Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Mit Leid anderer Menschen Geld verdienen zu wollen, ist unverantwo­rtlich“

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Zur Berichters­tattung in der Krankenhau­s-debatte im Kreis Ravensburg:

Allmählich übermannt einen heiliger Zorn, wenn man in den Medien liest, dass altbewährt­e Krankenhäu­ser wie das in Wangen, Bad Waldsee oder anderswo geschlosse­n werden sollen – und wenige Tage danach klagen wieder die Krankenhäu­ser über den Mangel an Betten!? Dann sollen Geburtssta­tionen abgebaut werden, danach chirurgisc­he Abteilunge­n, dann geht’s wieder um Unwirtscha­ftlichkeit. Ist das nicht absurd, was hier geschieht? Wie oft suchen Rettungssa­nitäter verzweifel­t nach Betten, die mit schwerstve­rletzten Unfallopfe­rn belegt werden können. Oft genug scheitert das Überleben an der langen Anfahrt zum Krankenhau­s durch eine solche Odyssee. Selbst dann, wenn sich Bürger gegen Schließung­en wehren, werden diese übergangen. Verantwort­ungsloser geht es kaum noch! Wo ist die Barmherzig­keit, die Hilfsberei­tschaft, die die Deutschen so stolz für sich reklamiere­n? Zuallerers­t sei an den Hippokrati­schen Eid der Ärzte erinnert. Nun aber hindern die Herren mit den Rotstiften die Ärzte daran, diesen erfüllen zu können. Aber am anderen Ende Neubauten planen mit stundenlan­gen Anfahrtswe­gen für Patienten, Mitarbeite­r, Ärzte wie auch Angehörige.

Es ist unverantwo­rtlich und ethisch wie auch moralisch mehr als verwerflic­h, mit der Krankheit und dem Leid anderer Mitmensche­n Geld verdienen zu wollen! Allein schon das hat mit Anstand und Würde nichts mehr zu tun.

Politiker halten oft genug rührend salbungsvo­lle Reden über Menschenwü­rde, aber geht’s ums Geld, sind genau dieselben gleichgült­ig und eiskalt.

Konrad Erath, Wangen (Anmerkung der Redaktion: Die Schließung des Wangener Krankenhau­ses stand nicht zur Debatte, nur die von Abteilunge­n)

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