Bauzinsen für Zehn-jahres-kredite bei drei Prozent
(dpa) - Kredite für Immobilienkäufer in Deutschland werden immer teurer. Der effektive Zins für zehnjährige Finanzierungen ist am Mittwoch im Mittelwert erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder über die Marke von drei Prozent gestiegen, wie die Frankfurter Fmh-finanzberatung mitteilte. Zinsen von mehr als drei Prozent bei zehnjährigen Baukrediten hat es demnach zuletzt am 5. April 2012 gegeben.
Der jüngste Anstieg der Bauzinsen sei seit 7. Juni „besonders extrem“gewesen mit einem Sprung von 2,79 auf 3,02 Prozent in einer Woche. Auslöser sei vermutlich die hohe Inflation und die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen zu erhöhen.
Kredite für Immobilienkäufer dürften sich weiter verteuern, erwartet Fmh-gründer Max Herbst. Im April habe er vier Prozent Zinsen für zehnjährige Finanzierungen bis Jahresende für vorstellbar gehalten. Das sei nun „bereits nach der Sommerpause“denkbar. Die Bauzinsen sind in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen. Im Dezember hatte der Zins für zehnjährige Finanzierungen noch bei 0,9 Prozent gelegen.
Der Münchner Immobilienfinanzierer Interhyp sieht die Bauzinsen für zehnjährige Kredite aktuell noch knapp unter drei Prozent im Schnitt. Sie lägen bei 2,95 Prozent, sagte eine Firmensprecherin am Mittwoch.
Grund für die steigenden Bauzinsen ist das allgemein steigende Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Wegen der hohen Inflation stehen Notenbanken unter Druck, ihre lockere Geldpolitik zu straffen.
- In der Ferne verschwinden die Gipfel der Nagelfluhkette im blauen Dunst. Doch die ganze Konzentration von Lydia Heidemann gilt nicht der Schönheit der Allgäuer Hügellandschaft, sondern den Pflänzchen, die die Karotten auf dem Feld des Gärtnerhofs Oberreute zu überwuchern drohen. Mit einem Messer sticht die 23-Jährige die Gräser aus, sodass nur das Kraut der Gemüsepflanze liegen bleibt. Mehr und mehr überdeckt braune Erde ihre grün lackierten Fingernägel.
„Keine Angst, das Kraut der gelben Rüben richtet sich später wieder auf. Aber das muss ich ja übersetzen, bei euch sagt man ja nicht gelbe Rüben, sondern Karotten“, sagt Roland Palm-kiefl zu Lydia Heidemann und ihren beiden Mitstreiterinnen. Denn der Bauer, der mit seiner Ehefrau Maria Kiefl den Hof in Kißlegg im Allgäu führt, hat in diesen Tagen drei Umweltaktivistinnen aus Niedersachsen und Hessen zu Gast. Das Ziel: Der Generation von Fridays for Future den Alltag auf Bauernhöfen nahezubringen.
„Es geht darum, dass Menschen, die nicht mit der Landwirtschaft aufgewachsen sind, die Nöte und Herausforderungen von Landwirten kennenlernen“, sagt Maria Kiefl. „Denn es gibt viele Bauern, die grüne Kreuze aufstellen und mit dem Rücken zur Wand stehen, weil sie mit den gesellschaftlichen Forderungen nicht mehr zurande kommen.“Organisiert hat das Projekt namens „Hof mit Zukunft. Aktivismus meets Landwirtschaft“das Bündnis „Wir haben es satt“, zu dem sich konventionell und biologisch arbeitende Bauernhöfe, Lebensmittelverarbeiter sowie Natur- und Tierschützer zusammengeschlossen haben und das von rund 60 zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützt wird. „Die Aktivisten lernen die Realitäten und die Schwierigkeiten eines bäuerlichen Betriebs kennen. Und die Landwirte verstehen besser, warum sich die jungen Menschen für Klimagerechtigkeit engagieren und für eine enkeltaugliche Agrarpolitik kämpfen“, sagt „Wir haben es satt“sprecher Christian Rollmann der „Schwäbischen Zeitung“.
Das Ziel von „Hof mit Zukunft“ist es, Aktivisten vor allem auf konventionelle Höfe zu schicken, aber die Rückmeldungen dieser Betriebe seien verhalten gewesen, sodass am Ende nur ein Viertel der teilnehmenden Bauernhöfe nicht ökologisch arbeitet. Die Aktivisten konnten sich für das Programm bewerben und kamen nach Angaben Rollmanns vor allem von Fridays for Future, aber auch von der Naturschutzjugend, von BUND Jugend und Greenpeace. Auf 25 Höfen in ganz Deutschland halfen bisher insgesamt 75 Aktivisten.
Bei den Kiefls arbeiten zusammen mit der aus dem Rhein-main-gebiet stammenden Lydia Heidemann, die in Gießen Umweltmanagement studiert, Gesa Gerloff aus dem Braunschweiger Land und Jette Kühn aus dem Weserbergland. „Hier auf dem Hof wird die Arbeit zum Leben“, sagt Gesa Gerloff. Die 23-Jährige engagiert sich bei der Organisation Slow Food Youth und studiert in Lübeck medizinische Ernährungswissenschaft. „Ich habe hier genau das bekommen, was ich erwartet habe. Ich sehe, wie der Alltag läuft.“Und der Alltag an dem Nachmittag ist das Unkrautjäten auf dem Gelbe-rübenfeld. Auf schmalen Brettern knien die drei Aktivistinnen zwischen den Reihen und trennen das Möhrenkraut von den „Ackerheilbegleitpflanzen“, wie Bauer Palm-kiefl schmunzelnd sagt. In seiner Bemerkung spiegelt sich zum einen die Wertschätzung für die Artenvielfalt, aber auch die Mühseligkeit des Jätens. Die Reihen sind lang, die Sonne sticht. „Es ist eine entspannende Arbeit, weil man sich unterhalten kann, aber ich weiß nicht, wie es aussehen würde, wenn ich das jeden Tag machen müsste“, sagt die 20-jährige Jette Kühn, die von der Naturfreundejugend kommt und zurzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr in Hannover absolviert.
Vor dem Jäten haben die Aktivistinnen zusammen mit Maria Kiefl in der Scheune Frühlingszwiebeln für den Markt vorbereitet. „Die braune Haut abziehen und oben die gelben Spitzen abknipsen“, erklärt die aus dem Bayerischen Wald stammende Bäuerin. Die Kiefls bauen auf ihrem Hof rund 50 verschiedene Gemüsearten und 40 Kräutersorten an. Verkauft werden sie im Direktvertrieb auf zwei Wochenmärkten in Kißlegg und Leutkirch und als Abonnement in Form von Gemüsekisten.
Am Mittagstisch diskutieren die Aktivistinnen und die Kiefls über Probleme der Landwirtschaft und mögliche Lösungen – und in der Analyse
der Situation liegen die 69-jährige Maria Kiefl, ihr 68-jähriger Ehemann und die jungen Helferinnen dicht beieinander. „Es braucht eine Veränderung, dass man nachhaltiger wirtschaftet und Lebensmittel wieder mehr wertschätzt“, sagt Gesa Gerloff. „Das System muss sich ändern, damit nicht nur die in die Landwirtschaft gehen, die dafür brennen, das hilft nicht weiter“, fügt Jette Kühn an.
Bei Maria Kiefl klingt die Forderung nach Wertschätzung für die Arbeit und die Produkte der Bauern so: „Verbraucher sind genauso verantwortlich für eine nachhaltige Landwirtschaft wie wir, wir alleine