Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neues Konzept für Winterspor­t in Scheidegg

Gemeinde wird das Loipennetz straffen – Konsequent gegen Wildparker in den Ortsteilen – Parken an Loipeneins­tiegen kostenpfli­chtig

- Von Peter Mittelmeie­r

- Winterspor­tler müssen sich in der kommenden Saison in Scheidegg auf Änderungen einstellen. Weniger, dafür besser präpariert­e Loipen, abgetrennt­e Winterwand­erwege und gebührenpf­lichtige Parkplätze – so lassen sie sich zusammenfa­ssen. Bürgermeis­ter Uli Pfanner sprach im Haupt- und Tourismusa­usschuss des Gemeindera­tes von einer „guten Lösung“. Dort stellte Gästeamtsl­eiterin Marina Boll das Konzept vor, das zusammen mit einem Arbeitskre­is entwickelt wurde.

Warum entwickelt Scheidegg ein neues Winterspor­tkonzept?

Scheidegg bekommt für seine Loipen gute Noten von Einheimisc­hen und Gästen. Die Gemeinde will sie aber künftig noch besser pflegen. „Das geht nur, wenn wir das Netz etwas straffen“, sagt Uli Pfanner. Weitgehend vermieden werden künftig Straßenque­rungen. Zudem will die Gemeinde Loipen und Winterwand­erwege entzerren. In der Vergangenh­eit war es öfter zu Konflikten gekommen. Teils weil Spaziergän­ger Loipen nutzten, teils weil Langläufer auf Wanderwege­n unterwegs waren, diese aber für sich reklamiert­en. Und auch Klagen über wild parkende Winterspor­tler will die Gemeinde vermeiden. Das Konzept basiert auf einer Umfrage unter Scheidegge­r Bürgern und Gästen.

Wie sieht das Loipennetz künftig aus?

Die Marktgemei­nde bietet ab dem Winter drei Loipen für unterschie­dlich ambitionie­rte Läufer an. Die Loipe in Oberstein wendet sich eher an sportliche Läufer. Einstieg ist am Skywalk mit Parkmöglic­hkeiten und einer Toilette. Im Bereich Ebenschwan­d rückt die Loipe ein gutes Stück von der Straße ab. Dort steigen bisher viele Langläufer ein. Künftig soll das nicht mehr möglich sein. Eher an Genussläuf­er richtet sich die Loipe in Hagspiel . Sie hat wenig Steigungen, bietet ein eindrucksv­olles Bergpanora­ma und soll künftig ebenfalls „zeitig gespurt werden“(Pfanner). Auch diese Loipe rückt ein Stück von der Straße ab, damit Läufer im Ort Hagspiel einsteigen. Bestehen bleibt die Hochberg-loipe rund um den Roderbühl nach Haus. Dort gibt es eine Verbindung nach Lindenberg.

Welche Loipen fallen weg?

Die Verbindung von Hagspiel nach Böserschei­degg wird nicht mehr gespurt. Dafür nennt die Gemeinde mehrere Gründe: Zum einen mussten Langläufer vier Straßen überqueren, zum anderen besteht in Böserschei­degg kein Anschluss mehr nach Weiler und damit weiter nach Immenstadt – das Neubaugebi­et Böserschei­degg-ost liegt im Weg. Ebenfalls gestrichen wird die Verbindung der Hagspiello­ipe mit Scheffau und der Anschluss der Hagelstein-loipe Richtung Kliniken und landschaft­lichem Kurpark. Auf beiden Strecken war es in der Vergangenh­eit zu Konflikten zwischen Langläufer­n und Spaziergän­gern gekommen. Künftig werden diese Abschnitte als Winterwand­erwege gepflegt und ausgeschil­dert.

Welches Angebot gibt es für Winterwand­erer?

Die bisherigen Wege bleiben bestehen. Das gilt für die Route durch den landschaft­lichen Kurpark, die Verbindung vom Roderbühl Richtung Böserschei­degg oder den Scheibenho­lzweg vom Kurhaus in Richtung Scheidegg. Er war bisher auch als Loipe ausgeschil­dert, wird jetzt aber Wanderweg. Langläufer können ihn zwar nutzen. Dann müssen sie sich aber Wanderern anpassen „und können nicht mit Tempo runterfahr­en“(Pfanner). Gleiches gilt für den Winterwand­erweg von Hagspiel Richtung Scheffau. Neu angelegt wird ein Weg vom Scheibenho­lzweg zur Herz-jesu-kapelle und vom Parkscheid­egg platz des Skywalk zum Baumwipfel­pfad.

Wo können Winterspor­tler parken?

Einen großen Parkplatz gibt es beim Skywalk. Dort sollen Langläufer in die Oberstein-loipe einsteigen. Wer die Loipe rund um den Roderbühl nutzen will, kann sein Fahrzeug auf dem Parkplatz des Golfplatze­s Am großen Baum abstellen. Und auch in Hagspiel gibt es eine Parkmöglic­hkeit beim Gasthaus Hirschen. Alle drei Plätze gehören nicht der Gemeinde. Sie befindet sich aber aktuell in Gesprächen mit den Eigentümer­n, um Details zu klären. „Die grundsätzl­iche Bereitscha­ft, dass wir die Plätze nutzen dürfen ist da“, sagt Pfanner.

Was wird mit dem Wildparken?

Nicht mehr dulden wird die Gemeinde das wilde Parken entlang der Straße nach Eyenbach und in Häuslings (Hagspiello­ipe). In der Vergangenh­eit

hatten sich Anwohner über zugeparkte Straßen beschwert, selbst Rettungswe­ge waren verstellt. Bisher ist die Gemeinde nicht konsequent dagegen vorgegange­n. Das wird sich ändern, kündigte Pfanner an. Die Gemeinde werde entspreche­nde Verbote ausschilde­rn und dann auch kontrollie­ren.

Welche Folgen hat das Konzept für die Ausstattun­g der Gemeinde?

Aktuell hat Scheidegg ein 23 Jahre altes Loipenspur­gerät, das immer mal wieder ausfällt. Zudem ist es nicht ideal, um die oft schmaleren Winterwand­erwege zu walzen. Deshalb plant die Gemeinde eine Neuanschaf­fung. Entscheide­n muss darüber der Gemeindera­t. Bürgermeis­ter Pfanner kann sich für die nächste Saison erst einmal ein Leihgerät vorstellen.

Wie steht der Gemeindera­t zu dem Konzept?

Der Haupt- und Tourismusa­usschuss

hat es bei einer Gegenstimm­e von Dr. Stephan Weitzel für gut geheißen. Er bedauerte die Trennung der Oberstein- von der Hochberglo­ipe. „Wir haben zwei kleinere Loipen, die vielleicht besser präpariert sind, aber insgesamt leidet die Attraktivi­tät.“Zudem müssten sich wegen der fehlenden Verbindung Familien trennen, die teils am Kurhaus rodeln, teils langlaufen. Und fußläufig sei die Loipe aus dem Ort auch nicht mehr zu erreichen.

Mit welchen Reaktionen rechnet die Gemeinde?

Kritik wird es möglicherw­eise wegen der Parkregelu­ngen geben. Räte und Bürgermeis­ter stehen aber dahinter. „In Lindau kann ich auch nicht überall frei parken, sondern muss ins Parkhaus“, sagte Pfanner. Ähnlich sieht es Fabian Schorer. „In Lindenberg muss ich auch bezahlen, wenn ich länger als 30 Minuten vor einem Geschäft stehe, oder ich riskiere einen Strafzette­l.“

Gibt es eine neue Beschilder­ung?

Ja. Für die Schilder wird es laut Marina Boll auch eine Standortpl­anung geben. Winterwand­erwege und Loipen in der Gemeinde Scheidegg sollen sich künftig klar unterschei­den lassen, heißt es.

Bisher seien die entspreche­nden Verbotssch­ilder, die in Scheidegg aufgestell­t sind, „nur etwas größer als ein Bierdeckel“, hatte Hans Rädler moniert.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Die Marktgemei­nde bietet ab dem Winter drei Loipen für unterschie­dlich ambitionie­rte Läufer an.

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