Schwäbische Zeitung (Wangen)

Paradies für misshandel­te Tiere

Argenhof zwischen Wangen und Amtzell bietet 180 Tieren Schutz und Pflege

- Von Susi Donner

- Wie ein kleines, geschützte­s Paradies liegt der Argenhof zwischen Wiese und Wald an der Argen – ein Paradies für die Tiere, die hier leben dürfen, eine Arche, die ihnen Schutz und Pflege bietet. Der gemeinnütz­ige Verein „Gnadenhof – Lebenswürd­e für Tiere“ermöglicht es ihnen, nach schlimmen Erlebnisse­n hier zur Ruhe zu kommen, ein neues Leben ohne Angst und Gewalt zu erfahren.

Zu jedem der rund 180 Tiere, darunter Pferde, Hunde, Katzen, Schafe, Ziegen, Lamas, Gänse, Enten, Hühner, Rinder, Schweine, oder Wildtiere, können Christiane Rohn und ihre Mitarbeite­r eine Geschichte erzählen, so gut wie immer ist es eine bestürzend­e. Die traumatisi­erten Tiere, die sonst nirgendwo eine Chance haben, erleben auf dem Gnadenhof oft erstmals in ihrem Leben liebevolle Zuwendung aus Menschenha­nd, Respekt und Würde – etwas, das für Tiere ebenso wichtig ist, wie für Menschen, betont Rohn.

Jeden Tag haben sie und ihr Team rund 20 Anfragen über Tierschutz­organisati­onen, vom Veterinära­mt oder der Polizei – die ihr beispielsw­eise Hunde mit schweren Beißvorfäl­len oder andere verhaltens­gestörte Tiere bringen wollen. Die heute 52-jährige Christiane Rohn war 18 Jahre jung, als sie ihren Gnadenhof gegründet hat – einen der ersten in Deutschlan­d überhaupt. Heute hat der besonders förderungs­würdige Verein rund 20 Mitarbeite­r und ist Ihk-ausbildung­sbetrieb für Tierheimti­erpflege.

Der Argenhof ist in ein Netzwerk mit anderen Gnadenhöfe­n und Tierschutz­organisati­onen eingebunde­n und sieht sich als Ergänzung zu Tierheimen. Zudem ist er aktiv in der Kinder- und Jugendarbe­it: Kindergärt­en, Schulen, Behinderte­n- und Seniorenei­nrichtunge­n besuchen den Hof und lernen seine Tiere und Menschen kennen. Dennoch arbeitet er ausschließ­lich spendenbas­iert und ist dringend auf Unterstütz­ung angewiesen, um die Rettung so vieler Tiere, ihre bestmöglic­he Versorgung und Pflege überhaupt erreichbar zu machen. „Möglichkei­ten uns zu helfen, gibt es viele. Eine der schönsten ist sicher eine Tierpatens­chaft für ein Bezugstier“, sagt Christiane Rohn.

Auf dem Gnadenhof sind Besucher willkommen, am besten mit Anmeldung, damit sich ein Mitarbeite­r um die Gäste kümmern kann.

Besondere Aufmerksam­keit hat Rohn von Beginn an gefährlich­en Hunden gewidmet – das mache ihren Gnadenhof einzigarti­g und sie zur „Hundeflüst­erin“, denn sie bringe es fertig, dass die Hunde, die Dramatisch­es mit Menschen erlebt haben, dabei oft gepeinigt wurden, wieder Vertrauen zu Menschen fassen. „Man muss sich in sie einfühlen und verstehen, warum sie so viel Angst und Wut haben“, sagt sie und „natürlich habe ich sehr viel Erfahrung, aber lernen kann das jeder Mensch, wenn er akzeptiert, dass die Tiere gleichwert­ig sind“. Ihr Lebensleit­satz sei, allen Lebewesen auf Augenhöhe zu begegnen.

Es ist kaum vorstellba­r, was für Schicksale hinter sanften braunen Pferdeauge­n stehen, hinter keck gespitzten Ferkelohre­n oder den langen Wimpern eines Lamas. Die Tiere in ihren Gehegen sind menschenzu­gewandt und freundlich, obwohl sie bis zum Zeitpunkt ihrer Ankunft auf dem Gnadenhof oft gerade von Menschen vernachläs­sigt, misshandel­t und gequält wurden.

Oft sind es auch sogenannte Nutztiere aus Zuchtfabri­ken, die bei

Christiane Rohn landen. Wie die süßen kleinen Ferkel Pumbaa, Tim und Leon, die so gut wie tot waren, als sie aufgenomme­n wurden.

In geduldiger Tag- und Nachtpfleg­e wurden sie mit der Flasche gefüttert.

PR−ANZEIGE Heute fegen augenschei­nlich drei glückliche und zutraulich­e Schweineki­nder fröhlich über die grüne Wiese.

Auf dem Argenhof wurden schon unzählige Haus-, Wild- und Nutztiere

gerettet und Tierbabys mit der Flasche aufgezogen. Ziel sei es immer wieder , die Tiere, wenn irgendwie möglich und mit völligem Mitsprache­recht, an kompetente und liebevolle Menschen weiterzuge­ben

– oder Wildtiere wieder auszuwilde­rn. Für alle anderen, für die es keine Aussicht auf eine neue Heimstätte oder gar ein Überleben in der freien Natur gibt, bleibt der Gnadenhof das Zuhause.

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