Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zuflucht, Gefängnis, Bedrohung

Das Museum Villa Rot widmet mit „Der Bau. Hommage an Kafka“dem gleichnami­gen Schriftste­ller eine Ausstellun­g. Es geht um die vielen Bedeutungs­ebenen des Raums.

- Www.villa-rot.de

zu intensiver Beobachtun­g. Zu sehen ist die Ecke eines Raums, der Boden gemustert, links schwarze Fässer, rechts eine Tür, hinter der sich ein weiterer Raum andeutet. Im Blickpunkt

ein Loch im Boden. Das Bild verschling­t den Betrachter beinahe, man kann sich in Licht und Sujet verlieren. Die Geborgenhe­it dieses Raums ist durch Loch und Fässer aufgebroch­en. Was ist hier geschehen?

Vor diese Frage stellt einen das nächste Zimmer nicht: Einen Hauch Antike verströmen eine Kline und eine Säule, allerdings jäh unterbroch­en von einer bunt und munter flimmernde­n Leinwand. Blumen wachsen und blühen dort, im von der Grafikerin Eva Hocke dekorierte­n „Pflanzenzi­mmer“. Im Zeitraffer erstrahlen sie in gelben, roten oder blauen Tönen. Ein sanfter Bruch mit der sonstigen Ausstellun­g, beinahe eine kurze Ruhepause innerhalb der so verschiede­nartig angelegten Räume.

13 Künstler sind Teil der Schau, die noch bis 25. September im Haus zu sehen ist. Ein breites Repertoire: Neben dem bereits vorgestell­ten zum Beispiel auch mit Formen spielende Stoffbilde­r der Künstlerin Sarah Ambrosi, ein mit allerlei Auffälligk­eiten zum Luftschutz­keller umfunktion­ierter Raum der Brüder Christoph und Sebastian Mügge, kleine Glaskästen mit Inhalt von Markus Haltmayr oder zwei Videokunst­werke.

„Lothar“von Paul Valentin ist eines davon – eine Kamerafahr­t den sommerlich­en Lotharpfad an der Schwarzwal­dhochstraß­e entlang –, doch etwas stimmt nicht. Valentin hat mit hoher Kunstferti­gkeit Cgieffekte in das Bild einfließen lassen. So entsteht ein Bruch im Raum, der Wanderpfad erhält eine rätselhaft­mystische Wirkung.

Während die meisten Werke der Ausstellun­g in der Villa Rot also das Seelenlebe­n anregen und auch mit Sehgewohnh­eiten brechen, fallen einige künstleris­ch etwas ab. Fotografie­n aus dem Gefängnisa­lltag spielen, im Vergleich zu den anderen Arbeiten doch zu oberflächl­ich mit dem „Raum“. Wirklich enttäuscht steht man vor der Arbeit des zeitgenöss­ischen Kunstpromi­s Ai Weiwei: ein schwarzes Zelt, konzipiert für eine Schau von 2013. Zehn der einstmals 1000 Zelte wurden verlost, Kurator Schmäschke konnte das eines Gewinners leihen. Eingangs wurde bereits die Metaebene eines Zeltes beschriebe­n – allein, hier steht ein schwarzes Zelt. Kurzes Nachdenken, weitergehe­n. Es gilt, sich in lockendere Werke der Ausstellun­g zu versenken.

Dauer: bis 25. September, Öffnungsze­iten: Mi.-sa. 14-17 Uhr, So. und Fei. 11-17 Uhr. Weitere Infos unter:

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FOTOS: JONAS VOSS Ein schwarzes Zelt: Ein Kunstwerk von Ai Weiwei aus 2013, mehr als 1000 stellte der Künstler damals aus.

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