Neues Konzept für Wintersport in Scheidegg
Gemeinde wird das Loipennetz straffen – Konsequent gegen Wildparker in den Ortsteilen – Parken an Loipeneinstiegen kostenpflichtig
- Wintersportler müssen sich in der kommenden Saison in Scheidegg auf Änderungen einstellen. Weniger, dafür besser präparierte Loipen, abgetrennte Winterwanderwege und gebührenpflichtige Parkplätze – so lassen sie sich zusammenfassen. Bürgermeister Uli Pfanner sprach im Haupt- und Tourismusausschuss des Gemeinderates von einer „guten Lösung“. Dort stellte Gästeamtsleiterin Marina Boll das Konzept vor, das zusammen mit einem Arbeitskreis entwickelt wurde.
Warum entwickelt Scheidegg ein neues Wintersportkonzept?
Scheidegg bekommt für seine Loipen gute Noten von Einheimischen und Gästen. Die Gemeinde will sie aber künftig noch besser pflegen. „Das geht nur, wenn wir das Netz etwas straffen“, sagt Uli Pfanner. Weitgehend vermieden werden künftig Straßenquerungen. Zudem will die Gemeinde Loipen und Winterwanderwege entzerren. In der Vergangenheit war es öfter zu Konflikten gekommen. Teils weil Spaziergänger Loipen nutzten, teils weil Langläufer auf Wanderwegen unterwegs waren, diese aber für sich reklamierten. Und auch Klagen über wild parkende Wintersportler will die Gemeinde vermeiden. Das Konzept basiert auf einer Umfrage unter Scheidegger Bürgern und Gästen.
Wie sieht das Loipennetz künftig aus?
Die Marktgemeinde bietet ab dem Winter drei Loipen für unterschiedlich ambitionierte Läufer an. Die Loipe in Oberstein wendet sich eher an sportliche Läufer. Einstieg ist am Skywalk mit Parkmöglichkeiten und einer Toilette. Im Bereich Ebenschwand rückt die Loipe ein gutes Stück von der Straße ab. Dort steigen bisher viele Langläufer ein. Künftig soll das nicht mehr möglich sein. Eher an Genussläufer richtet sich die Loipe in Hagspiel . Sie hat wenig Steigungen, bietet ein eindrucksvolles Bergpanorama und soll künftig ebenfalls „zeitig gespurt werden“(Pfanner). Auch diese Loipe rückt ein Stück von der Straße ab, damit Läufer im Ort Hagspiel einsteigen. Bestehen bleibt die Hochberg-loipe rund um den Roderbühl nach Haus. Dort gibt es eine Verbindung nach Lindenberg.
Welche Loipen fallen weg?
Die Verbindung von Hagspiel nach Böserscheidegg wird nicht mehr gespurt. Dafür nennt die Gemeinde mehrere Gründe: Zum einen mussten Langläufer vier Straßen überqueren, zum anderen besteht in Böserscheidegg kein Anschluss mehr nach Weiler und damit weiter nach Immenstadt – das Neubaugebiet Böserscheidegg-ost liegt im Weg. Ebenfalls gestrichen wird die Verbindung der Hagspielloipe mit Scheffau und der Anschluss der Hagelstein-loipe Richtung Kliniken und landschaftlichem Kurpark. Auf beiden Strecken war es in der Vergangenheit zu Konflikten zwischen Langläufern und Spaziergängern gekommen. Künftig werden diese Abschnitte als Winterwanderwege gepflegt und ausgeschildert.
Welches Angebot gibt es für Winterwanderer?
Die bisherigen Wege bleiben bestehen. Das gilt für die Route durch den landschaftlichen Kurpark, die Verbindung vom Roderbühl Richtung Böserscheidegg oder den Scheibenholzweg vom Kurhaus in Richtung Scheidegg. Er war bisher auch als Loipe ausgeschildert, wird jetzt aber Wanderweg. Langläufer können ihn zwar nutzen. Dann müssen sie sich aber Wanderern anpassen „und können nicht mit Tempo runterfahren“(Pfanner). Gleiches gilt für den Winterwanderweg von Hagspiel Richtung Scheffau. Neu angelegt wird ein Weg vom Scheibenholzweg zur Herz-jesu-kapelle und vom Parkscheidegg platz des Skywalk zum Baumwipfelpfad.
Wo können Wintersportler parken?
Einen großen Parkplatz gibt es beim Skywalk. Dort sollen Langläufer in die Oberstein-loipe einsteigen. Wer die Loipe rund um den Roderbühl nutzen will, kann sein Fahrzeug auf dem Parkplatz des Golfplatzes Am großen Baum abstellen. Und auch in Hagspiel gibt es eine Parkmöglichkeit beim Gasthaus Hirschen. Alle drei Plätze gehören nicht der Gemeinde. Sie befindet sich aber aktuell in Gesprächen mit den Eigentümern, um Details zu klären. „Die grundsätzliche Bereitschaft, dass wir die Plätze nutzen dürfen ist da“, sagt Pfanner.
Was wird mit dem Wildparken?
Nicht mehr dulden wird die Gemeinde das wilde Parken entlang der Straße nach Eyenbach und in Häuslings (Hagspielloipe). In der Vergangenheit
hatten sich Anwohner über zugeparkte Straßen beschwert, selbst Rettungswege waren verstellt. Bisher ist die Gemeinde nicht konsequent dagegen vorgegangen. Das wird sich ändern, kündigte Pfanner an. Die Gemeinde werde entsprechende Verbote ausschildern und dann auch kontrollieren.
Welche Folgen hat das Konzept für die Ausstattung der Gemeinde?
Aktuell hat Scheidegg ein 23 Jahre altes Loipenspurgerät, das immer mal wieder ausfällt. Zudem ist es nicht ideal, um die oft schmaleren Winterwanderwege zu walzen. Deshalb plant die Gemeinde eine Neuanschaffung. Entscheiden muss darüber der Gemeinderat. Bürgermeister Pfanner kann sich für die nächste Saison erst einmal ein Leihgerät vorstellen.
Wie steht der Gemeinderat zu dem Konzept?
Der Haupt- und Tourismusausschuss
hat es bei einer Gegenstimme von Dr. Stephan Weitzel für gut geheißen. Er bedauerte die Trennung der Oberstein- von der Hochbergloipe. „Wir haben zwei kleinere Loipen, die vielleicht besser präpariert sind, aber insgesamt leidet die Attraktivität.“Zudem müssten sich wegen der fehlenden Verbindung Familien trennen, die teils am Kurhaus rodeln, teils langlaufen. Und fußläufig sei die Loipe aus dem Ort auch nicht mehr zu erreichen.
Mit welchen Reaktionen rechnet die Gemeinde?
Kritik wird es möglicherweise wegen der Parkregelungen geben. Räte und Bürgermeister stehen aber dahinter. „In Lindau kann ich auch nicht überall frei parken, sondern muss ins Parkhaus“, sagte Pfanner. Ähnlich sieht es Fabian Schorer. „In Lindenberg muss ich auch bezahlen, wenn ich länger als 30 Minuten vor einem Geschäft stehe, oder ich riskiere einen Strafzettel.“
Gibt es eine neue Beschilderung?
Ja. Für die Schilder wird es laut Marina Boll auch eine Standortplanung geben. Winterwanderwege und Loipen in der Gemeinde Scheidegg sollen sich künftig klar unterscheiden lassen, heißt es.
Bisher seien die entsprechenden Verbotsschilder, die in Scheidegg aufgestellt sind, „nur etwas größer als ein Bierdeckel“, hatte Hans Rädler moniert.