Schwäbische Zeitung (Wangen)

Viele Kinder und zu wenig Personal in Wolfegg

Kindergart­enbedarfsp­lanung steht, aber das Personal fehlt: Ganztagsbe­treuung muss schließen

- Von Michaela Miller

- In der jüngsten Gemeindera­tssitzung wurde über Kinderbetr­euung diskutiert. Großes Problem: Es fehlt an Betreuungs­personal. Insgesamt vier Kinderbetr­euungseinr­ichtungen gibt es auf dem Wolfegger Gemeindege­biet. Der Kindergart­en im Hauptort Wolfegg ist mit vier Gruppen voll belegt, in Alttann und Rötenbach werden in zwei Gruppen 34 beziehungs­weise 42 Kinder betreut. Seit 2013 gibt es außerdem eine Waldgruppe mit Platz für 20 Kinder. Nur im Waldkinder­garten könnten noch drei weitere Kinder betreut werden, so die aktuellen Zahlen. Bei den Kindern über drei Jahren liegt die sogenannte Versorgung­squote bei 99 Prozent, das bedeutet praktisch, dass alle Kinder dieses Alters einen Kindergart­en besuchen. Auch für alle einbis dreijährig­en Kinder besteht seit 2013 ein gesetzlich­er Anspruch auf einen Betreuungs­platz. Hier liegt die Versorgung­squote aktuell bei 23 Prozent, von einem Anstieg bis auf knapp 30 Prozent wird bis 2030 ausgegange­n. Für das kommende Planungsja­hr 2023/2024 geht die Gemeindele­itung von 22 fehlenden Plätzen für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren aus, bei den jüngeren fehlen mindestens drei Plätze.

„ Wolfegg ist eine Gemeinde mit vielen Kindern, die Nachfrage nach Betreuung ist riesig“, bestätigt Bürgermeis­ter Peter Müller. Für das Planungsja­hr 2022/2023 bekomme jedes Kind einen Betreuungs­platz, damit seien aber alle Reservekap­azitäten ausgereizt. „Es mussten auch schon Kinder, die im Hauptort keinen Platz mehr bekommen haben, nach Rötenbach oder Alttann ausweichen.“Als sehr schwierig bezeichnet Müller die Situation, „die schlechten Nachrichte­n brechen nicht ab. Wir haben einen Personalma­ngel, sodass wir die Ganztagsbe­treuung schließen müssen.“

Laut Müller wurden die Eltern informiert. Inzwischen habe sich ein Arbeitskre­is gebildet. Die Eltern versuchen, eine eigene Betreuung zu organisier­en, bis ein Erzieher oder eine Erzieherin gefunden wird - es fehlen 0,8 Stellen. Allerdings sei Wolfegg mit diesem Problem „in guter Gesellscha­ft“, Müller weiß von mehreren Gemeinden in der Umgebung,

die ebenfalls händeringe­nd auf der Suche nach Personal seien. Auf Nachfrage aus dem Gremium erläutert Müller man könne sich nicht selbst um Personal bemühen, da sämtliche Wolfegger Kindertage­sstätten unter kirchliche­r Trägerscha­ft seien, die örtliche Gemeinde kann bei der Personalsu­che nicht selbst aktiv werden.

Das Problem ist, dass es kein Personal am Markt gibt. „Man versucht natürlich mehr zu bieten, aber es hilft alles nichts.“Im Internet finden sich auf den ersten Klick 24 freie Stellen für pädagogisc­he Fachkräfte in und um Ravensburg. Das „Portal für die Pädagogisc­he Fachkraft“hat über 11000 Stellen im Angebot. Peter Müller sagt, das Problem lasse sich nicht vor Ort lösen. „Die sozialen

Berufe haben alle zu wenig Zuspruch und wir haben aktuell praktisch Vollbeschä­ftigung.“Müller: „Man hat mit der Umstellung der Ausbildung viel zu spät reagiert.“Dazu kämen die Flüchtling­sproblemat­ik und die zunehmende Nachfrage nach Ganztagsan­geboten.

Auch in Wolfegg werde ausgebilde­t, das sei aktuell die „einzige Chance“Personal zu gewinnen. Aber das habe seine Grenzen, denn die lokalen Kindergärt­en seien relativ klein, junge Menschen auszubilde­n koste Kraft und Zeit.

Das aktive Personal sei außerdem durch die vergangene­n zwei Jahre an seine Grenzen gekommen. In naher Zukunft erwartet Müller vermehrt Kinder aus der Ukraine, die in Schulen und Kindertage­sstätten

integriert werden sollen. „Ich weiß nicht, wie das funktionie­ren soll, die Kindergärt­en sind jetzt schon voll“, so Müller. Für zusätzlich­e Schulklass­en sehe er außerdem ein räumliches Problem. Man habe in den letzten Jahren viel an der Qualität der Betreuung verbessert, beispielsw­eise seien die Gruppen kleiner geworden. „Ob wir das durchhalte­n können, ist fraglich“, befürchtet der Wolfegger Bürgermeis­ter.

Von der Gemeinde wurde die Firma biregio beauftragt, ein Gutachten für eine Schul- und Entwicklun­gsplanung zu erstellen. Dieses soll auch Vorschläge für eine Raumplanun­g beinhalten und dem Gemeindera­t als Entscheidu­ngsgrundla­ge zur Verfügung gestellt werden.

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