Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bier fließt trotz Inflation

Erstmals seit Beginn der Corona-pandemie finden in Kempten und dem Oberallgäu wieder größere Feste statt

- Von Laura Wiedemann

- Während die Musikkapel­le Durach das Bezirksmus­ikfest, das vom 23. bis 26. Juni geplant war, abgesagt hat, findet die Allgäuer Festwoche in Kempten im August statt. Im September stehen im Oberallgäu zahlreiche Viehscheid­e an. Was da nicht fehlen darf ? Na klar, ein kühles Bier.

„In der Gastronomi­e erleben wir einen enormen Aufschwung“, sagt Niklas Zötler, Chef der gleichnami­gen Brauerei in Rettenberg. Ebenso fänden kleinere Vereinsfes­te wieder statt. „Was große Festzelte angeht, läuft noch nicht alles in gewohnter Manier.“Auch sonst stehen Brauereien in Kempten und dem Oberallgäu vor einigen Hürden.

Mit der Corona-pandemie habe der Biermarkt den größten Einbruch seit der Nachkriegs­zeit erlebt, sagt Heinz Christ, Vorstand beim Allgäuer Brauhaus in Kempten. Noch habe sich die Branche nicht ganz davon erholt. Doch er blickt optimistis­ch in den Sommer. Christ sagt: „Abgerechne­t wird natürlich erst am Jahresende, und derzeit sind noch viele Unbekannte in der Gleichung.“Beispielsw­eise steigende Kosten, Unsicherhe­iten bei der Energiever­sorgung oder beim Wetter.

Von diesen Bedenken berichtet auch Niklas Zötler. Flaschen, Etiketten, Leim oder Malz: „Alles wird teurer“, sagt der Brauerei-chef. Weil die Rohstoffpr­eise für die Bier-produktion schon in den vergangene­n Jahren gestiegen seien, hat Zötler seine Verkaufspr­eise

im Februar erhöht. „Das machen wir alle zwei bis drei Jahre. Der Angriffskr­ieg auf die Ukraine hat da noch keine Rolle gespielt“, erläutert er.

Nun sei die Situation noch angespannt­er. Eine vorzeitige Preiserhöh­ung sei zwar nicht geplant, könne aber auch nicht ausgeschlo­ssen werden. Auch das Allgäuer Brauhaus spüre diese Entwicklun­gen, sagt Christ, hält sich bei deren Auswirkung­en auf die Preisgesta­ltung aber bedeckt.

Etwa einen Euro teurer ist die Kiste Meckatzer-bier aus Heimenkirc­h (Landkreis Lindau) seit März für Händler. Grund dafür sind die Kostenstei­gerungen der vergangene­n Jahre, sagt Brauereich­ef Michael Weiß: „Wir haben zwar eine Empfehlung für die Erhöhung des Endverbrau­cherpreise­s gegeben. Es entscheide­t aber letztlich allein der Einzelhand­el, um wie viel er die Preise seiner Produkte erhöht.“

Hinzu kommen laut Zötler Lieferengp­ässe. Aktuell sei vor allem CO2, das zum Abfüllen von Bier benötigt wird, schwer zu bekommen. Für trockene Kehlen in Biergärten und Festzelten sorgen diese Hürden aber nicht. Zötler sagt: „Die Produktion läuft und wir liegen voll in der Planung.“Nach und nach fänden auch Mitarbeite­nde und Partner wie Handwerker, Zulieferer und Vereine wieder in die gewohnten Abläufe. Meckatzer-chef Weiß sagt: „Was Vereine und ehrenamtli­che Helfer hier auf die Beine stellen, ist für unsere Gesellscha­ft von großer Bedeutung vor allem für den Gemeinsinn.“

Das Fassbierge­schäft beim Allgäuer Brauhaus sei während der Pandemie fast vollständi­g zum Erliegen gekommen. „Umso schöner ist es, wenn unsere Allgäuer Brauhaus und Allgäuer Büble Biere nun wieder vermehrt frisch gezapft in Krüge und Gläser fließen“, sagt Christ. Auch Flaschenbi­er werde freilich weiter getrunken. Während der Pandemie hatten auch Brauereien im Allgäu Schwierigk­eiten mit fehlendem Leergut. Daran habe sich leider noch nichts geändert, sagt Meckatzerc­hef Weiß.

Noch würden die Menschen im Allgäu auch in Zeiten der Inflation nicht am Bier sparen – und fleißig Feste in der Umgebung besuchen. Dafür, dass das so bleibt, will Zötler auch mit eigenen Aktionen sorgen. So plant die Brauerei beispielsw­eise eine Oldtimer-tour durch Biergärten in der Region, bei der aus den alten Wägen frisches Fassbier gezapft werden soll. Außerdem sollen Saisonbier­e künftig mehr im Fokus stehen. Bevor die Massen aufs Festwochen­gelände in Kempten strömen, sei beispielsw­eise ein Bieranstic­h in der Zötler-brauerei geplant.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Für die Brauereien bedeuten die anstehende­n Feste einen hohen Planungsau­fwand.

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