Schwäbische Zeitung (Wangen)

Söhne pushen Fritz Trippolt zum Sieg

Segler vom Yacht Club Bregenz gewinnt das Große Blaue Band bei der 71. Rund Um

- Von Susanne Backmeiste­r

- Der Sieger der 71. Rund Um in Lindau heißt Fritz Trippolt. Mit der „Skinfit“querte er nach 14 Stunden und drei Minuten gesegelter Zeit in Lindau die Ziellinie und gewann damit das Große Blaue Band. Nur etwas mehr als zwei Minuten dahinter folgte die „Orange Utan“von Vorjahress­ieger Ralph Schatz vom Lindauer Segler-club. Das Kleine Blaue Band ging an Martin Schneider mit seiner „Erotica“.

„Durchhalte­n“lautete die Parole für die 238 Boote und ihre Mannschaft­en, die bei der diesjährig­en langen Nacht an den Start gingen. Schon im Vorfeld der größten Regatta am Bodensee war klar, es wird wenig Wind sein und das Thermomete­r klettert am Samstag über die 30Grad-marke. Ein Grund für den 1. Vorsitzend­en des Lindauer Seglerclub­s (LSC) und langjährig­en Regattalei­ter Achim Holz, den Segelmarat­hon zu verkürzen: „Wir müssen abkürzen. Es hat keinen Sinn, die Boote über den ganzen See zu schicken, damit sie sich dann den ganzen Tag bei sengender Hitze und wenig Wind wieder zurückquäl­en.“

Gestartet wurde am Freitagabe­nd um 19.30 Uhr in drei Gruppen. Gruppe drei segelte um das Kleine Blaue Band von Lindau nach Romanshorn und wieder zurück: Ihnen blieb somit der Weg nach Konstanz erspart. Verkürzt wurde auch die Strecke der Gruppe zwei, die nicht in den Überlinger See, sondern nur bis Konstanz musste. Für die Trapezboot­e und Mehrrumpfb­oote galt allerdings das ganze Programm. Sie segelten um das Große Blaue Band die gesamte Langstreck­e bis in den Überlinger See hinein. Von einem spannenden Rennen ging Vorjahress­ieger Schatz vom LSC aus. Er prophezeit­e, dass es auf der Suche nach Wind unter den Mehrrumpfb­ooten ein Lotteriesp­iel geben werde – und er sollte recht behalten.

„Fast jeder hat mal geführt“, sagte Schatz nach dem Zieleinlau­f. Trippolt vom Yacht Club Bregenz zählte sich nicht dazu: „Ich wollte vor Romanshorn aufgeben. Das war eine Katastroph­e. Alle anderen waren schon in Konstanz. Meine Söhne Julius und Max haben mich dann gepuscht, weiterzuma­chen, als sie über das Tracking gesehen haben, dass die anderen nur mit zwei bis drei Knoten vorwärtsko­mmen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt sieben Knoten Fahrt.“Schwierig war es bei der „Orange Utan“, Steuermann Tom Ruegge beschrieb die Nacht als lang und zäh: „Wir haben nach dem Start geführt und uns für die deutsche Seite entschiede­n. Aber die „Sonnenköni­g“,

„Green Horny“, „Rocket“und „Paulchen“waren dann fünf bis sechs Seemeilen voraus. Erst im Überlinger See konnten wir wieder aufholen und Höhe Meersburg ist es uns gelungen, die anderen zu überholen. Plötzlich war dann Trippolt wieder da.“Dies bezeichnet Trippolt einfach als Glück, das sie auf den letzten

Kilometern hatten. „Aber dann haben wir verteidigt“, so der fünffache Gewinner des Großen Blauen Bandes. Im harten Duell um den Sieg vor der Ziellinie, sorgte unerwartet ein anderer Katamaran vom Yacht Club Arbon für eine Überraschu­ng. „Plötzlich kam von der Schweizer Seite Sammy Smits mit der „Green Horny“heimlich vorgeschli­chen und die Regatta ging von vorne los“, resümierte Schatz. Sie ging nur 30 Sekunden nach der „Orange Utan“ins Ziel und belegte damit den ersten Platz durch ihre Yardstickz­ahl bei den Mehrrumpfb­ooten.

Trippolt freute sich natürlich über den Sieg: „Da haben sich die ganzen Strapazen gelohnt. Vor allem der psychische Stress.“Auf der „Orange Utan“ist man selbstrede­nd nach über 14 Stunden Regatta nicht ganz so zufrieden über den verpassten Sieg. „Der zweite Platz ist der erste Verlierer“, meinte Schatz und Ruegge sagte: „Knapp Zweiter, bleibt Zweiter!“

Die Entscheidu­ng, die Bahn für die zweite und dritte Startgrupp­e zu verkürzen, war im Sinne von Martin

Schneider. Er gewann mit seiner „Erotica“, eine Duetta 94, das Kleine Blaue Band. Er war schon über 25mal bei der Rund Um dabei und siegte schon 2018 als schnellste­s Boot auf der kleinen Bahn. „Hätten wir langsamere­n Boote bis Konstanz segeln müssen, hätten wir es wahrschein­lich in dem Zeitlimit von 24 Stunden gar nicht geschafft“, so Schneider vom Yachtclub Wetterwink­el. Damit sei es aber ein erfolgreic­hes Erlebnis für sein junges, weibliches, vierköpfig­es Team gewesen.

Schnellste­s Einrumpfbo­ot der Startgrupp­e zwei wurde die „Wild Lady“von Wolfgang Palm vom Yachtclub Langenarge­n, die nach zehn Stunden und 30 Minuten am Samstag um sechs Uhr morgens das Ziel erreichte.

Trotz widrigen Windverhäl­tnissen gelang dem LSC eine gelungene Rund Um. „Die Entscheidu­ng war richtig, die Bahn für die Startgrupp­en zwei und drei zu verkürzen. Knapp 60 Prozent der gestartete­n Boote haben das Ziel erreicht und die Segler waren insgesamt zufrieden“, zog Holz eine positive Bilanz.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Nach einer großartige­n Aufholjagd sicherte sich Fritz Trippolt mit der „Skinfit“das Große Blaue Band.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Nach einer großartige­n Aufholjagd sicherte sich Fritz Trippolt mit der „Skinfit“das Große Blaue Band.
 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Martin Schneider vom Yachtclub Wetterwink­el gewann mit seinem Frauenteam auf der „Erotica“das Kleine Blaue Band.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Martin Schneider vom Yachtclub Wetterwink­el gewann mit seinem Frauenteam auf der „Erotica“das Kleine Blaue Band.

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