am Ende musst du dich als Spieler da rauskämpfen“, sagte der Dfb-direktor nach dem 1:1 in Ungarn.
Sané kam in Budapest nicht zum Einsatz – aus gutem Grund. Weder in der knappen Stunde in Italien, noch als Joker für sieben Minuten gegen England hatte er für sich geworben – im Gegenteil. In der Puskas Arena kam er zum Warmmachen vor dem Spiel über fünf Minuten später als alle anderen deutschen Nationalspieler. Erst gegen Ende der Partie durfte er sich noch einmal ein bisschen dehnen, wirkte dabei aber ebenfalls nicht besonders engagiert. „Man darf seine Körpersprache nicht überinterpretieren, das ist so seine Art und Weise“, nahm ihn Bierhoff zunächst erneut in Schutz, ehe er betonte: „Aber wichtig ist, das weiß er, dass er trotz dieser Körpersprache Leistung bringen muss.“Tut er aber nicht.
Obwohl es in der deutschen Offensive auch gegen Ungarn hakte, brachte Hansi Flick in der Schlussphase lieber die unerfahrenen Karim Adeyemi und Lukas Nmecha als den 26-Jährigen. Dabei fehlte der DFBELF „die Kreativität“, wie Kapitän Manuel Neuer monierte – Sané hätte da mit seinen herausragenden Qualitäten Abhilfe schaffen können. Eigentlich. „Auch bei ihm geht es darum, die Bereitschaft zu zeigen, dass ich im Spiel bin, aktiv bin, die Intensität habe“, forderte Flick vor dem England-spiel. Reaktion? Keine. Sollte der Bayern-profi nicht bald zur Form zurückfinden, läuft er Gefahr, dass auch die WM in Katar ohne ihn stattfindet. (SID)