Viele Kinder und zu wenig Personal in Wolfegg
Kindergartenbedarfsplanung steht, aber das Personal fehlt: Ganztagsbetreuung muss schließen
- In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde über Kinderbetreuung diskutiert. Großes Problem: Es fehlt an Betreuungspersonal. Insgesamt vier Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es auf dem Wolfegger Gemeindegebiet. Der Kindergarten im Hauptort Wolfegg ist mit vier Gruppen voll belegt, in Alttann und Rötenbach werden in zwei Gruppen 34 beziehungsweise 42 Kinder betreut. Seit 2013 gibt es außerdem eine Waldgruppe mit Platz für 20 Kinder. Nur im Waldkindergarten könnten noch drei weitere Kinder betreut werden, so die aktuellen Zahlen. Bei den Kindern über drei Jahren liegt die sogenannte Versorgungsquote bei 99 Prozent, das bedeutet praktisch, dass alle Kinder dieses Alters einen Kindergarten besuchen. Auch für alle einbis dreijährigen Kinder besteht seit 2013 ein gesetzlicher Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Hier liegt die Versorgungsquote aktuell bei 23 Prozent, von einem Anstieg bis auf knapp 30 Prozent wird bis 2030 ausgegangen. Für das kommende Planungsjahr 2023/2024 geht die Gemeindeleitung von 22 fehlenden Plätzen für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren aus, bei den jüngeren fehlen mindestens drei Plätze.
„ Wolfegg ist eine Gemeinde mit vielen Kindern, die Nachfrage nach Betreuung ist riesig“, bestätigt Bürgermeister Peter Müller. Für das Planungsjahr 2022/2023 bekomme jedes Kind einen Betreuungsplatz, damit seien aber alle Reservekapazitäten ausgereizt. „Es mussten auch schon Kinder, die im Hauptort keinen Platz mehr bekommen haben, nach Rötenbach oder Alttann ausweichen.“Als sehr schwierig bezeichnet Müller die Situation, „die schlechten Nachrichten brechen nicht ab. Wir haben einen Personalmangel, sodass wir die Ganztagsbetreuung schließen müssen.“
Laut Müller wurden die Eltern informiert. Inzwischen habe sich ein Arbeitskreis gebildet. Die Eltern versuchen, eine eigene Betreuung zu organisieren, bis ein Erzieher oder eine Erzieherin gefunden wird - es fehlen 0,8 Stellen. Allerdings sei Wolfegg mit diesem Problem „in guter Gesellschaft“, Müller weiß von mehreren Gemeinden in der Umgebung,
die ebenfalls händeringend auf der Suche nach Personal seien. Auf Nachfrage aus dem Gremium erläutert Müller man könne sich nicht selbst um Personal bemühen, da sämtliche Wolfegger Kindertagesstätten unter kirchlicher Trägerschaft seien, die örtliche Gemeinde kann bei der Personalsuche nicht selbst aktiv werden.
Das Problem ist, dass es kein Personal am Markt gibt. „Man versucht natürlich mehr zu bieten, aber es hilft alles nichts.“Im Internet finden sich auf den ersten Klick 24 freie Stellen für pädagogische Fachkräfte in und um Ravensburg. Das „Portal für die Pädagogische Fachkraft“hat über 11000 Stellen im Angebot. Peter Müller sagt, das Problem lasse sich nicht vor Ort lösen. „Die sozialen
Berufe haben alle zu wenig Zuspruch und wir haben aktuell praktisch Vollbeschäftigung.“Müller: „Man hat mit der Umstellung der Ausbildung viel zu spät reagiert.“Dazu kämen die Flüchtlingsproblematik und die zunehmende Nachfrage nach Ganztagsangeboten.
Auch in Wolfegg werde ausgebildet, das sei aktuell die „einzige Chance“Personal zu gewinnen. Aber das habe seine Grenzen, denn die lokalen Kindergärten seien relativ klein, junge Menschen auszubilden koste Kraft und Zeit.
Das aktive Personal sei außerdem durch die vergangenen zwei Jahre an seine Grenzen gekommen. In naher Zukunft erwartet Müller vermehrt Kinder aus der Ukraine, die in Schulen und Kindertagesstätten
integriert werden sollen. „Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, die Kindergärten sind jetzt schon voll“, so Müller. Für zusätzliche Schulklassen sehe er außerdem ein räumliches Problem. Man habe in den letzten Jahren viel an der Qualität der Betreuung verbessert, beispielsweise seien die Gruppen kleiner geworden. „Ob wir das durchhalten können, ist fraglich“, befürchtet der Wolfegger Bürgermeister.
Von der Gemeinde wurde die Firma biregio beauftragt, ein Gutachten für eine Schul- und Entwicklungsplanung zu erstellen. Dieses soll auch Vorschläge für eine Raumplanung beinhalten und dem Gemeinderat als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung gestellt werden.