TÜV widerspricht Atom-bedenken der Grünen
Gutachter sehen keine technischen Probleme für einen längeren Betrieb des Kernkraftwerks Isar 2
- Der Druck auf die Bundesregierung, die Laufzeiten der verbliebenen drei Atomkraftwerke zu verlängern, wird größer. Ein Gutachten des TÜV Süd ist nun öffentlich geworden, demzufolge der Technische Prüfverein keine sicherheitsoder prüftechnischen Bedenken gegen einen Weiterbetrieb des AKW Isar 2 über das Jahresende hinaus hat.
Selbst eine Wiederinbetriebnahme von Gundremmingen sei „aus technischer Sicht möglich“, heißt es in dem vom bayerischen Umweltministerium in Auftrag gegebenen Gutachten. Dies widerspricht dem Hauptargument von Wirtschaftsminister Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne), dass ein Weiterbetrieb aus Sicherheitsgründen nicht zu verantworten sei. So sei in den AKW eine „Periodische Sicherheitsüberprüfung“(PSÜ) alle drei Jahre überfällig, auf die aufgrund der geplanten Abschaltung verzichtet wurde.
Diese Darstellung weisen mehrere Experten zurück. „Eine PSÜ dient nicht der Erkennung von Schäden“, sagte Uwe Stoll von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit der „Schwäbischen Zeitung“. Sie solle „aus der Betriebserfahrung der letzten Jahre, der Analyse des Ist-zustandes der Anlage und einem Vergleich zum aktuell gültigen Regelwerk Verbesserungspotenzial“aufzeigen, so der Technische Geschäftsführer.
Auch ohne PSÜ seien die AKW sicher, Sicherheitschecks würden regelmäßig durchgeführt. Ein Sprecher des Kernkraftverbands Kernd bestätigte dies: „Für die Annahme, dass aufgrund des Fehlens der PSÜ möglicherweise Defizite in der Sicherheitstechnik unentdeckt blieben, besteht keine Grundlage.“Zudem sei bisher bei allen PSÜ „nur geringfügiges Verbesserungspotenzial festgestellt“worden.
Sollten die AKW weiterbetrieben werden, könne die Prüfung nachgeholt werden, so Stoll. Der Darstellung Habecks, sie stünden dann „ein halbes bis dreiviertel Jahr nicht mehr unter Volllast zur Verfügung“, kann er ebenfalls nicht folgen: „Da es sich bei der PSÜ zuallererst um Papierarbeit handelt, kann diese betriebsbegleitend durchgeführt werden.“
Zuvor hatte die Regierung argumentiert, die Brennstäbe würden für einen Weiterbetrieb nicht ausreichen. Dieser Aussage widerspricht der TÜV ebenfalls: Isar 2 könne mit vorhandenen Elementen bis August 2023 laufen. Eine Nachbestellung wäre binnen eines Jahres möglich.