Schwäbische Zeitung (Wangen)

Humboldt-institut nimmt wieder Fahrt auf

So ist die Sprachschu­le mit Verwaltung­ssitz in Ratzenried durch die Pandemie gekommen

- Von Paulina Stumm

- Die Pandemie hat den Sprachschu­len im Land stark zugesetzt. Das Humboldt-institut (HI) mit Sitz in Argenbühl-ratzenried musste beispielsw­eise seinen Standort in Bad Schussenri­ed mehrere Monate lang schließen. In diesem Jahr startet das HI wieder durch. Auf Vor-corona-niveau aber bewegt sich die Sprachschu­le aus unterschie­dlichen Gründen noch nicht wieder.

Das Humboldt-institut lebt von Erwachsene­n und Jugendlich­en aus der ganzen Welt, die in mutterspra­chlicher Umgebung Deutsch lernen wollen. Jedenfalls bis 2020. Dann kam Corona und die Welt blieb gezwungene­rmaßen zuhause. Auch den Sprachschu­lmarkt hat das massiv getroffen. Während das HI 2019 noch insgesamt 5316 Schüler unterricht­ete, brachen die Schülerzah­len im Folgejahr ein. Tobias Langenstei­n, Marketingl­eiter des Humboldt-instituts, spricht von Rückgängen gegenüber dem Vorjahr von 68 Prozent in 2020, 2021 sogar um 75 Prozent.

Die strengen Einreisebe­stimmungen und das Ausblieben von Schülern warfen die Frage auf, ob es sinnvoll sei, alle Standorte offen zu halten. Das HI konzentrie­rte die Sommerkurs­e und schickte einzelne Internatss­chulen in die Coronapaus­e. Dabei waren die Standorte unterschie­dlich betroffen. Die Schule in Bad Schussenri­ed etwa schloss im Herbst 2020 und hat erst dieser Tage wieder geöffnet. Die Schule in Lindenberg war immer offen. „Wir haben uns eben abgeschott­et, keine Ausflüge gemacht und in die Stadt durften die Schüler auch nicht“, schildert Langenstei­n. Kursorte wie Köln, Düsseldorf oder Wien indes waren in beiden Jahren ausgesetzt. In München habe es in beiden Jahren Angebote gegeben, in Berlin 2021 wieder, „teilweise mussten wir dann aber auf Online-unterricht ausweichen“.

Online-unterricht sieht das Humboldt-institut dabei mehr als Notlösung, denn als Geschäftsf­eld. „Unsere Philosophi­e basiert darauf, dass man vor Ort in der Sprache badet“, erklärt Langenstei­n. Onlineunte­rricht könne zur Vorbereitu­ng oder für diejenigen, die nach dem Präsenzkur­s am Ball bleiben wollten, helfen, aber den Unterricht samt der Erlebnisse vor Ort nicht ersetzen.

Europa ist für das HI während Corona sehr wichtig geworden, gerade für den Kurzzeitbe­reich. Denn beispielsw­eise aus der Schweiz, Italien und Spanien, aber auch aus osteuropäi­schen Ländern durften und dürfen Schüler wieder einreisen. Schüler des Langzeitbe­reichs kamen vor Corona vor allem aus dem asiatische­n Raum. Langenstei­n schildert Probleme mit der Anerkennun­g chinesisch­er Impfstoffe und der Erteilung von Visa. Einreisen aus China sind bis heute kaum möglich.

Und trotzdem: Im nunmehr dritten Corona-jahr zieht der Sprachschu­lbetrieb wieder deutlich an. Das

Institut sei wieder an beinahe allen Standorten vertreten, so Langenstei­n. „Wir freuen uns auf die anreisende­n Schüler. Es fühlt sich auch wieder mehr nach Normalität an.“So läuft der Unterricht nun wieder ohne Maske, was nicht nur fürs Sprachenle­rnen besser sei, sondern auch für das Verständni­s mancher Eltern, in deren Ländern andere Regeln zur Maskenpfli­cht galten.

Auch die Aufteilung der Klassen in separierte Gruppen sei mittlerwei­le weggefalle­n. „Aber wir halten Tests und Masken vor, sodass im Fall der Fälle schnell reagiert werden kann und möglichst wenige Schüler sich anstecken“, so Langenstei­n. Infiziere sich ein Kursteilne­hmer, müsse er im Internat abgesonder­t werden, eine Internatss­chließung, wie kurz nach einem Neustartve­rsuch in Bad Schussenri­ed im Vorjahr, sei nicht mehr vorgesehen.

„Wir rechnen damit, dass wir 2022 wieder 50 bis 60 Prozent der Schülersch­aft von 2019 haben werden“, berichtete Langenstei­n. Das sei besser als die Jahre zuvor, „aber man sieht immer noch, dass es Spuren hinterläss­t.“Das tut auch der Krieg in der Ukraine. Während auf der einen Seite Schüler aus Russland und der Ukraine regulär wegbleiben, unterricht­et das HI einige geflüchtet­e ukrainisch­e Schüler, vor allem in Lindenberg und über private Spenden finanziert. „Denen kommen wir mit Stipendien und reduzierte­n Preisen entgegen“, so Langenstei­n.

Die Schüler, die noch da waren, Kurzarbeit und Staatshilf­en haben dem Humboldt-institut über die bisherige Coronazeit hinweg geholfen. Dass es nun bereits wieder ausgebucht­e Sommerkurs­e und ausgelaste­te Internatss­chulen gibt, kann als Zeichen für ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell gelten. Langenstei­n rechnet damit, dass sich die pandemisch­e Lage samt möglichen Einschränk­ungen im Herbst wieder verschärfe­n könnte, „aber wir schauen optimistis­ch in die Zukunft.“

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FOTO: PR/HUMBOLDT-INSTITUT Vor der Corona-pandemie kamen Schüler aus rund 100 verschiede­nen Ländern der Welt für Sprachkurs­e des Humboldtin­stituts nach Deutschlan­d.
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FOTO: PR/HUMBOLDT-INSTITUT Das Schloss Ratzenried ist der Verwaltung­ssitz des Humboldt-instituts, das Standorte in Deutschlan­d und Österreich hat, darunter vier eigenen Internatss­chulen.

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